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Aufbau der Welten, Einführungskurs II - Allgemeiner Überblick

Im Folgenden werden wir über den allgemeinen Aufbau der Wirklichkeit sprechen, beginnend von ihrer Entstehung - was eben auch Gegenstand des Studiums der Wissenschaft der Kabbalah ist. Diese antiken Weisheiten tragen zu uns diejenigen, welche die spirituelle Natur erkannt haben, dank den Eigenschaften, Instrumenten und Methoden, die sie für sich erarbeiteten. Das, was sie aus dem tiefen Eindringen in die Struktur der Realität erkannten, durchfühlten und verstanden, übermittelt uns diese Wissenschaft.

Wir existieren in einem bestimmten Bereich der Realität und erforschen sie mittels unserer fünf Sinnesorgane: Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen. Dank diesen Erforschungen entwickeln wir auch die Wissenschaften der Welt, in der wir leben - Wissenschaften, die zum Bereich der Naturwissenschaft gehören.

Es gibt aber noch einen anderen Teil der Realität, der vor uns verhüllt ist, d.h. den wir nicht mit unseren fünf Sinnesorganen wahrnehmen können. Wir können ihn nur dann erforschen, wenn wir ein zusätzliches Sinnesorgan entwickeln, neue Eigenschaften. Daher wird Kabbalah als "geheime Wissenschaft" bezeichnet - sie erklärt uns das, was vor uns auf natürliche Weise verhüllt ist.

Warum ist die Realität teilweise verhüllt und teilweise für unsere Wahrnehmung enthüllt? Weil wir immer und alles entsprechend der Angleichung der Eigenschaften wahrnehmen. Im Maße der bei uns vorhandenen Eigenschaften erschließen wir die umgebende Welt. Es mangelt uns allerdings an gewissen Eigenschaften- indem wir diese entwickeln, werden wir ihre unterschiedlichen Erscheinungen außerhalb von uns aufdecken. Mein Sehen und Hören basiert zum Beispiel auf Wellen einer bestimmten Leistung und Frequenz. Wenn solche Wellen außerhalb von mir vorhanden sind, dann empfange ich sie. Wellen können mir Empfindungen von Gerüchen vermitteln, indem sie meine Geruchsrezeptoren reizen, sie können in die Pupille oder auf das Trommelfell gelangen, usw. Alle Signale werden durch Wellen hervorgerufen, und in dem Maße, wie mein innerer Mechanismus fähig ist, sie nach dem Gesetz der Angleichung der Eigenschaften zu empfangen, nehme ich den Gesamtkomplex der mich umgebenden Wellen wahr. Das stellt eben auch das Bild meiner Realität dar, die Empfindung der Wirklichkeit.

Zuallererst hilft also die Methodik der Kabbalah dem Menschen dabei, eine neue innere Eigenschaft zu formen, einen neuen Sensor, Messfühler, der eine Frequenz einfängt, die zuvor nicht wahrgenommen wurde. Eine solche Ergänzung wird das Bild unserer Realität erweitern, und das neue Bild wird höhere Welt heißen. Warum "höhere Welt"? Weil wir einen Teil der Wirklichkeit entdecken werden, der bislang vor uns verhüllt war, und der sich nun dank innerer Veränderungen enthüllte, und Teil unseres vorherigen Bildes der Welt wurde. Wir werden sehen, dass in ihm all jene Kräfte entstehen, die in Folge in allen möglichen Formen von unseren natürlichen Sinnesorganen wahrgenommen werden. Diese Kräfte werden uns als etwas derartiges erscheinen, was über unseren natürlichen Empfindungen vorbereitet wird, und dann von dort in meine Sinnesorgane hinabsteigt, und mir dabei das Bild der sich erneuernden Welt und des Flusses der Zeit vermittelt.

Daher wird diese Realität als die "höhere" bezeichnet: sie geht dem voraus, was ich in meinen natürlichen Sinnesorganen wahrnehme. Kabbalisten (vom Wort lekabel- zu empfangen) werden so bezeichnet, weil sie über die Fähigkeit zu empfangen verfügen, dasjenige Bild der Wirklichkeit aufzunehmen, welches dem natürlichen Bild vorausgeht, welches wir alle in den natürlichen Sinnesorganen wahrnehmen.

Während wir außerdem diese höchste Wurzelrealität wahrnehmen, können wir mittels deren Erkundung zum Verständnis darüber gelangen, woraus sie selbst entspringt. Im Ergebnis erreichen wir eine besondere Kraft, die alle Details, sowohl der höchsten als auch dieser Welt umfasst. Diese Kraft bezeichnen wir als den Schöpfer. Warum? Weil wir herausfinden, dass Er der Erste ist. Er ließ die ganze Realität entstehen - die Höchste sowie die Unterste, die unbelebten, pflanzlichen, tierischen und sprechenden Stufen der Gesamtrealität. Er kontrolliert, lenkt, und beherrscht alle Details durch eine einzige Kraft, einen einzigen Gedanken und ein einziges Ziel.

Das ist es, was die Kabbalisten im Laufe des Studiums der höchsten Realität entdecken.

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Was enthüllt sich ihnen aber genau? Es enthüllt sich ihnen die Natur dieser Höheren Kraft bezüglich der ganzen Realität, d.h. aller Empfindungen, die wir entwickeln können, in welchen wir geboren werden und die Einwirkung der einzigen Kraft wahrnehmen. Es wird uns bewusst, dass diese Kraft Gut und Güte vollbringend ist, dass ihr urtümlicher Punkt die Liebe ist. So ist unsere Wahrnehmung. Von der Liebe ausgehend, von dem, was in der Kabbalah als der "Wille Gutes zu vollbringen" bezeichnet wird, wünschte es der Schöpfer, die ganze Realität auf der unbelebten, pflanzlichen, tierischen und sprechenden Stufe zu erschaffen - zu erschaffen, um ihr Heil zu bringen.

Auf welche Weise aber Heil bringen? Da diese Kraft durch nichts beschränkt und vollkommen ist, weil ihr Wille zu geben, Gutes zu vollbringen, nicht aus einem Mangel resultiert, sondern aus Liebe und Geben, aus der Fülle, die in ihrer Perfektion verspürt wird, - weil der Schöpfer die Geschöpfe zum gleichen Zustand führen will, in dem Er selbst verweilt. Mit anderen Worten möchte Er das Geschöpf zur Perfektion führen, indem Er es Sich ähnlich macht.

Was bedeutet das aber: das Geschöpf - d.h. jemanden außerhalb von Sich - zur Perfektion zu führen, indem Er es Sich ähnlich macht? Birgt sich hier nicht ein Widerspruch? Denn wenn der Schöpfer, die Höchste Kraft in einem vollkommen Zustand weilt - auf welche Weise kann dann jemand anderes in einem vollkommenen Zustand verweilen? Dann müsste er vollkommen mit dieser Kraft übereinstimmen, genau so sein wie sie. Oder reicht es aus, in der gleichen Eigenschaft zu verweilen wie sie?

Hier kommen wir endlich mit ersten kabbalistischen Begriffen in Berührung. Was bedeutet es, "genau so zu sein wie jemand anderes"? Wie jemand zu sein, oder nach Ausdruck der Kabbalisten mit jemandem in qualitativer Ähnlichkeit zu verharren, ihm ähnlich zu sein bedeutet Folgendes: Es gibt zwei Objekte, zwei Körper, zwei Wünsche, zwei Geschöpfe, Schöpfer und Geschöpf, derer natürliche Form unverändert bleibt, während ihre Eigenschaften oder Absichten identisch sind.


Abbildung 1

Der Schöpfer verweilt in der Form des Gebens. Wir sprechen nicht von Seinem Material oder Wesen - das durchspüren wir nicht. Das Wesen des Schöpfers wird als "Azmuto" bezeichnet, und Gespräche darüber sind vollkommen unbegründet, weil wir nur das wahrnehmen, was von Ihm zu uns kommt. Von Ihm kommt zu uns die Form des Gebens. Güte ist das, was wir empfinden. Seine Eigenschaft in Bezug auf uns ist das Geben. Unwichtig, wie unsere Natur ist - wenn wir, d.h. das Geschöpf, den gleichen Grad des Gebens an den Schöpfer erreichen, wie er Ihm selbst eigen ist, werden wir uns mit Ihm in der Angleichung an Ihn hinsichtlich der Form vorfinden, oder anders gesagt, hinsichtlich der äußeren Eigenschaft, des Wunsches, der Absicht. Dadurch werden wir Ihm ähnlich, gleich.

Warum? Weil Sein Geben an uns das einzige ist, was ich verstehe, verspüre und wahrnehme. Für mich ist es Seine Natur. Es genügt mir, den gleichen Selbstausdruck Ihm gegenüber zu erreichen, und dann werden wir gleich. Das Geschöpf wird dem Schöpfer gleich werden. Das Schöpfungsziel besteht vonseiten des Schöpfers darin, die Geschöpfe zu erschaffen und sie zum Zustand der Ähnlichkeit mit Sich zu führen. Denn Sein Zustand ist die Perfektion. Und uns erschuf der Schöpfer auf eine Weise, dass wir nach dieser Perfektion streben, und die Empfindung von deren Mangel wird als Chissaron bezeichnet. Unserer Natur wohnt ein unaufhörlicher Drang inne, die Vollkommenheit des Schöpfers zu erreichen. Das entspringt Seinem Plan im Bezug auf uns, der als "Plan des Schöpfers" bezeichnet wird, "Seine Geschöpfe mit Genuss zu erfüllen".


Abbildung 2

Das Geschöpf verfügt über eine Vielfalt an Eigenschaften, und jede von ihnen muss in die Form des Gebens gebracht  werden. Davon ausgehend können wir verstehen, dass die qualitative Angleichung partiell oder vollständig sein kann. Wenn beispielsweise ein Teil der Eigenschaften des Geschöpfes im Bezug auf den Schöpfer im Geben verweilt, und ein Teil nicht, dann sind in einem solchen Fall das Geschöpf und der Schöpfer einander nahe.


Abbildung 3

Die Kabbalah sagt also Folgendes: wenn sich das Geschöpf in keinem seiner Teile im Zustand des Gebens befindet, welcher dem Schöpfer eigen ist, dann sind sie voneinander polar weit entfernt, "wie Ost und West". Es gibt keine größere Gegensätzlichkeit, als die zwischen ihnen. Denn der Schöpfer vollzieht das Geben (Ja) - und das Geschöpf nicht.

Wenn eine der Eigenschaften des Geschöpfes dem Schöpfer ähnlich wird - kommt das Geschöpf in gleichem Maße mit Ihm in Berührung. Wenn mehrere Teile des Geschöpfes die Schöpferähnlichkeit erlangen - sind im gleichen Maße das Geschöpf und der Schöpfer miteinander verbunden. Wir nehmen vom Schöpfer nur Seine Eigenschaft des Gebens wahr, außerdem verspüren wir nichts, können nichts aufdecken. Der Rest gehört zum Wesen des Schöpfers - Azmuto, welches nicht von uns erkannt werden kann. Deswegen sehen wir Ihn ausschließlich in der Eigenschaft des Gebens.


Abbildung 4

Genau aus diese Weise spürt ein Kind, dass seine Mutter ganz ihm gewidmet ist, im Streben, es zu bedienen und zu betreuen. Dabei erfasst er ihr Wesen nicht, lässt die Tatsache außer Acht, dass sie außerdem auch eine Frau ist, die von einem Ehemann, von einer Arbeit und von den Sorgen dieser Welt belastet wird. Das weiß das Kind nicht. Ihm ist nur eines bekannt: "das ist meine Mutter, und sie muss sich um mich kümmern." Es nimmt nur ihr Verhältnis zu ihm persönlich wahr, und nennt sie dementsprechend "Mutter".

Genau so nehmen wir auch den Schöpfer wahr. Unser Material bleibt unverändert (davon werden wir später sprechen), indem wir aber die gleiche Eigenschaft des Gebens erlangen wie Er sie hat, gleichen wir uns Ihm hinsichtlich der äußeren Form an, und im selben Maße werden wir Ihm gleich. Mit anderen Worten fühlen wir, dass wir beisammen sind. Dann tritt das Geschöpf in den Zustand des Schöpfers ein, welcher als das Gute definiert wird, und nähert sich entsprechend dem Schöpfungsvorhaben der Perfektion an.


Abbildung 5

Wenn alle Eigenschaften des Geschöpfes in den Zustand der Schöpferähnlichkeit gelangen, dann werden der Schöpfer und das Geschöpf zu einem Ganzen. Ein solcher Zustand wird als die "Vereinigung", "Perfektion" bezeichnet. In der Kabbalah wird er auch als das "Ende der Korrektur" bezeichnet, weil das Geschöpf alle seine Eigenschaft hin zur Übereinstimmung mit dem Schöpfer korrigierte. Das bezeichnet man auch als Verschmelzung, da der Schöpfer und das Geschöpf miteinander verschmolzen sind, wie zwei Eigenschaften, die sich gleichen. Ein solcher Zustand ist im Wesentlichen das Schöpfungsziel vonseiten des Schöpfers und das Endziel der Entwicklung vonseiten der Natur, vonseiten des Geschöpfes selbst.

Das ist es, was uns die Kabbalisten berichten.

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Abbildung 6

Uns gegenüber unterteilt sich der Schöpfer in zwei Teile: Azmuto (1) und Schöpfer selbst (2), der uns (3) mittels der Eigenschaft des Gebens erschuf und es uns vorbestimmte, Ihm ähnlich zu werden. Nach unserer Entstehung zeigt er uns gegenüber Geben, damit wir Ihn erreichen und Ihm tatsächlich ähnlich werden (4=2). Sein Plan im Bezug auf uns wird als der "Schöpfungsplan" bezeichnet, der darin besteht, seine Geschöpfe mit Genuss zu füllen. Wann wird dieser Plan in dieser Form verspürt? Nachdem das Geschöpf die Ähnlichkeit mit dem Schöpfer erreicht. Dann verspürt es das Gute.

Im Prozess der Selbstkorrektur führt das Geschöpf eine Arbeit in der Angleichung der Eigenschaften durch. So ist der Weg seiner Entwicklung. Auf diesem Wege kann es sein, dass es das Gute nicht fühlt, weil es noch nicht den entsprechenden Endzustand erreichte. Die Kabbalisten erklären Gründe, warum wir die Wissenschaft der Kabbalah erkennen und überhaupt verstehen, was mit uns geschieht, während wir die Welt, in der wir leben, wahrnehmen und öffnen. Darum wurde das ausgerechnet uns gegeben, im Unterschied zu den restlichen Teilen der Realität, die auf der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Stufe verharren? Weil wir uns beim Übergang von der dritten zur vierten Phase im Zustand der Wahl befinden - mit anderen Worten bewegen wir uns in diesem Zustand nur mittels unserer freien Wahl fort. Hier wird von uns eine von Innen kommende Anstrengung gefordert, ein Bemühen, Verständnis, ein innerer Drang. Nur dadurch bewegen wir uns fort, und nicht anders.

Daher ist die Wissenschaft der Kabbalah dazu aufgerufen, uns zu erklären, welche Anstrengung auf dieser Etappe unternommen werden muss, um aus dem Zustand der Geburt (3) zum Endzustand (4) zu gelangen. Die Kabbalah erklärt, welche Handlungen wir bewusst und aus eigenem Willen an uns ausführen sollen, um von der entgegen gesetzten Form zum Zustand der Perfektion zu gelangen, dem Ende der Korrektur, der Einigung und der Verschmelzung.

Einen Teil dieses Weges, so sagen uns die Kabbalisten, durchlaufen wir, ohne uns dessen bewusst zu sein, wo wir uns befinden und was wir zu tun haben. Wir existieren einfach: werden geboren, leben und sterben, um wiedergeboren zu werden. Darüber werden wir uns auf der nächsten Etappe bewusst, indem wir beginnen, uns zu interessieren, und dementsprechend zu verstehen, wo wir uns befinden: in welcher Welt, in welcher Realität. Wir werden uns bewusst, was wir zu tun haben, um mit dem Schöpfungsvorhaben, Seine Geschöpfe mit Genuss zu füllen, in einem Fluss zu schwimmen.

Das Schöpfungsvorhaben, welches die ganze Realität in Bewegung versetzt, übt Druck auf uns aus, damit wir uns vom dritten Zustand zum vierten bewegen. Daher besteht, wie es die Kabbalisten sagen, der Grund für alle Probleme, Leiden und Plagen, von den Kleinen bis zu den Großen, der Grund für alle schlechten Empfindungen und alle unerfüllten Wünsche im gleichen Schöpfungsplan, Seine Geschöpfe mit Genuss zu füllen. Wir wollen alles Heil und Segen vom Schöpfer, der Schöpfungsplan stößt uns aber dazu an, die Äquivalenz der Eigenschaften anzunehmen. Daher verspüren wir diesen Druck in einer solch negativen Form.

Alle schlechten, negativen Empfindungen: Leiden und Erschwernisse auf unterschiedlichen Stufen resultieren im Wesentlichen aus dem Mangel an qualitativer Übereinstimmung. Der Zustand, in welchem wir beisammen mit dem Schöpfer verweilen, wird von uns als das Gute empfunden, und bis wir ihn nicht erreicht haben werden uns schlechte Empfindungen verfolgen. Das Böse wird entsprechend der Entwicklungsstufe des Geschöpfes empfunden, in dem Maße wie es vom Schöpfungsplan zur Vorwärtsbewegung, zur Beschleunigung der Geschwindigkeit der Entwicklung usw. verpflichtet wird. All das studieren wir in der Wissenschaft der Kabbalah.

Die Kabbalah studiert also, wer der Schöpfer ist. Denn "Schöpfer" (Bore- בורא) bedeutet "Komme und siehe" (bo u-r'e - בוא וראה). Wir können Ihn offenbaren, uns an Ihn nähern, Ihn verstehen und dementsprechend verstehen, wie wir uns selbst übereinstimmend mit Ihm zu verändern haben.

Außerdem beschäftigt sich die Wissenschaft der Kabbalah mit der ganzen Wirklichkeit der unbelebten, pflanzlichen und sprechenden Stufen - sowohl mit der höheren Realität, die wir nur durch ein zusätzliches Sinnesorgan verspüren, als auch mit der niederen, die wir, mit unseren fünf Sinnesorganen auf die Welt kommend, als unbelebte, pflanzliche und tierische Stufen in unserer Welt wahrnehmen.

Weiterhin studiert die Kabbalah den gesamten Entwicklungsprozess: warum und wodurch wir uns entwickeln, welche die Formen unserer Entwicklung sind, warum die Welt auf genau diese Weise organisiert ist, welche Form der Entwicklung einer jeden Seele, jedem Menschen, jedem Element der Wirklichkeit eigen ist, wodurch die Struktur der Wirklichkeit bedingt ist, wie alle ihre Teile zusammenhängen. Im Endeffekt müssen wir, als die höchsten und den größten Teil der Realität umfassenden Geschöpfe, sie gänzlich zu exakt jenem Zustand der Einigung, Vollkommenheit, Ende der Korrektur und Verschmelzung bringen.

Unser Weg wird also beim Zustand polarer Entferntheit vom Schöpfer beginnen und mit der Angleichung an Ihn, hinsichtlich der Form, der äußeren Eigenschaft, enden: wie Er Geben vollzieht, so wie wir Ihn fühlen, entdecken und erkennen - so müssen auch wir uns in unserer äußeren Erscheinungsform Ihm gegenüber korrigieren.

Warum beginnen wir den Weg beim Gegensatz? Denn nach Worten der Kabbalisten erschuf uns der Schöpfer als Sich gegensätzlich. Im dritten Zustand sind wir dem Schöpfer diametral entgegengesetzt, und im vierten Zustand sind wir Ihm absolut ähnlich, und unser Weg wird als der "Weg der Korrektur" bezeichnet, der sich mittels der Wahl vollzieht. Warum muss man nun all das durchlaufen?

Nach Worten der Kabbalisten ist es für uns notwendig, um den Zustand der Verschmelzung wahrzunehmen, den Zustand des Mangels daran zu erleben. Denn das Geschöpf nimmt jeden Zustand aus dessen Gegensatz heraus wahr. Es heißt: "Der Vorzug des Lichtes wird aus dem Dunkeln erkannt". Das ist uns auch aus der Erfahrung des Lebens in unserer Welt bekannt. Wenn ich etwas will, dann muss ich das Objekt meines Willens in allen seinen Details kennen, indem ich es allen übrigen Eigenschaften, Dingen, Kräften und Zuständen gegenüberstelle. In diesem Fall habe ich im Bezug darauf Wissen, Verständnis und Wahrnehmungsfähigkeit. Ich nehme niemals etwas an sich wahr, meine Wahrnehmung basiert immer auf der Gegenüberstellung, auf dem Kontrast, auf der Korrelation zweier Faktoren. Ich nehme immer vergleichende Messungen vor, und darauf gründet sich meine Erfahrung.

Deswegen müssen wir den unvollkommenen Zustand des Fehlens an Verschmelzung und Korrektur passieren, weil es notwendig ist, das zu verstehen, zu durchfühlen, zu erleben. Dann werden wir es dank der Enthüllung des Mangels erreichen, wie der vollkommene Schöpfer zu werden.

Wir werden noch über die Notwendigkeit solcher Zustände und ihre Gründe sprechen. Das Bild wird sich im Laufe des Studiums allmählich klären.


Abbildung 7

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Nun sollten wir darüber sprechen, wie das Studium der Kabbalah verläuft.

Der Erste, der eine systematische Herangehensweise an die Kabbalah ausarbeitete, war Abraham. Auch vor ihm lebten Kabbalisten, er schrieb aber als Erster davon und hinterließ uns einige seiner Werke. Während die Kabbalisten die höhere Realität und überhaupt die ganze Realität erkennen, einschließlich die unsere - höchste Wurzeln und ihre Folgen in unserer Wirklichkeit - verspüren sie all das als ein einziges Ganzes und erzählen uns von ihren Empfindungen.

Wir beginnen bei einer schwachen Empfindung der Wurzeln der Wirklichkeit, die sich hinter den Grenzen von dem befindet, was wir hier als uns und die uns umgebende Welt wahrnehmen. Von der minimalen Empfindung gehen wir zu der tiefsten Empfindung über, welche alles Seiende umfasst - alles, was aus dem Schöpfer hervorging und als "Geschöpf" bezeichnet wird. Diese Empfindung schließt in sich sowohl die höheren Welten, als auch unsere Welt ein, und auch die Geschöpfe in allen Welten, einschließlich der unseren, sowie die Wege der Lenkung, der Vorsehung, der Korrektur und der Entwicklung - bis hin zum Ende aller Zustände.

Zu der Empfindung aller dieser Zustände, dieser ganzen Realität, gelangen wir aber allmählich. Der Prozess beginnt beim Zustand eines gewöhnlichen Menschen, wie wir es sind. Er nimmt nur das wahr, was er um sich herum sieht, und urteilt auf entsprechende Weise über den Ort, an dem er sich befindet, wenn er überhaupt über solche Fragen nachdenkt, was auch nicht leicht fällt. Dann beginnt er, durch das Bild der sichtbaren Welt hindurch in die Tiefe einzudringen, zu jenen Kräften, die hinter diesem Bild stehen. Dann findet der Mensch heraus, was sie bedeuten.

Nachdem der Mensch dann ins Innere der Realität gelangt, erreicht er diesen Zustand, weil er sie ganz sieht, und sie dabei als einen gewissen Mechanismus, ein gewisses einheitliches System unter der Bezeichnung "Wirklichkeit" wahrnimmt. Die Kabbalisten erzählen gewöhnlich nicht vom Weg, den sie zurückgelegt haben, davon, wie sie die Realität erkennen und erforschen und diese oder jene Ergebnisse erreichen. Das gleiche gilt auch für die Wissenschaftler unserer Welt: wenn einer von ihnen irgendein Arzneimittel oder etwas anderes Nützliches entdeckte, dann interessiert mich nicht die Tatsache, dass er im Laufe von Dutzenden von Jahren Forschungen anstellte, wie er herumirrte und auf seinem schwierigen Weg Fehler machte. Im Endeffekt erklärt er mir, was er erreicht hat, worüber er nun verfügt und was er mir mitteilen kann, wodurch er mir einen Gefallen tut.

So auch die Kabbalisten. Mit Ausnahme einer bestimmten Abteilung der Kabbalah erklären sie uns in der Regel das fertige Bild ihrer Erkenntnis, welches sie von oben wahrnehmen, wenn sie bereits die ganze Realität sehen. Denn im Endeffekt gelangen sie zur Erkenntnis des Schöpfers, der Eigenschaft des Gebens, sie erfahren, wer der Schöpfer ist. Daher beginnen sie ihre Erzählung von diesem "Abenteuer", von diesem Weg der Entdeckung der Realität, nicht beim Prozess, der von unten nach oben führt, nicht bei sich, nicht bei der Geschichte über die eigene Entwicklung von den Anfangsetappen bis zur Erlangung eines allumfassenden Blickwinkels auf die Welt. Nein, sie setzen die Erzählung eben beim Schöpfer an, bei dieser Kraft, Die den Beschluss fasste, die Wirklichkeit zu erschaffen - zuallererst erzählen sie, wie der Schöpfer begann, vom Schöpfungsplan zu Handlungen der Realisierung überzugehen.

Den gleichen Weg wird auch unser Studium gehen. Davon wird im Buch "Baum des Lebens" von Ari gesprochen, bei Baal Sulam in der Einführung in die Wissenschaft der Kabbalah und in der Lehre der zehn Sfirot sowie in anderen Büchern. Es gibt eine Menge Bücher, und wenn sie sich an die systematische Herangehensweise halten, dann beginnen sie im Wesentlichen beim Schöpfer. Wir müssen unsere Wurzel studieren: wie die Schöpfung entstand, aus welchem Wunsch, mit welcher Absicht. Das Ende der Tätigkeit ist im anfänglichen Plan vorhanden, die Endform stellt von Anfang an das Ziel dar, und gerade sie bestimmt die Ergebnisse einer jeden Entwicklungsetappe. Wenn wir den Anfang richtig studieren, wird uns das helfen, unser ganzes Leben mit allen seinen Umständen zu verstehen und uns nicht zu irren, indem wir jeden Zustand mit Inkaufnahme des Schöpfungsplans nutzen. Wir werden diese Zustände genau so sehen, wie der Schöpfer sie sieht, und uns in richtiger Weise vorwärts bewegen, während wir jedes Mal aus dem Zustand des Mangels in einen guten und vollkommenen Zustand eintreten.

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Lasst uns also beim Schöpfungsplan beginnen.

Das Schöpfungsvorhaben ist der Plan des Schöpfers über die Erschaffung des Geschöpfes mit dem Ziel, ihm Heil zu bringen. Auch bezeichnen wir den Schöpfungsplan als das "Licht" oder das "Wurzelstadium" (Bchinat Schoresch), weil er die Wurzel der ganzen Wirklichkeit ist.

Dem Schöpfungsvorhaben, so sagen uns die Kabbalisten, geht der Begriff von Azmuto voraus. In Wirklichkeit unterliegt dieser Begriff keinem Erfassen, wir können ihn nicht erkennen. Er ist für unser Verständnis verschlossen und unzugänglich, außer der Tatsache Seiner Existenz selbst. Wir werden noch von der Möglichkeit solch hoher Zustände in der Zukunft sprechen, wenn der Begriff Azmuto dem Geschöpf näher sein und sich in etwas bekanntes und der Erkenntnis unterliegendes verwandeln wird.

Aber bis dahin, im Prozess des Übergangs aus dem dritten Zustand in den vierten, durchlaufen wir einen Weg der Korrektur - solange wir uns nicht dem Schöpfungsvorhaben angeglichen haben. Eben ihm müssen wir uns angleichen, und nicht der Stufe, die über ihm ist. Das Ziel besteht in der Angleichung an den Schöpfungsplan, und wir sprechen über nichts anderes.


Abbildung 8

Das Licht, oder der Schöpfungsplan, den Kreaturen des Schöpfers Wohl zu bringen, erschafft den Willen zu genießen, den Willen zu empfangen, ein Bedürfnis, welches als das "Erste Stadium" bezeichnet wird. Warum? Weil wenn das Licht, oder der Schöpfer, will, dass jemand genießt, Er zwangsläufig etwas erschaffen muss, was von Ihm Genuss empfangen möchte. Somit ist das erste Stadium der Wille nach Genüssen, ein Bedürfnis, es ist bereits der Anfang der Schöpfung. Während das Geschöpf auf dem Stadium Null nur im Vorhaben existierte, und immer noch zum Schöpfer gehörte, ist das erste Stadium bereits das Geschöpf als solches.

Es ist jedoch noch nicht entwickelt, weil sein Wunsch vom Schöpfer kommt. Es selbst fühlt nicht, das es das Licht genießen möchte, mit dem Licht verschmelzen möchte, dass ihm etwas fehlt. Lasst uns einem solchen Bedürfnis die Bezeichnung der "unbelebten" Stufe geben (Domem). Es verpflichtet das Geschöpf noch zu gar nichts, weil es von außen kommt. Das ganze Material des Geschöpfes, d.h. sein Wunsch, geht nicht auf seine Rechnung. Man kann nicht sagen, dass das Geschöpf in Form eines wahrhaftigen Geschöpfes existiert, eines außerhalb des Schöpfers. Denn alles, was es in ihm gibt, kam direkt vom Schöpfer, vom Licht. Daher steht es unumgänglich unter absoluter Kontrolle des Lichtes, und sein Wunsch trat noch nicht aus dem Schöpfungsplan heraus.


Abbildung 9

Dieser Wille beginnt aber, Empfindungen wahrzunehmen. Das in den Willen eintretende Licht erlaubt es ihm, den Schöpfungsplan von der Erfüllung der Geschöpfe des Schöpfers mit Genuss zu fühlen. Auf diese Weise bringt das Licht dem Willen zwei Empfindungen.

Erstens bringt es Erfüllung, d.h. die Empfindung von ihm selbst. Das Geschöpf fühlt aber fast gar nicht, dass das gut ist, weil es nicht von vorn herein über das entsprechende Bedürfnis verfügte. Es fühlt nicht, dass es ihm jetzt verglichen mit dem vorherigen unerfüllten Zustand gut geht, weil es keinen vorherigen Zustand gab.

Und zweitens bringt das Licht, welches sich im Geschöpf verbreitet, ihm das Gefühl des Gebenden. Es stellt sich heraus, dass ein Schöpfer existiert, der ein Gebender ist und ihm Gutes schickt. Während dabei das Gute selbst, d.h. das Licht, vom Schöpfer direkt kommt,  kommt die Empfindung des Gebenden zum ersten Stadium nicht auf direkte Weise - sie ist in das Licht eingekleidet (rote Füllung des Pfeils in der Zeichnung).

Wenn man mir beispielsweise etwas schenkt, dann sehe ich zunächst nur das Geschenk, und anschließend werde ich darauf aufmerksam, wie sehr es mir entspricht und zu mir passt. Dann beginne ich zu verstehen: "Die Person, die mir das geschenkt hat, kennt mich. Diese Person wollte mir Freude bereiten, sie liebt mich, versteht mich, sie ist für mich da". Am Geschenk beginne ich, den Schenkenden zu erkennen - und zwar nicht ihn selbst, sondern sein Verhältnis zu mir. Er versteht und liebt mich, will mir Gutes bringen - genau so hat er gehandelt.

Gleich in der ersten Handlung des Geschöpfes ist die Erkenntnis des Schöpfers veranlagt, und sie bringt das Geschöpf dazu, sich zu entwickeln. Daraus können wir nur eines entnehmen: jedes Element, jeder Zustand des Geschöpfes, welches sich im Laufe seiner Entwicklung verändert, bedeutet eine zusätzliche Erkenntnis des Schöpfers. Sogar in unserer Welt, im momentanen Zustand, wenn wir nicht wissen, wo wir uns genau befinden und in welche Richtung wir uns entwickeln - bringt uns dennoch jede Entwicklungsetappe der Erkenntnis des Schöpfers immer näher. Das resultiert gleich aus der ersten Handlung zu Beginn der Schöpfung.

Was stellt nun dieses erste Stadium dar? Es ist der allgemeine Wunsch nach Genüssen, welcher als "Material" bezeichnet wird.

Bchina Alef (erstes Stadium) besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist die Empfindung des Geschenkes, und der zweite Teil ist die Empfindung des das Geschenk Gebenden. Der Unterschied besteht darin, dass der erste Teil ein Zustand ist, und der zweite Teil - die Erkenntnis der Ursache des gegebenen Zustandes ist. Im zweiten Teil des ersten Stadiums erkennt das Geschöpf, dass ein Wurzelstadium existiert, welches es gebar und formte. Das führt bereits zur Entwicklung. Während Bchina Alef beginnt, in sich zwei Teile zu separieren, unterscheidet es denjenigen von ihnen, der vorzuziehen ist. Und bevorzugt ist natürlich der zweite Teil, weil in ihm verglichen mit dem ersten Teil eine höhere Kategorie, Wahrnehmungsdetail, eine höhere Eigenschaft wahrgenommen wird - der Gebende, Höchste, Erste, Ursprüngliche. Daher will das erste Stadium so sein wie Er.


Abbildung 10

Beachtet: der erste Wunsch des Geschöpfes, welches von Ihm selbst ausgeht, ist der Wille, wie der Schöpfer zu sein, der Wille, sich Ihm qualitativ anzugleichen. Der Schöpfungsplan realisiert sich hier bereits in der Tat. Am Ende des ersten Stadiums war er als Potential vorhanden, und der Wunsch des zweiten Stadiums (Bchina Bet) ist von Anfang an darauf gerichtet, sich praktisch der Wurzel anzugleichen, d.h. zu einem Gebenden zu werden. Auf welche Weise kann man nun zu einem Gebenden werden? Wodurch kann sich das zweite Stadium in ein Gebendes verwandeln?

Das zweite Stadium ist die nächste Entwicklungsetappe nach dem ersten, es folgt aus dem ursprünglichen Willen zu genießen. Dieser Wille stellt das ganze Schöpfungsmaterial dar.

Der Schöpfer, den er anschließend wahrnahm, ist nichts anderes als eine Zugabe. Der Wille, sich Ihm anzugleichen, ist eine Zugabe zum Schöpfungsmaterial, zu dem, was der Schöpfer schuf, zum Wunsch, zum Bedürfnis. Alle Bedürfnisse, alle Etappen der Entwicklung, alle Zusätze zum ursprünglichen Material des Wunsches resultieren aus der Gewissheit des Schöpfers, aus dem Wunsch sich zu entwickeln und Ihm ähnlich zu werden. Dadurch entwickelt sich das Material. Alle Zugaben zum ursprünglichen Material resultieren nur aus der Bekanntschaft mit dem Schöpfer, infolge welcher das Material beginnt, zu wachsen, "anzuschwellen".


Abbildung 11

Das zweite Stadium steht im Gegensatz zum ersten, denn es will vollständig geben, während das erste Stadium zu Beginn seiner Entwicklung Genüsse empfangen wollte. Nichtsdestotrotz ist das zweite Stadium eine Zugabe zum ersten, es ist das gleiche Material, welches die Eigenschaft des Gebens in sich kleidete. Im Inneren befindet sich das Wurzelstadium, darüber ist das erste Stadium gekleidet, und darüber - das zweite. Die Rede ist von sich entwickelnden Formen, die sich aufeinander schichten.

Im Wunsch, gleich dem Schöpfer zu geben, beginnt das zweite Stadium nachzudenken: "Wie kann ich nach dem Beispiel des Schöpfers Geben vollziehen? Wem und was geben?" Während es sich entwickelt, geht es tiefer und versucht, sein Wesen zu verstehen und eine Möglichkeit zu finden, in seinem Inneren so zu werden wie der Schöpfer. Dann findet es heraus, dass es sowohl das erste als auch das Wurzelstadium in sich einschließt. Wie soll es sich dann der Wurzel angleichen? Denn es selbst ist in seinem Wesen der Wunsch nach Genüssen, und ein solcher Wunsch ist nur fähig zu genießen. Er kann geben wollen, kann aber nicht wie der Schöpfer geben. Denn der Schöpfer selbst ist der Gebende. Und was kann das Geschöpf geben?


Abbildung 12

Dann beginnt das Geschöpf, Folgendes zu verstehen: "Da der Schöpfer mich liebt, und es bereits im Schöpfungsplan vorgesehen hat, mir Wohl zu bringen, kann ich nun diesen Plan nutzen. Ich kann genießen, nur weil Er mir geben will, nur weil Er mich mit Genuss erfüllen will". Auf diese Weise gebiert im zweiten Teil der Bchina Bet der Wille zu geben den Gedanken an das Geben an den Schöpfer mittels des Empfangens - eben mittels des Erhaltes des Lichtes vom Schöpfer. Das ist es, was das zweite Stadium vorhat.


Abbildung 13

Nun empfängt das Geschöpf genau so wie im ersten Stadium Licht vom Schöpfer. Denn es weiß: "Der Schöpfer erschuf das erste Stadium, um mir Genuss zu bringen.". Es handelt sich sowohl un den gleichen Wunsch, als auch um das gleiche Licht wie im ersten Stadium, jedoch empfängt das Geschöpf dieses Licht, weil es wie das zweite Stadium, wie der Schöpfer sein möchte. Es fühlt, dass es sich damit regelrecht und praktisch dem Schöpfer angleicht. Durch sein Empfangen führt das Geschöpf im Grunde ein reales Geben an den Schöpfer aus. Dann fühlt es sich im Geben wie der Schöpfer, d.h. es nimmt den Zustand eines Gebenden wahr.

Das Geschöpf gelangt zum Verständnis darüber, wo es sich befindet. Die Rede ist vom dritten Stadium (Bchina Gimel). Es widmet sich wieder der Frage: "Wer bin ich? Ich bin ein Wunsch. Was für einer? Irgendwann hatte ich den Wunsch, Genüsse zu erhalten, der meine ursprüngliche Natur war. Dann kam zu ihm ein Zusatz in Form des Willens zu geben. Nun führe ich entsprechend diesem Zusatz Geben aus. Der Wille zu genießen kam zu mir vom Schöpfer, der Wille zu geben kam zu mir ebenfalls aus der Empfindung des Schöpfers. Folglich kam alles, was ich bisher tat, direkt vom Schöpfer. Man hat mich nur manipuliert!" Die Wissenschaft der Kabbalah bezeichnet das auch so: "Eine Kraft, die auf die Objekte ihres Einflusses einwirkt".


Abbildung 14

Und nun beginnt das Geschöpf nachzudenken, was es nun sei und wo sich sein "Ich" befinden würde. "Das erste Stadium empfing Genuss - das bin nicht ich. Es fühlte, dass es sich dem Gebenden angleichen will - auch das bin nicht ich, der Schöpfer trug in mich diesen Wunsch. Anschließend handelte das zweite Stadium mit dem Ziel, sich Ihm anzugleichen - auch das bin wieder nicht ich. Wo ist denn nun mein "Ich" anzusiedeln?!"

Dann beginnt das Geschöpf zu verstehen: "Ich" bin derjenige, der das gleiche fühlt wie der Schöpfer. Dieses Verständnis ist ein embryonales Gefühl, welches nicht vom Schöpfer kommt, es muss dem Geschöpf selbst erwachsen.


Abbildung 15

Dieses Gefühl beginnt im dritten Stadium, sich zu formieren. Die Rede ist vom Wunsch, den Status des Schöpfers zu genießen, den Schöpfer selbst - von einem Wunsch, der im letzten, vierten Stadium der Entwicklung zutage tritt (Bchina Dalet), welches alles empfangen möchte, was vom Schöpfer kommt. Es braucht bereits nicht mehr das Licht des ersten Stadiums, welches es gebar - es will einen Genuss aus dem Zustand beziehen, den es entdeckte. Denn es entdeckte für sich einen Zustand, der dem Schöpfer eigen ist, einen Zustand, in dem man wie der Schöpfer geben kann. Daher besteht ihr Wille darin, Geben zu genießen.


Abbildung 16

Dieser Wunsch des Geschöpfes ist sein erster Wunsch. Alle vorherigen Wünsche waren erzwungen und kamen auf direkte oder indirekte Weise vom Schöpfer. Vom Geschöpf geht nur sein letzter Wunsch aus. Er begann erst gegen Ende des dritten Stadiums, sich herauszukristallisieren und dem Geschöpf zu zeigen, und im vierten Stadium festigte es sich. Man kann sagen, dass Bchina Dalet unabhängig ist, im Unterschied zu allen vorherigen Stadien. Daher wird gerade dieses als "Geschöpf" bezeichnet, und nicht die anderen Stadien. Das ist tatsächlich eine besondere Etappe der Entwicklung.

Die konzentrischen Kreise könnte man auch anders einzeichnen. Stellen wir uns vor, der Schöpfer befände sich außen, und die Entwicklung des Geschöpfes ginge von außen nach innen vor sich. Dann ist das Wurzelstadium gegenüber den anderen das äußere, und das letzte Stadium ist innen - das ist Bchina Dalet. So stellen die Kabbalisten die Entwicklung auf diesen vier Etappen dar, obwohl man sie im Prinzip auf beide Arten einzeichnen kann.

Mit dem Ziel, ein eigenes Bedürfnis zu erreichen und auch den eigenen Wunsch und die eigene Existenz in ihm zu verspüren, muss das Geschöpf sich in vier Stadien entwickeln, beginnend vom Schöpfungsplan, vom Schöpfer, bis es schließlich zum vierten Stadium gelangt.

Manchmal sagen wir, dass das Wurzelstadium nicht zum Geschöpf gehört, weil es dessen Konzeption ist, welche sich vonseiten des Schöpfers im Bezug auf die Geschöpfe äußert. Deswegen zählen wir vier Stadien der Entwicklung des Geschöpfes, die vom Schöpfer bedingt sind: das erste, zweite, dritte und vierte.

Man kann das auch anders ausdrücken: im Wurzel-, ersten, zweiten und dritten Stadium entwickelt der Schöpfer den Wunsch nach Genüssen, um ihn zu einer selbstständigen Existenzform zu führen, die eben auch "Geschöpf" genannt wird.


Abbildung 17


Abbildung 18

Damit sondern wir aus der Gesamtreihe entweder das Wurzelstadium, oder das vierte Stadium aus. Die Wurzel ist der Schöpfer, das vierte Stadium ist das Geschöpf, und dazwischen liegen Entwicklungsetappen, die ebenfalls zur Handlung des Schöpfers gehören und nicht auf Rechnung des Geschöpfes gehen. Während aber das Geschöpf den Schöpfer erkennen will, erkennt es den Weg eigener Entwicklung, versteht, wie der Schöpfer es auf die Welt brachte und großzog. Dadurch gelangt das Geschöpf durch die Erkenntnis der Handlungen des Schöpfers zu der Erkenntnis des Schöpfers Selbst. Davon heißt es: "Aus Deinen Handlungen erkennt man Dich". So studieren Kabbalisten die Realität und gelangen zur Verständnis des Schöpfers.

Das vierte Stadium empfängt Genuss von zwei Arten der Erfüllung: vom aus dem Schöpfungsplan ausgehenden Licht und vom Status des Gebenden - denn es verstand, was es bedeutet, wie der Schöpfer zu sein. Das erfüllt das vierte Stadium vollkommen: sowohl seinen Willen zu genießen als auch seinen Willen zu geben, und auch den Willen sich auf die Stufe des Gebenden zu begeben, um von seinem Status zu genießen.

Im Ganzen ist der Wunsch als solcher nicht auf das Geben, sondern auf den Genuss ausgerichtet. Die Rede ist von einem Willen, Genuss zu erhalten. Das ist eine Weiterentwicklung des Willens zu genießen des ersten Stadiums, der zu einem Zustand gelangte, in dem er weiß, was er genießen möchte. Er will den Status des Gebenden, den Gebenden selbst genießen. Man kann eine Parallele zu einem Kind ziehen, welches sowohl das genießt, was es von der Mutter bekommt, als auch die Tatsache, dass er eben von ihr bekommt, dass eben sie sich um ihn kümmert. Es will nicht einfach Almosen - es will, dass gerade die Mutter es bedient und erfüllt.

Das Geschöpf findet heraus, dass der Schöpfer der Gebende ist, es entdeckt Seine Liebe zu sich - nicht nur das Geschenk, sondern auch die Liebe. Dann will das Geschöpf gerade die Liebe genießen, weil dieser Genuss viel stärker ist, als der Genuss am Geschenk selbst. Das Geschenk kann man auch in einem verschwindend geringem Maße verspüren. Im ersten Stadium ist es unmöglich, etwas Größeres zu verspüren. Alle Zugaben der Genüsse dagegen gründen sich auf dem Bewusstsein der Anwesenheit des Gebenden, wenn das Geschöpf versteht, Wer es mit Wohl beschenkt, und die Wichtigkeit des Schöpfers fühlt.

In dem Maße wie sich mir der Schöpfer als groß, wichtig, ewig und vollkommen offenbart, bekomme ich einen Zusatz an Genuss. Daher stellt das vierte Stadium des Willens zu genießen, welches über dem Ersten heranwuchs, einen Zusatz dar, der aus dem Bewusstsein der Eigenschaften des Schöpfers resultiert, aus dem Bewusstsein des Spalts zwischen der Stufe des Geschöpfes im ersten Stadium und der Stufe des Schöpfers im Wurzelstadium.

An dieser Stelle sehen wir auch, dass wenn irgendwo im Universum etwas unter dem Namen "Geschöpf" existiert, oder einer seiner Teile, irgendein Wunsch, Wesen - es in sich zwingend vier Etappen der Entwicklung enthält, welche die "Vier Stadien (der Verbreitung) des direkten Lichtes" heißen. Dieses direkte Licht, das Schöpfungsvorhaben, entwickelt den in ihm veranlagten Wunsch. Der Wunsch (Razon) ist in ihm als Punkt vorhanden, als das ursprüngliche Material, oder, nach Ausdruck der Kabbalisten, als "etwas aus Nichts" (ex nihilo). Im Schöpfungsplan ist der Wunsch ein rudimentärer Punkt ohne einen vorherigen Zustand. Daher auch die Bezeichnung: "Etwas aus Nichts". Genau dieser Punkt durchläuft eine Entwicklung.


Abbildung 19

Wenn im Geschöpf irgendein Gedanke entsteht, ein Bedürfnis, ein Wille, ein Schub, ein innerer Drang, den er als eine Äußerung des eigenen "Ich" empfindet, darf man nicht vergessen, dass dies Ergebnis der Entwicklung der vier Stadien ist, die diesem Wunsch vorausgingen. Diese Stadien kommen von oben, vom Schöpfer, und entstehen nicht im Geschöpf von sich aus, es zwingend, den einen oder anderen Wunsch zu verspüren. Jeder meiner Gedanken ist Folge vorausgehender Entwicklungsetappen und resultiert aus dem Licht, aus dem Schöpfer.

Daher können wir immer sagen, dass das Geschöpf in sich vier Stadien der Entwicklung einschließt: das Wurzelstadium (Schoresch), erstes, zweites, drittes und viertes (Alef, Bet, Gimel, Dalet - nach den ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets). Auch bezeichnen wir sie mit den Buchstaben: Jud - Kej - Waw - Kej, die den Namen AWAJA zusammensetzen (statt "Hej" sagen wir "Kej", um nicht auf die genaue Aussprache der Buchstaben Nachdruck zu legen, welche die einen oder anderen spirituellen Kräfte bedeuten). Dem Wurzelstadium entspricht der Zipfel des Buchstaben Jud.


Abbildung 20

Warum greifen die Kabbalisten bei der Bezeichnung auf die Grundlage der Buchstaben des Alphabets zurück? Wenn wir damit fortfahren, die Entwicklung der Realität zu studieren, erfahren wir Folgendes. Der Buchstabe Jud bezeichnet den Genuss, welcher das Gefäß ausfüllt und im ursprünglichen Razon wahrgenommen wird. Der Buchstabe Hej verkörpert die Eigenschaft des Gebens. Der Buchstabe Waw symbolisiert die Handlung des Gebens im dritten Stadium vonseiten des zweiten Stadiums, d.h. die Entwicklung des Gebens (Pfeil nach unten). Und schließlich der letzte - Hej, der dem vierten Stadium entspricht und dem ersten Buchstaben Hej ähnlich ist, welcher Bina symbolisiert, zeugt davon, dass das vierte Stadium im Endeffekt die Form des zweiten annimmt und dadurch eine qualitative Angleichung an den Gebenden, d.h. an das Wurzelstadium erreicht, an den Zipfel des Buchstaben Jud.

Der absolut erfüllte und in allen seinen Wünschen vollkommene Zustand des vierten Stadiums wird als Unendlichkeit (Ejn Sof) oder die Welt der Unendlichkeit bezeichnet. "Welt" ist der Zustand, die Empfindung im Inneren des Wunsches. Da das vierte Stadium in allen seinen Wünschen grenzenlos und endlos erfüllt ist, heißt es auch so: "Unendlichkeit".

* * *


Abbildung 21

Die fünf Stadien der Verbreitung des direkten Lichtes werden auch bei Namen der Sfirot benannt. Das Wort "Sfira" (ספירה) kommt vom Wort "Sapir" (ספיר) - der Leuchtende. Wenn der Wille (Razon) mit Licht erfüllt ist, leuchtet er. Die Sfirot heißen wie folgt: Keter, Chochma, Bina, Seir Anpin (SA) und Malchut. Wodurch unterscheidet sich jede dieser Bezeichnungen?

Keter (כתר) kommt vom Wort "Koteret" (כותרת)- die Krone, der Beginn, der Schöpfungsplan, der die ganze Realität krönt und umfasst, in ihr von Beginn bis Ende wirkt und herrscht.

Chochma (Weisheit) heißt so, weil wir hier, im ersten Stadium, das ganze Licht und das ganze Kli sehen, welche der Schöpfer dem Geschöpf geweiht hat. Das, was anschließend im zweiten, dritten und vierten Stadium heranreift und zutage tritt, ist die Entwicklung der Bchina Alef. Dem Zipfel des Buchstaben Jud entspringt die erste Sfira, das erste Stadium, in dem alles veranlagt ist - das ganze Gefäß und das ganze Licht, die aus dem Wurzelstadium ausströmen - allerdings nur in embryonaler Form.

Man könnte entgegnen: Dann, im zweiten Stadium, entsteht doch die Empfindung des Schöpfers und Seiner Eigenschaft, infolge dessen das Kli sich Ihm angleichen möchte, wie Er werden möchte. Das stimmt, aber dieses ganze Potential ist bereits im ersten Stadium veranlagt. Bchina Alef - meint all das, was vom Schöpfer an das Geschöpf geht. Daher wird dieser Zustand "Chochma" genannt. Diese Bezeichnung wird auf unterschiedliche Arten entziffert, sie birgt in sich eine große Tiefe, wir bleiben aber bei dieser, ihrer Besonderheit stehen.

Bina (בנה) kommt vom Wort "Verständnis" (Havana, הבנה). Hier fühlt das Geschöpf und beginnt ein wenig zu verstehen, Wer all das tat, wie Seine Natur ist und was Er will. In der Bina enthüllte sich erstmals der Schöpfungsplan, und in Folge dessen, wollte es geben. Denn nun erkennt und versteht es den Schöpfer. Genau wie bei uns: wenn wir die Eigenschaft des Gebens erreichen wollen, wird das nur möglich, wenn wir verstehen, was sie ist und wie viel größer sie als unser Wunsch ist, der dem Wunsch nach Genüssen im Stadium von Chochma ähnelt.

Seir Anpin - ist das "kleine Gesicht". "Seir"- klein, "Anpin"- Gesicht. "Gesicht" meint das vom Schöpfer ausgehende Leuchten Chochma - das, was Er in Bezug auf uns zeigt, Seine Güte. "Kleines Gesicht" bedeutet die Bemühungen des Geschöpfes, sich dem Schöpfer anzugleichen. Genauso versucht ein Kind, dem Vater ähnlich zu sein, indem es die gleiche Handlung ausführt.

Malchut ("Königreich"/ "Herrschaft") heißt so, weil sie über ihren Wünschen herrscht. Sie erlangt erstmals einen selbstständigen Wunsch, erfüllt ihn und fühlt, dass sie eben selbst das Empfangen ausführt, und sowohl das Geschenk als auch den Geschenkgeber genießt.


Abbildung 22

Wir sehen also, dass es insgesamt fünf Kategorien oder fünf Sfirot gibt. Im Kontext einiger Zustände betonen wir aber das Vorhandensein nicht von fünf, sondern von zehn Sfirot. Warum? Woher kommen die anderen fünf? Sie sind in Seir Anpin eingeschlossen, der zusätzliche charakteristische Eigenschaften enthält: Chesed, Gvura, Tiferet, Nezach, Hod und Jesod. Anders gesagt wird Seir Anpin aufgehoben, und die sechs in ihm vorhandenen Kategorien nehmen seinen Platz ein.

Warum treten aber in Seir Anpin noch ganze sechs Sfirot in Erscheinung? Wodurch ist das bedingt? Denn wir bezeichneten ihn als das "kleine Gesicht" mit dem Hinweis darauf, dass er klein ist und die Bemühungen des Geschöpfes darstellt, dem Schöpfer ähnlich zu werden. In etwas ähnelt er Keter: denn Keter führt Geben an niedere Kategorien aus - und nun will auch Seir Anpin ähnlich wie Keter, ebenfalls geben, von unten nach oben im Bezug auf den Schöpfer handelnd. In ihm tritt eben dieses Bemühen zutage, Geben an den Schöpfer auszuführen.

Im Endeffekt ist in ihm Chesed analog Keter, Gwura analog Chochma, und Tiferet analog Bina. Für Seir Anpin ist es notwendig, diese Eigenschaften in sich einzuschließen, um einen Mechanismus aufzubauen, der gegenüber dem Schöpfer, für den Schöpfer wirksam ist. Ferner ist Nezach die Handlung von Bina, d.h. Seir Anpin als solcher. Hod ist Malchut, d.h. der Wille von Seir Anpin, die gegebene Handlung auszuführen. Und Jesod ist die Summe aller Handlungen von Chesed bis Hod, der Komplex der fünf Kategorien, die den fünf allgemeinen Stadien analog sind und sich in die summarische Handlung gegenüber dem Schöpfer zusammenlegen.

Daraus folgt, Seir Anpin ist zwar klein, aber er enthält fünf Teile und führt auf diese Weise eine Handlung des Gebens von sich zum Schöpfer aus.

Nachdem er die Kategorie des Gebens entdeckt, findet er heraus, was es bedeutet, der Gebende zu sein, was das für ein Genuss ist, welche Horizonte sich dabei erschließen. Dann will das Geschöpf diesen Status genießen, und es entsteht Malchut, das vierte Stadium.

Wünsche, die diesen fünf Stadien eigen sind, reagieren auf ihre Erfüllung, die "Licht" heißt. Welches Licht erfüllt sie aber?


Abbildung 23

In Keter befindet sich das Licht als solches. Wir wissen nicht, was das ist. Es ist einfach das Licht, welches vom Schöpfer kommt. In der Sfira Chochma befindet sich das Licht, welches genauso heißt - Chochma. In Bina - Licht unter dem Namen Bina. In Seir Anpin - beide Lichter zusammen: sowohl Chochma als auch Bina. Denn Seir Anpin, das dritte Stadium, ist das Ergebnis der Handlungen des ersten und des zweiten Stadiums, und daher hat es in sich ein wenig vom Licht Chochma und ein wenig vom Licht Bina. Schließlich gibt es in Malchut alles für den Selbstgenuss, Bina verwandelte sich dort ebenfalls in Chochma. Das vierte Stadium will wirklich genießen.

Außerdem bezeichnen wir diese Lichter mit Namen entsprechend ihrer Stärke: Nefesch, Ruach, Neschama, Chaja und Jechida - oder verkürzt NaRaNChaJ. Nefesch bedeutet den Zustand der Bewegungslosigkeit, der Ruhe (Nefischa), in dem noch nichts wahrgenommen wird. Ruach (Geist, Spiritus, Hauch) zeugt von einer unbedeutenden Veränderung, aber keiner selbständigen. Der Zustand kommt und geht wie der Wind. Ich übe keinen Einfluss darauf aus, sondern spüre lediglich irgendeine Bewegung, mehr nicht. Neschama (Seele) heißt wegen des Verweises auf etwas in meinem Inneren so, was vom Höheren ins Leben gerufen wurde, auf die erste Verbindung des Geschöpfes mit dem Schöpfer, die sich auf die Ähnlichkeit der inneren Eigenschaft gründet. Das geschieht im Stadium von Bina. Chaja (Lebenskraft) bedeutet, dass das Geschöpf zu handeln beginnt und selbst Bewegungen ausführt. Schließlich zeugt Jechida ("einheitlicher Teil") davon, dass das Geschöpf wahrnimmt und fühlt, wer der Schöpfer ist. Es will entweder von Seinem Status genießen, oder, wie wir später sehen werden, sich mit Ihm vereinen.

Diese Bezeichnungen schließen in sich eine Vielfalt an Zuständen ein. Die Rede ist nicht von einem gewissen Zustand in einer der Welten, nicht von einem Einzelfall. Die Wissenschaft der Kabbalah bedient sich stets dieser Bezeichnungen, und vermittelt uns dabei allgemeine Begriffe von dem, was mit den fünf Stadien des direkten Lichtes während ihrer Entwicklung geschieht.


Abbildung 24

* * *

Als wir die Bezeichnungen der fünf Stadien betrachteten - Jud- Kej- Waw- Kej- sprachen wir davon, dass sich jedes Stadium in etwas von den anderen unterscheidet und daher auf andere Weise bezeichnet wird. Wodurch unterscheiden sich nun diese fünf Kategorien? Durch ihren Wunsch. Wenn sich aber die Wünsche unterscheiden, unterscheiden sich auch die Arten der Erfüllung. Denn die Erfüllung hängt vom Wunsch ab.


Abbildung 25

Vom Schöpfer kommt das direkte Licht und formt fünf Stadien. Diese Stadien entwickeln sich, im Ergebnis davon nimmt jedes entsprechend dem Wunsch eine unterschiedliche Erfüllung von ein und demselben Licht wahr. Das ankommende Licht ist abstrakt - es ist einfach das Licht. Es wird als "allumfassend" oder "direkt" bezeichnet. In jedem der von ihm ausgebildeten Stadien ist eigenes Licht enthalten: im Stadium Chochma - das Licht Chochma, im Stadium Bina - das Licht Bina, im dritten Stadium - Chochma und Bina zusammen und großes Licht Chochma im vierten.


Abbildung 26

Das Gefäß verfügt über zwei Haupteigenschaften, denn das Kli ist der Wunsch: der Wunsch, Genuss zu erhalten oder der Wunsch zu geben. Daher gibt es zwei Arten von Genüssen. Auf der Abbildung markieren wir nicht den Genuss, der sich im Gefäß verbreitet, sondern die Richtung seiner Wirkung. Der Genuss am Empfangen wird also als Licht Chochma (Or Chochma) bezeichnet, und der Genuss am Geben - als das Licht Chassadim. Wenn das Gefäß sich mit Empfangen füllt, wird dieser Genuss als das Licht Chochma bezeichnet. Wenn das Gefäß gibt, äußert sich sein Geben im Empfangen mit dem Ziel, dem Gebenden Genuss zu bereiten - und im Inneren des Kli wird dieser Genuss als das Licht Chassadim bezeichnet.

Die Stadien zwei, drei und vier verfügen sowohl über die Empfindung des Gebenden und Seines Gebens, als auch über die Empfindung des Empfangens und der von ihm ausgelösten Handlung ihrerseits. Wie kann das Kli überhaupt geben? Wir sprachen bereits davon, dass es nicht geben kann. Es kann entweder:

· Genießen, wie im ersten Stadium;

· Oder nicht genießen, aus dem Wunsch zu geben heraus, wie im zweiten Stadium.


Abbildung 27

Das zweite Stadium will Geben ausführen, gibt aber nicht. Um zu geben muss es Empfangen ausführen, ähnlich wie Bchina Alef, aber mit der Absicht, dem Gebenden Genuss zu bereiten, ähnlich wie Bchina Bet. Deswegen ist im dritten Stadium sowohl das Licht Chochma, als auch das Licht Bina vorhanden.

Im vierten Stadium genießt das Geschöpf in vollem Umfang, entsprechend seinem Willen zu geben und dem Willen zu genießen. Daher wird Bchina Dalet als Malchut bezeichnet (Königreich/Herrschaft) - sie herrscht und will all die Zustände, die sich vor ihr aufdecken werden, und will sie ohne jegliche Beschränkungen genießen. Daher rührt die Bezeichnung "Welt der Unendlichkeit". "Welt" ist ein Zustand, Zustand des unendlichen, grenzenlosen Empfangens der Genüsse und der Fülle.

* * *

Thema dieser Lektion waren die vier Stadien der Verbreitung des direkten Lichtes. Die gesamte Realität, die wir im Weiteren studieren werden, ist Ergebnis dieser Phasen: der Zipfel des Buchstaben Jud - Jud selbst - der erste Hej - Waw - und der letzte Hej. Anders gesagt ist die Rede von den zehn Sfirot: Keter (K), Chochma (Ch), Bina (B), Seir Anpin (SA) und Malchut (M). Die Aufteilung nach Lichtern innerhalb dieser Sfirot ist die Folgende: Nefesch - Ruach - Neschama - Chaja - Jechida.

Wenn wir ferner jedes Stadium und jede Sfira ausführlich studieren, werden wir dort ganze Welten entdecken. Und tatsächlich werden es fünf Welten sein, mit allen Geschöpfen, Kreaturen, Wesen und anderem - in jeder der sie zusammensetzenden Kategorien. Die Entwicklung des Vorgangs führt dazu, dass sich die Welt Adam Kadmon (AK) bildet, sowie die Welten Azilut, Brija, Jezira und Asija. Alle diese Zustände nahmen ihren Ursprung in der Malchut, der Welt der Unendlichkeit.

Aus den Welten entstanden wiederum die Seelen aller Geschöpfe. Die Geschöpfe unterteilten sich auf fünf Stufen: Wurzelstufe, unbelebte, pflanzliche, tierische und der Mensch. Nur dem Menschen ist die Verpflichtung auferlegt, eine Korrektur in der qualitativen Angleichung zu vollziehen. Der Zustand der Ähnlichkeit der Eigenschaften heißt "Ende der Korrektur". Mit anderen Worten gelangt Malchut durch alle Welten, alle Geschöpfe hindurch zur Korrektur mittels des Menschen, der eine Erhebung der ihm vorausgehenden Stufen auslöst - der tierischen, pflanzlichen, unbelebten - und in seiner Wurzel den Schöpfer erreicht.

In der ganzen Wirklichkeit gibt es nichts außer diesen zwei Stadien: Jud - Kej - Waw - Kej oder Keter - Chochma - Bina - Seir Anpin - Malchut. Alles, was wir studieren, verstehen und erschließen werden, ist in diesen fünf charakteristischen Eigenschaften veranlagt, besonders im letzten Wunsch - der Malchut, die alle vorherigen Stadien in sich einschließt.

Wunsch - das sind wir. Später wird es uns klar werden, dass nur dieser einer Korrektur bedarf. Soweit wie wir mit dem Studium der Struktur der Realität, in welcher wir uns befinden, voranschreiten, soweit wie wir uns der Verpflichtung bewusst werden, das Ende der Korrektur und die dazu notwendigen Mittel zu erreichen, werden wir das Schöpfungsziel realisieren können und zu einem Zustand der Perfektion, der Ewigkeit und der Übereinstimmung der Eigenschaften mit dem Schöpfer gelangen. So ist im Wesentlichen der Inhalt der Wissenschaft der Kabbalah: die gesamte Wirklichkeit, sowohl die Höhere als auch die Niedere, einschließlich der Geschöpfe, der Äußerung des Schöpfers ihnen gegenüber und ihres Weges zu einem Gleichgewicht in ihren Wechselbeziehungen mit dem Schöpfer.

 

 

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