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Sinn und Zweck kabbalistischer Kongresse

Rav Dr. Michael Laitman antwortet auf Fragen zu kabbalistischen Kongressen

Warum verhalten Kabbalisten sich so? Warum organisieren sie solche Treffen, die in anderen Wissenschaften überhaupt nicht gebräuchlich sind? Ich habe an vielen internationalen Veranstaltungen teilgenommen und habe auch Kontakt zu anderen Wissenschaftlern. Es gibt dort solche Treffen nicht. Nehmen wir zum Beispiel einmal eine Mahlzeit wie die heute Abend. Drei Stunden später werden wir die nächste Mahlzeit haben; die Versammlung der Freunde. Weiterhin werden wir die ganze Woche über solche Treffen haben, von den Unterrichten ganz zu schweigen.

Wir treffen uns in unserer Freizeit, um zusammen zu essen, zu diskutieren und alle möglichen Probleme zu besprechen. Solche Dinge sind in anderen Wissenschaften nicht üblich. Dort werden trockene Ausschüsse gebildet, die sich für 5 bis 10 Minuten treffen und das war es dann. Aber im Fall von Kabbalisten läuft es anders; umgekehrt. Allem wird ein lebendiger und warmer Charakter gegeben. Das ist notwendig, um dieses besondere Gefühl der Einheit durch das Treffen und die Verbindung untereinander zu spüren. Für einen Außenstehenden erscheint das allerdings merkwürdig und ungewohnt.

Frage: Wie unterscheiden sich Ihre Lektionen während eines Kongresses von den gewöhnlichen, regulären Lektionen?

Rav Dr. Michael Laitman:
Ich möchte es einmal so ausdrücken: Wenn ein Kabbalist für sich alleine ist, befindet er sich auf einer bestimmten Stufe und beschäftigt sich mit den spirituellen Dingen dort. Er muss sich dann damit beschäftigen. Prinzipiell hat niemand eine Verbindung zu ihm, während er sich auf dieser Stufe befindet. Er tut das, was in der spirituellen Welt notwendig ist und ebnet damit den Weg zwischen dieser und der spirituellen Welt. Jeder Kabbalist versucht diese Verbindung zu verstärken, damit soviel Licht wie möglich aus der hHöheren Welt auf unsere Welt scheint und so näher an alle Dinge in unserer Welt herangeführt wird.

Auf diese Weise werden sie die Notwendigkeit des Aufstiegs schneller wahrnehmen und in die Arbeit zur Erlangung der Höheren Welt eingebunden. Das Erlangen der spirituellen Welt ist der Zweck der Schöpfung. Das ist die Aufgabe eines Kabbalisten. Und er macht das alleine, denn niemand kann ihm bei dieser inneren, individuellen Arbeit helfen. Daneben schreibt er noch möglichst viele Bücher, indem er sich auf das allgemein verständliche Niveau begibt und die Texte verfasst.

Wenn er eine Lektion vor einer Gruppe von Studenten gibt, enthüllt sich seine Verbindung zur Spiritualität und das Ausmaß, zu welchem er seine spirituelle Errungenschaften an die Studenten weitergeben kann. „Vor ihm“ heißt nicht, dass sie sich physisch vor ihm befinden. Die Studenten sind in ihren Verlangen mit dem Kabbalisten verbunden; sie befinden sich zur selben Zeit wie er im spirituellen Aufstieg. Sie wollen etwas klären, fühlen und definieren. Auch wenn sie nichts verstehen. Es ist vergleichbar mit einem weinenden Baby. Die Erwachsenen wissen, warum es weint und das Baby bekommt dann einen Schnuller, etwas zu essen und sie beruhigen das Kind. So ist es auch mit den Studenten. Sie wissen nicht wirklich, was sie wollen. Die Erkenntnis hängt von der spirituellen Stufe ab.

Wenn wir mit dem Studium der Kabbala beginnen, gehen wir durch zwei Stufen der Verhüllung - Doppelte und Einfache Verhüllung. Und während dieser Zeit weiß ein Mensch nicht was er will, was er erlangen wird, was seine Bestimmung ist, wo er steht und was auf ihn wirkt. Alles ist vor ihm verborgen. Das bezeichnet man als die Verhüllung des Schöpfers. Genau genommen die Verhüllung von Ihm und der gesamten Welt.

Das ist die wirkliche Verhüllung des Schöpfers. Und darum hat ein Mensch am Anfang nur ein einfaches, unklares Verlangen. Aber er möchte etwas fühlen, in das System integriert sein, mit den Verlangen des Kabbalisten, der gerade lehrt, verbunden sein. Egal ob er physisch da ist oder nicht. Verlangen brauchen weder Zeit noch Raum, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Sie existieren vollständig in einer anderen Dimension - der Spiritualität.

Darum kann ich hier meinen 200 Studenten gegenübersitzen, aber was wirklich auf mich wirkt kommt aus Südamerika. Es ist egal wo, es kommt von dort, weil dort im gleichen Moment die Verlangen größer sind. Im Allgemeinen frage ich nicht danach, wo diese Verlangen herkommen, die in mir auftauchen. Ich fühle nur, dass es unmöglich ist, diese Verlangen nicht zu füllen. Es wird von mir verlangt so wie inneres Vakuum, das von den Studenten zu mir kommt. Und alle diese Studenten in Form des Schöpfers sind physisch nicht bei mir.

Hier gibt es nur wenige, etwa 200 bis 300 Männer. Sie spielen aber nicht die Hauptrolle. Die wird von der großen Anzahl von Studenten gespielt, die sich auf der ganzen Welt befinden und die spirituelle Welt enthüllen und entdecken wollen. Und nicht nur in dieser Zeit, sondern auch während ein oder zwei Tagen erzeugen sie durch diese Verbindung ein sehr starkes Verlangen nach Spiritualität. Über dieses sogenannte MaN (Maim Nukwin = weibliches Wasser) drückt der Kabbalist seine spirituellen Eigenschaften gegenüber seinen Studenten aus. Gemäß seiner Fähigkeit, sich selbst auszudrücken und sich selbst auf die Stufe der Studenten zu begeben. Das passiert während der regulären Lektionen.

Während eines Kongresses sind die Lektionen anders, weil sie unter einem großen, gemeinsamen Verlangen stattfinden. Ein physischer Kongress ist nicht mit der Spiritualität verbunden, aber dadurch, dass zur selben Zeit viele Menschen ohne Unterbrechung für mehrere Tage zusammenarbeiten, entsteht ein allgemeines Verlangen. Die einzelnen Verlangen werden gebündelt und ausgerichtet. Dadurch erscheinen abwechselnd Verlangen und Leere. Auf der einen Seite also die Freude über das, was jeder fühlt - die Einheit mit den anderen und der Höheren Welt. Auf der anderen Seite aber auch eine innere Leere. Wo ist das, was wir vom Schöpfer ersehnen?

Es gibt so zwei gegensätzliche Erscheinungen des einen, gemeinsamen Verlangens - einerseits die Freude und das Verlangen nach dem Schöpfer und andererseits die Abwesenheit Seiner Wahrnehmung. Dieser enorme Unterschied der beiden Zustände, die Größe des Schöpfers und der eigenen Hilflosigkeit erschafft eine gewaltige Potentialdifferenz.

Diese Lücke lässt ein Verlangen erwachen, das viel spirituelle Energie in unsere Welt bringt. Wenn auch nur mit ein paar Worten. Und diese Energie füllt alle, die über die Lektionen oder Kongressaktivitäten damit verbunden sind. Es müssen nicht einmal die Lektionen sein. Auch alle anderen Veranstaltungen, wie Freundestreffen, Kulturprogramm, Workshops und anderes wirkt auf diese Weise. Es ist egal, um was es sich handelt.

Während dieser zwei vollen Tage des Kongresses, also von Freitagabend bis Sonntagnachmittag, was die übliche Zeit für Kongresse ist, empfehle ich doch sehr die Teilnahme an unseren Aktivitäten. Auch wenn sie nur virtuell ist. Dann wirst Du das in dich aufnehmen, was wir zusammen mit Dir aus der Höheren Welt anziehen. Sind die Lektionen so tief in der Klärung des Materials? Nein, denn wir müssen auch die neuen Teilnehmer und die, die nicht verstehen, berücksichtigen. Wir müssen auch die unterste Stufe berücksichtigen. Das ist nicht Ausdruck von Überheblichkeit, denn in der Kabbala man muss nicht klug sein.

Jedoch ist das Wichtigste im Bezug auf die Anfänger, ihnen das richtige Gefühl zu geben. Einen Eindruck, was Einheit und Verbindung eigentlich bedeutet. Sie sollen die Eigenschaft des Gebens fühlen und darüber den Schöpfer spüren, der das gesamte Universum lenkt. Das ist das Wichtigste und das wollen wir mit dem Kongress erreichen.

Über die Lektionen während des Kongresses und durch den gesamten Kongress an sich, werden wir einen deutlichen Schritt nach vorne tun. Auch wenn die ganze Veranstaltung nur zwei Tage dauert. Die Anwesenheit auf einem Kongress ersetzt nicht die regulären Lektionen. Sie gleicht einem monatelangen Studium in der Gruppe. Ich würde sagen einem halben Jahr. Wenn jemand wirklich innerlich am Kongress teilnimmt, wird er den Einsatz spüren. Denn er ist gegen seinen Willen. Es gibt eine Verbindung zwischen den Seelen und jeder gibt und bekommt von den anderen.

Auch wenn wir das physisch nicht spüren, so fühlen wir doch eine Art Freude und Enthusiasmus. Das ist, was mit unserer Seele passiert. Es interessiert uns nicht äußerlich, aber so bringen wir uns praktisch näher an den ewigen Zustand heran. Letztlich will ich eine Öffnung, die Enthüllung der Spiritualität. Darum sind die Lektionen während eines Kongresses emotionaler und beeinflussen die Seelen in einem größeren Ausmaß.

Frage: Es ist das erste Mal, dass ich an einem Kongress teilnehme. Ich habe gehört, dass dort auch Kulturveranstaltungen stattfinden werden. Wie lässt sich das mit dem Studium verbinden? Die Kabbala ist doch eine Wissenschaft.

Rav Laitman:
Kabbala ist die Wissenschaft der Korrektur des gesamten Universums. Stell Dir vor, wir sind im Zustand der Geringfügigkeit, zerbrochen und auf der untersten Stufe des Universums. Die Menschen, die die Kabbala studieren, gehören zu unserer Welt, welche scheußlich und minderwertig ist. So wie diese Welt an sich ist, so sind auch die anderen Wissenschaften, welche studiert werden. Sie bewegen sich alle auf dem gleichen Niveau. Wenn jemand diese Wissenschaften studiert, tut er das auf der Stufe seiner egoistischen Verlangen - vollkommen abgetrennt von der Realität.

Die Kabbala dagegen ist eine Wissenschaft auf einer ganz anderen Stufe als die anderen Wissenschaften. Sie ist ihre Wurzel. Auf dieser Stufe sind alle Teile der Schöpfung vereint und in der richtigen Art und Weise miteinander verbunden. Es ist kein gespaltener Zustand.

Stell Dir vor, dass die üblichen Wissenschaften die Dinge getrennt betrachten. Wenn Du alle diese Teile zusammenfügst, entdeckst Du vollkommen andere Gesetze und damit eine andere Wissenschaft. Das wird als „Wissenschaft der Kabbala“ oder kurz „Kabbala“ bezeichnet.

Darum kann man die Kabbala nicht mit den anderen Wissenschaften vergleichen, denn sie handelt von der korrigierten Welt, der gesamten Schöpfung und dem gesamten, höheren und vollkommenen Universum. Unsere Welt und ihre Wissenschaften sind vorrübergehende Erscheinungen, denn sie behandeln nur die unkorrigierten Teile, die mit unkorrigierten Dingen in dieser Welt verbunden sind.

Die Kabbala dagegen bringt einen Menschen zum korrigierten Zustand. Zur Verbindung mit allen anderen Seelen, uns allen zusammen und sie erklärt wie das geht. Sie hilft uns, zeigt uns den Weg, gibt uns Stärke, treibt uns voran, zeigt uns die Richtung und unterstützt den Menschen auf seinem Weg. Der Mensch muss alle Funken dieser Seele einsammeln, um ein Ganzes zu erschaffen - eine Seele, die als Adam (Mensch) bezeichnet wird.

Dies geschieht durch Handlungen, Meinungsaustausch, Verbindung zwischen Freunden, während der Lektionen, der Verbreitung usw. Das heißt, durch jegliche Art von gemeinsamen Handlungen. Und dazu gehören auch Kulturveranstaltungen, Shows, Singen, gemeinsame Mahlzeiten, Tanzen uvm.

Bezüglich all der Dinge, die dann um uns herum geschehen, bin ich der männliche Teil. Der Teil, der die Verbindung zwischen uns unterstützt. Die Frauen umgeben uns und treiben uns zur Vereinigung. Und was immer wir auch erlangen, verteilt sich auf alle Seelen. Niemand kann dabei verlieren, weil Spiritualität nicht teilt. Sie vervollständigt alles und verbleibt in allen Teilen - mit gleicher Intensität.

In dem Maße, wie Kabbalisten sich mit der Vereinigung der Seelen beschäftigen, ist der Schöpfer und das Höhere Licht auch in dieser Verbindung vorstellbar. Darum müssen wir so viele Veranstaltungen wie möglich machen, um alle möglichen Anstrengungen für die Vereinigung der Seelen zu unternehmen. Darum veranstalten wir all diese Dinge wie Mahlzeiten, Singen und Kulturprogramme.

Kabbala ist wirklich eine Wissenschaft und sogar die Wurzel aller Wissenschaften. In der Anfangsgeschichte der Menschheit gab es viele Wissenschaften wie z.B. im antiken Ägypten, China, Indien usw. Aber diese Wissenschaften waren primitiv im Vergleich zu unserer Welt.

Als Abraham die Weisheit der Kabbala entdeckte, empfing er eine Methode zur Erlangung unserer Welt und damit auch der Höheren, der spirituellen Welt. Über Jahrhunderte hinweg wurde diese Weisheit und Wissenschaft nur wenigen Studenten weitergegeben. Daraus entstand später das Volk Israel. „Israel“ kommt von „Jashar“ (direkt) und „El“ (Schöpfer). Es bedeutet also: direkt zum Schöpfer, weil sie die Kabbala haben.

Alle großen Philosophen und Wissenschaftler haben geschrieben, dass die Kabbala die Grundlage aller Wissenschaften sei. Ich werde das heute in meinen Block schreiben und ihr könnt dann darüber lesen. Es steht auch auf unserer Webseite und ihr könnt es natürlich auch in den Schriften der Philosophen finden. Gemäß den Schriften der Kabbalisten entstanden die bekannten Wissenschaften nach der Zerstörung des Zweiten Tempels. Sie sagen uns, wie wir diese Welt verstehen müssen und wie ihre Erforschung möglich ist.

Natürlich haben die Kabbalisten die Dinge vom Standpunkt der Kabbala aus erklärt und alle, die sich dafür interessierten und die Erkenntnisse erlangen wollten, wie z.B. Plato oder Aristoteles, sind zu den Lektionen gekommen. Sie haben Teile der Methode der Kabbala übernommen, wie die Welt zu erforschen ist, und so begann die Entwicklung der bekannten Wissenschaften.

Es wurde aber nicht die vollständige Methode der Kabbala übernommen, sondern nur, wie man seine Beobachtungen zu einem System zusammenfasst. Die Kabbalisten haben sich für die externen Wissenschaften nicht interessiert. Doch ihre Schüler wie Plato und Aristoteles, die selber keine Kabbalisten geworden sind, haben so diese Wissenschaften begründet. Es waren insbesondere die antiken Griechen, die in dieser Zeit in engem Kontakt mit Israel standen und z.T. auch dort lange Zeit gelebt haben. So sind in Griechenland unsere bekannten Wissenschaften begründet worden. Als die Verbindung zwischen Griechenland und Israel abbrach, fielen damit auch die Wissenschaften in Griechenland für viele Jahre bis zu ihrer Wiedergeburt im Mittelalter.

Darum ist diese Wissenschaft sowohl der Anfang aller anderen, externen Wissenschaften als auch ihr Ende. Denn wenn die Korrektur beendet ist, wird auch diese Welt aufhören zu existieren. Wir spüren bereits ihr Verschwinden und sprechen auch schon freier und offener darüber. Unsere Welt ist nicht ewig. Sie existiert höchstens noch ca. 230 Jahre. Danach werden wir mit Sicherheit ein vollkommen anderes Universum wahrnehmen.

Alle unsere irdischen Wissenschaften werden einfach mit der Wahrnehmung dieser physischen Welt verschwinden. Sie haben kein beständiges Fundament. Niemand wird noch Materie wahrnehmen, denn wir werden nur noch die Spiritualität spüren. Die Kabbala wird alle Dinge miteinander verbinden und dieser Zustand wird bleiben; darum wird die Kabbala „die Quelle aller Wissenschaften“ genannt.

Frage: Was ist ein kabbalistisches Mahl? Und warum wird dem so eine große Bedeutung beigemessen?

Rav Laitman:
Es gibt spirituelle Wurzeln, spirituelle Handlungen in der Höheren Welt, welche eine signifikante Rolle bei der Korrektur der Seelen spielen. Wie Du weißt, ist die animalische Verbindung der Körper in dieser Welt die stärkste Kraft neben dem Instinkt zu überleben - die sexuelle Verbindung von Mann und Frau. Korrespondierend dazu ist die höchste Handlung in der spirituellen Welt die Vereinigung des weiblichen Verlangens mit dem Licht, dem gebenden männlichen Teil. Das wird als „Siwug de Haka’a“ (Paarung während des Zusammenstoßes) bezeichnet.

In dieser Welt sind die animalischen Verlangen egoistische, tierische Genüsse. Sie unterscheiden sich kaum von anderen Ausrichtungen in der materiellen Welt. In der Spiritualität ist es dagegen das größte Verlangen und die höchste Handlung. Und das Resultat ist die größte Sache überhaupt - die Verbindung mit dem Schöpfer.

Und so ist es auch mit den Mahlzeiten. Was ist das Spezielle daran, wenn Leute zusammensitzen und essen? Es ist das Resultat der Vereinigung der Seelen. Wir wissen, dass im Kopf des Parzuf...

(Ich werde es aufzeichnen). Wir haben spirituelle Verlangen, die aus zwei Teilen bestehen: einen „Rosh“ (Kopf) und einen „Guf“ (Körper). Und zwischen ihnen existiert eine Grenze, die wir als „Pe“ (Mund) oder „Massach“ (Schirm) bezeichnen. Im Kopf fällt die Entscheidung, wie viel man mit der Absicht zu geben empfangen kann. Danach steigt das Licht über den Kopf in den Körper ein und füllt ihn bis zu einer bestimmten Stelle, die wir als Tabur (Nabel) bezeichnen. Was im Kopf passiert, ist die Entscheidung gemäß der Zurückweisung des Lichtes und seiner anschließenden Aufnahme. Die Zurückweisung nennt man „Haka’a“ und die Verbindung mit dem Licht „Siwug“. Der Empfang des Lichtes durch den Pe bis zum Tabur nennt man „Ta’amim“ (Geschmäcker). Das ist so wie das Empfangen von Nahrung, sprich essen.

Warum erzähle ich Dir das? Weil, wenn wir damit beginnen, unsere Seelen zu korrigieren, verbinden wir uns zu solch einer Struktur. Und wenn wir zusammensitzen und zusammen essen, zeigen wir damit, dass wir bereit sind für den Zustand der vereinigten Seele. Das ist das, an was wir bei unseren Mahlzeiten denken sollen. Wir müssen daran denken, wie wir diese Genüsse durch unsere Einheit empfangen können. Das gibt uns eine größere Kraft zum Zurückwerfen den Lichts, des reflektierten Lichts und damit des Gebens. So können wir dann empfangen.

Falls ich nicht mit den anderen verbunden bin, werde ich kein reflektiertes Licht haben und damit auch nicht in der Lage sein zu empfangen. Darum denken wir bei unseren gemeinsamen Mahlzeiten daran, wie gut es doch ist, in der Einheit zu sein und die Verbindung mit dem Schöpfer zu erlangen, durch unsere Vereinigung das Licht des Genusses, den Geschmack des Höheren zu empfangen. Das ist die spirituelle Wurzel unserer kabbalistischen Mahlzeiten und darum sind sie auch so wichtig.

Frage: Vor zwei Jahren war ich auf einem Kongress in Tallin und habe gesehen, das auf kabbalistischen Kongressen viel Zeit zum Singen aufgewendet wird. Was bedeutet es, zusammen zu stehen und zu singen?

Rav Laitman:
Was ist ein Lied? „Ein Lied“ ist etwas Aufsteigendes...(zeichnet). Auf der einen Seite aufsteigend, die Größe des Schöpfers ausrufend, gemäß der Natur und des Höheren Lichtes. Auf der anderen Seite die mangelnde Kraft des Einzelnen, etwas über der materiellen Welt hinaus erreichen zu können. Und als Folge dieser beiden Wahrnehmungen fühlt „Malchut“ (Königreich) seine eigene Kraftlosigkeit und gleichzeitig die Größe von „Keter“ (Krone). Dazwischen sind acht Sfirot - von Keter bis Malchut. Ich verstehe, dass ich das nicht selber machen kann und bringe meinen Wunsch als Gebet vor, zusammen mit meinem Gefühl der Scham und Hilflosigkeit. All das lasse ich mit meiner Bereitschaft zur Vereinigung mit der Gruppe aufsteigen.v Ich verstehe, dass ich nur so die notwendige Intensität für mein Verlangen, meine Dankbarkeit, meine Gefühle der Größe und Erniedrigung aufbringen kann. Das geht nur in der Verbindung mit der Gruppe. Nur wenn ich mit den anderen zusammen singe. Und die Lieder haben eine besondere Bedeutung. Auch wenn man den Text nicht versteht; denn wir singen Lieder in unterschiedlichen Sprachen. Das macht aber nichts, denn es sind kabbalistische Lieder und es reicht vollkommen aus, mitzusingen. Damit bin ich schon im gemeinsamen Gebet mit allen verbunden, in dieses MaN.

Und wenn ich dann dieses Gebet in meiner Verbindung mit den anderen erlange, werde ich die Kraft des Schirmes vom Schöpfer fühlen können. So werde ich zu einem in der Spiritualität exsistierenden Objekt, das man „Parzuf“ nennt. Darum ist es sehr sehr wichtig, zusammen zu singen. Du wirst sehen, dass die Lieder eine fantastische Energie und reine, kabbalistische Informationen enthalten. Auch wirst Du anfangen, Dir über verschiedene Zeilen der Liedertexte Gedanken zu machen, was dich auch korrigiert. Du wirst diese Lieder in einer Art und Weise nutzen, dass sie dir auf vielen Wegen im Studium der Kabbala helfen werden.

Jeder Kongress wird immer zu einem bestimmten Zweck veranstaltet. Dort strengen wir uns im größten Maße an, um in diesen 48, 50 oder 55 Stunden, so viel Zeit wir eben haben, der Eigenschaft des Gebens so nahe wie möglich zu kommen.

Wir essen und singen zusammen, veranstalten ein Kulturprogramm und natürlich auch Seminare und Workshops, in denen wir über unsere gemeinsame Arbeit sprechen und darüber, was wir zukünftig tun wollen. Lektionen sind ein weiterer, wichtiger Bestandteil. Weiterhin gibt es auf Kongressen viele weitere Verbindungen. Die Menschen arbeiten zusammen und verbinden sich dadurch. Einige lernen dort auch zwanglos ihren Partner fürs Leben kennen.

All die Dinge, die wir jetzt beschrieben haben, zusammengenommen, werden als „Kongress“ bezeichnet. Ich hoffe, dass möglichst viele Leute am Kongress teilnehmen werden. Falls nicht auf diesem, dann auf dem nächsten Kongress. Wenn nicht in Odessa, dann in Blackpool oder St. Louis.

Frage: Ich war schon einmal auf einem Kongress in Israel und es hat mir sehr gut gefallen. Ich verstehe aber nicht, warum Männer und Frauen getrennt sitzen. Es stört mich nicht. Trotzdem möchte ich den kabbalistischen Hintergrund dafür erfahren.

Rav Laitman:
Männer und Frauen müssen getrennt werden, weil jeder sich um seine eigene Korrektur kümmern muss. Die Männer um ihre männliche Korrektur und die Frauen um ihre weibliche. Und nur so können wir uns korrigieren. Wenn sie zusammen studieren, werden wir nur das Gegenteil der Korrektur erlangen, d.h. Trennung und Bruch. Das ist die Anstrengung nicht wert; es wäre reine Zeitverschwendung. Wir veranstalten einen Kongress insbesondere dazu, um tiefer in die Korrektur einzudringen und uns dem ersehnten Ziel näher zu bringen.

Ich bin keineswegs prüde. Ganz im Gegenteil halte ich die Verbindung zwischen Mann und Frau für sehr wichtig. Aber nicht während des Studiums. Während dieser Zeit muss der Mann Fortschritte in Richtung des Ziels zusammen mit seinen Freunden machen. Eine Frau in seiner Nähe würde ihn ablenken und darum sollte keine Frau in seinem Blickfeld sein. Es gibt auf jedem Kongress viele Möglichkeiten, Männer zu treffen, wenn du daran interessiert bist. Aber während der Veranstaltungen, wie Essen, Lektionen usw., wenn gemeinsame Aktivitäten stattfinden, darf es keinen Kontakt mit Frauen geben. Sie würden die Verbindung stören. Sowohl die Verbindung unter den Männern als auch unter den Frauen.

Du solltest dir also immer aufgrund deines Studiums darüber im Klaren sein, warum Männer und Frauen getrennt sind. Die Aufgabe der Männer liegt in der Korrektur der Verbindung zwischen ihnen, um die Eigenschaft des Gebens zu erlangen. Bei den Frauen ist es anders. Die Korrektur zwischen ihnen besteht im Empfang der Eigenschaft des Gebens von den Männern. Das müssen sie wollen. Darum treiben sie die Männer an und unterstützen sie, sich zu vereinigen und zu verbinden. Damit sie in der Eigenschaft des Gebens die Höhere Kraft erlangen. Und automatisch wird diese Kraft auf die Frauen überspringen in dem Maße, wie jede Frau es sich wünscht.

Frage: Wie kann ich wissen, ob ich in der spirituellen Welt ein Mann oder eine Frau bin?

Rav Laitman:
Das ist schwer zu sagen. Aber die Frage ist berechtigt. Ich will es einmal so ausdrücken: Im Verhältnis zum Schöpfer sind wir alle weiblich, denn wir sind das Verlangen zu empfangen. Wenn wir versuchen, uns zu korrigieren, empfangen wir vom Schöpfer die Kraft zur Korrektur, die als „Licht von AB SaG“ (Umgebendes Licht) bezeichnet wird. Durch die Korrektur verwandelt sich unser Geschlecht vom weiblichen hin zum männlichen, sobald wir die Eigenschaft des Gebens erlangt haben. Diese Eigenschaft können wir durch unsere Verlangen erreichen, die wir „Frau“ nennen.

Dadurch entdecken wir, dass jeder von uns aus zwei Teilen besteht: einem männlichen und einem weiblichen Teil. Jeder dem ich gebe, ist im Verhältnis zu mir weiblich - der empfangende Teil. Wenn ich gleichzeitig von ihm empfange, bin ich der weibliche Teil und er der männliche. So besitzt jeder von uns beide Eigenschaften und jeder ist im Vergleich zum anderen sowohl Geber als auch Empfänger - ein Mann und eine Frau.

Im Prinzip verbinden wir uns zu einem einzigen „Kli“ (Gefäß), ein Verlangen mit einem „Massach“ (Schirm). Dieser Massach absorbiert alle Verlangen in solch einem Ausmaß, dass alle Unterschiede zwischen männlich und weiblich aufgehoben werden. Sie werden eins. Es ist ein Zustand vergleichbar mit Adam, bevor er in einen männlichen und weiblichen Teil zerbrochen ist. War er denn vorher nur männlich? Nein, denn wenn er männlich gewesen wäre, hätte er ein weibliches Gegenstück gehabt. Adam war vor seiner Spaltung nicht männlich, sondern wie ein Engel. Er hatte weder die Eigenschaft zu geben noch die zu empfangen.

Anschließend wurde er in zwei Teile geteilt. Die Struktur wurde also vom Schöpfer in zwei Teile gespalten: in einen männlichen und einen weiblichen Teil. Durch die Kombination und Zusammenarbeit beider Teile können sie, da sie einander entgegengesetzt sind, Vollkommenheit, Perfektion und Ewigkeit erreichen.

Darum hoffe ich, dass alle ein richtiger Mann und eine richtige Frau werden. Denn das werden wir in der spirituellen Welt sein. Und damit beenden wir die Fragen und sehen uns am Freitag. Was haben wir am Freitag auf dem Plan? Um 7 Uhr am Morgen? Um 10 Minuten vor 7 in Moskau und Kiew und um 10 Minuten vor 6 in Jerusalem. Dann beginnt der Kongress in Odessa. Die erste Lektion in Odessa fängt um 7 Uhr an.

Ich hoffe, Euch alle anwesend zu sehen. Ich werde jeden begrüßen und wir werden über verschiedene Dinge sprechen und einige Sachen klären. Die Leute, die nicht physisch zum Kongress erscheinen können, bitte ich dringlichst, sich virtuell mit uns zu verbinden. Sodass kein Unterschied in Raum, Zeit oder Sprache zwischen uns gefühlt werden kann.

Wir sehen uns also auf dem Kongress in Odessa. In den kommenden Tagen solltet ihr euch intensiv mit dem Material beschäftigen, das wir auf unserer Webseite für den Kongress vorbereitet haben. Das kann ich Euch nur empfehlen. Bitte denkt über die Sachen nach und bereitet euch innerlich auf den Kongress vor. Die Vorbereitung ist das Wichtigste. Unser Weg zu „Ejn Sof“ (Unendlichkeit) wird auch der „Weg der Vorbereitung“ genannt.

Das Allerwichtigste ist die Vorbereitung, um mit einem starken und großen Verlangen, viel Enthusiasmus und Hartnäckigkeit, einem gewaltigen Verlangen zu geben und zu empfangen zum Kongress zu erscheinen. Du musst schon „aufgewärmt“ zum Kongress kommen, um sofort durchstarten zu können. Also fangt schnell mit der Vorbereitung an, falls ihr noch nicht begonnen habt. Dann werden wir erfolgreich sein, durch viele Stufen gehen und vielleicht auch schon das erlangen, nach dem wir uns so sehnen. Es hängt nur von uns ab. Also tschüss und alles Gute bis zum Kongress.
 

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