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Analytischer Vergleich zwischen Kabbala und Philosophie


Was ist Spiritualität?

Die Philosophie hat sich viel Arbeit gemacht, um zu beweisen, dass das Materielle ein Erzeugnis des Spirituellen sei und die Seele den Körper erzeuge. Doch auch danach wird das, was sie behaupten, weder vom Herzen noch vom Verstand angenommen. Ihr Hauptfehler bestand in der Wahrnehmung des Spirituellen, darin, dass es, wie sie behaupteten, das Materielle gebar, was zweifellos erfunden ist. 

Jeder Vater muss seinem Nachkömmling irgendwie ähneln, und solch ein Verhältnis ist die Handlungsweise und der Weg, den seine Nachkommenschaft fortsetzen wird. Denn jeder Arbeiter muss irgendein Verhältnis zum eigenen Tun haben, welches zu einer Verbindung zwischen ihnen führen wird. Und wenn du sagst, dass das Spirituelle keinerlei Bezug zum Materiellen hat, so gibt es keinen Weg und kein Mittel, welches dem Spirituellen eine Möglichkeit gäbe, einen Kontakt zum Materiellen zu haben und es irgendwie in Bewegung zu versetzen.

Doch das Wesen des Wortes „spirituell“ hat keinerlei Bezug zur Philosophie, denn wie kann man etwas besprechen, was man niemals gesehen oder wahrgenommen hat? Worauf basiert das?

Denn wenn es irgendeine Definition gibt, die es erlaubt, das Spirituelle zu unterscheiden und es vom Materiellen zu trennen, dann kann sie niemand Anderer geben als jene, die einmal das Spirituelle erkannt und wahrgenommen haben, und das sind wahre Kabbalisten. Daher bedürfen wir der Wissenschaft der Kabbala.

Philosophie aus dem Wesen des Schöpfers

Und nun – das Wesen des Schöpfers, mit dem sich die Philosophie so gern beschäftigt, indem sie alle Gesetze des nicht darin Vorhandenen beweist. Die Kabbala beschäftigt sich überhaupt nicht damit, denn wie kann man in etwas, was zu verstehen und zu erkennen absolut unmöglich ist, etwas definieren? Denn etwas Fehlendes festzustellen ist nicht von geringerem Wert, als etwas Vorhandenes zu bestimmen. Denn wenn du etwas von weitem anschaust, und darin alle Komponenten des Fehlenden erkennst, d. h. alles, was nicht da ist, so gilt das doch auch als Bezeugung und ein gewisses Sehen und Erkennen, denn wäre das weit genug entfernt, könnte man darin noch nicht einmal das Fehlende unterscheiden.

Zum Beispiel: Wenn wir von weitem irgendein dunkles Bild anschauen und dann bestimmen, dass es weder Mensch noch Vogel ist, wird das etwa nicht als Sehen bezeichnet? Wäre es noch weiter weggewesen, hätten wir nicht klar sagen können, dass es sich nicht um einen Menschen handelt.

Daraus resultieren ihre ganze Nichtigkeit und das Wirrwarr. Die Philosophie rühmt sich, alles Negative über das Wesen des Schöpfers verstehen zu können, während die Kabbalisten an dieser Stelle völlig stumm bleiben und Ihm noch nicht einmal eine einfache Bezeichnung geben, denn alles, was wir nicht erkennen, können wir weder bei Namen noch bei Wort nennen. Denn ein Wort verweist bereits auf den Ansatz irgendeiner Erkenntnis. Die Kabbalisten jedoch sprechen sehr viel vom Licht des Schöpfers in der Wirklichkeit, d.h. die Rede ist von all jenen Erscheinungen des Lichts, in welchen sie einer tatsächlichen Erkenntnis würdig wurden, Erkenntnissen im Materiellen gleich.

Das Spirituelle ist eine Kraft, die in keinen Körper eingekleidet ist

Das, was die Kabbalisten mit dem Wort „spirituell“ bestimmen, und wovon sie sprechen, steht in keinerlei Verbindung zur Zeit oder zum Raum und hat keinen materiellen Wert. (Meiner Meinung nach hat sich die Philosophie mit fremden Federn geschmückt, indem sie einige Definitionen aus der Wissenschaft der Kabbala stahl und daraus Kostbarkeiten für den menschlichen Verstand machte. Und wäre es nicht deswegen gewesen, wäre es ihnen nicht in den Kopf gekommen, sich solch eine Wissenschaft wie diese auszudenken). Sie stellt eben einfach eine Kraft dar: das heißt, eine Kraft, die nicht in einen Körper eingehüllt ist, wie wir das in dieser Welt gewohnt sind, sondern einfach eine Kraft ohne Körper.

Das Spirituelle Kli wird als eine Kraft bezeichnet

Hier ist es notwendig anzumerken, dass, wenn die Rede von einer Kraft im Spirituellen ist, nicht das spirituelle Licht als solches gemeint ist, weil das spirituelle Licht direkt aus dem Wesen des Schöpfers ausgeht. Und wenn dem so ist, dann ist es dem Wesen des Schöpfers gleich. Das heißt, wir sind auch nicht fähig, das spirituelle Licht so zu verstehen und zu erkennen, dass wir dem irgendeine Bezeichnung und Definition geben könnten, dass sogar der entliehene Begriff „Licht“ metaphorisch und nicht wahr ist. Dementsprechend muss man wissen, dass sich diese Bezeichnung – „Kraft“ ohne Körper – auf das „Spirituelle Kli“ bezieht.

Lichter und Kelim

Man sollte daher nicht nachfragen, wie die Weisen der Kabbala, die die Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen und unterscheidenden Definitionen füllen, die verschiedenen Lichter unterscheiden. Diese Definitionen zeugen nicht vom Wesen der Lichter, sondern sie beziehen sich auf die Erfahrungen des Kli (welches die oben genannte Kraft darstellt), die es während des Zusammentreffens mit dem Licht im eigenen Inneren macht.

Kelim
und Lichter (Bedeutung der Worte)

Und hier muss man die Frage nach dem Unterschied zwischen dem Geschenk und der dadurch erzeugten Liebe hinzufügen. Lichter, d. h. den Eindruck des Kli, kann man erkennen, und das heißt: zusammen „Materie und Form“, da der Eindruck die „Form“ und die oben genannte Kraft die „Materie“ ist.

Doch die erzeugte Liebe wird als Form ohne Materie definiert. Das heißt, wenn wir die Liebe von der Materie des Geschenkes lösen, als wäre sie niemals in irgendein konkretes Geschenk gehüllt und stelle lediglich eine abstrakte Bezeichnung – Liebe des Schöpfers – dar, dann wird sie als Form definiert. Und die Beschäftigung mit ihr wird als Empfangen der Form bezeichnet. Und das ist konkret, ohne jegliche Phantasien formeller Philosophie, da der Geist dieser Liebe tatsächlich in der Erkenntnis ein vom Geschenk völlig gelöster Begriff bleibt, d. h. das Wesen des Lichts ist.

Materie und Form in der Kabbala

Ungeachtet der Tatsache, dass diese Liebe Ergebnis des Geschenkes ist, ist sie unschätzbar wichtiger als das Geschenk selbst. Das gleicht dem, wie ein großer König den Menschen mit einem kleinen Geschenk ehrt, und obwohl die Sache an sich keinen besonderen Wert hat, verleihen ihr die Liebe und die erwiesene Aufmerksamkeit vonseiten des Königs unendlichen Wert und Bedeutung. Daher löst sich die Liebe komplett von der Materie, die das Licht und das Geschenk darstellt, in solchem Maße, dass nur die Erkenntnis der Liebe übrig bleibt und das Geschenk vergessen und scheinbar aus dem Herzen gelöscht wird. Dementsprechend trägt dieser Teil der Wissenschaft die Bezeichnung „Die Kabbala der Formen“ und ist in der Tat ein wichtigerer Teil der Wissenschaft.

ABYA

In dieser Liebe unterscheidet man vier Stufen, die den Stufen der menschlichen Liebe ähneln. Wenn der Mensch zum ersten Mal ein Geschenk erhält, sieht er im Schenkenden noch nicht einen Geliebten, schon gar nicht, wenn es sich um eine wichtige Person handelt, und der Empfänger ihr nicht ebenbürtig ist.

Dennoch zeichnet sich bei der Vergrößerung der Menge der Geschenke und bei deren ständigem Eintreten ab, dass man auch eine wichtige Person als ebenbürtig wahrnehmen und sie tatsächlich lieben kann, denn das Gesetz der Liebe lautet, dass Liebende Gleichheit untereinander verspüren müssen.

Dementsprechend werden hier vier Stufen der Liebe hervorgehoben. Das Beschenken heißt die Welt Assija; die Vergrößerung der Zahl der Geschenke nennt sich die Welt Yezira; die Erscheinung der Liebe heißt die Welt Brija.

Hier beginnt das Studium der Form in der Weisheit der Kabbala, weil sich in diesem Stadium die Liebe vom Geschenk löst. Darin liegt das Geheimnis des Gesagten: „Und erschafft die Finsternis.“ Das heißt, das Licht wird aus der Welt Yezira entfernt, und die Liebe bleibt ohne Licht, ohne ihre Geschenke.

Und anschließend Azilut. Nachdem die Liebe es gekostet und die Form von der Materie endgültig gelöst hat, im Geheimnis des Gesagten „Und erschafft die Finsternis“, – wird der Mensch würdig, sich auf die Stufe der Welt Azilut zu erheben. Auf dieser kehrt die Form zurück und verwirklicht sich in der Materie, das heißt, das Licht und die Liebe werden gleichzeitig wahrgenommen.

Ursprung der Seele

Alles Spirituelle wird von uns als eine vom Körper gelöste Kraft wahrgenommen, weil es keine materielle Gestalt besitzt. Darum bleibt es völlig von der materiellen Welt getrennt und isoliert. Wie kann es dann in diesem Zustand etwas Materielles in Bewegung versetzen, geschweige denn etwas Materielles erschaffen, wenn es doch keinerlei Bezug auf irgendetwas hat, mit dessen Hilfe ein Kontakt mit dem Materiellen hätte erreicht werden können?

Sauerstoffbasis

Doch in Wirklichkeit ist die „Kraft“ an und für sich wahre Materie, nicht weniger als die gesamte restliche Materie der wirklichen Welt. Obwohl sie nicht über eine Gestalt verfügt, die für die Wahrnehmung durch menschliche Sinnesorgane annehmbar wäre, vermindert diese Tatsache nicht den Wert der Substanz, die „Kraft“ heißt.

Nehmen wir Moleküle des Sauerstoffs, der ein Bestandteil der meisten Stoffe in der Welt ist. Wenn man eine Flasche mit reinem Sauerstoff betrachtet, während dieser sich in keiner Zusammenwirkung mit einem anderen Stoff befindet, dann wird diese Flasche leer aussehen. Es ist unmöglich, Sauerstoff wahrzunehmen, weil er sich in gasförmigem Zustand befindet. Man kann ihn nicht mit Händen greifen, er ist unsichtbar für das Auge.

Wenn wir den Korken aus der Flasche ziehen und daran riechen, so werden wir keinerlei Geruch feststellen. Und wenn wir ihn kosten, werden wir in ihm keinerlei Geschmack finden. Und stellen wir ihn auf die Waage, so wird er nicht mehr wiegen als die leere Flasche. So verhält sich auch Wasserstoff – er hat weder Geschmack noch Geruch oder Gewicht.

Wenn man jedoch diese zwei Stoffe verbindet, so verwandeln sie sich umgehend in eine Flüssigkeit. Und das ist bereits Wasser, das zum Trinken geeignet ist, über einen Geschmack und ein Gewicht verfügt. Wenn man sodann das Wasser auf ungelöschten Kalk gießt, wird das Wasser unmittelbar eingezogen, und die Flüssigkeit wird zu einem festen Stoff wie Kalk selbst.

So werden chemische Elemente Sauerstoff und Wasserstoff, die an sich vollkommen unspürbar sind, zu einem festen Stoff. Wie kann man dementsprechend etwas bestimmen und über die Kräfte, die in der Natur wirken, aussagen, dass sie nicht Materie sind? Das alles doch nur, weil es keiner sinnlichen Erkenntnis unterliegt, denn wir sehen klar, dass der Großteil der wahrgenommenen Stoffe der Realität von Anfang an auf der Basis des Sauerstoffs aufgebaut ist, welchen unsere menschlichen Sinnesorgane wahrzunehmen und zu spüren nicht in der Lage sind!

Überdies können in der greifbaren Realität feste und flüssige Körper, die zweifellos in unserer reellen Welt erkennbar sind, sich bei Erwärmung in Gas verwandeln, und ein Gas, das auf eine bestimmte Temperatur abgekühlt wird, kann zu festem Stoff werden.

Und wenn dem so ist, so kann man sich nur wundern: Wie kann man etwas geben, was man selbst nicht besitzt? Denn wir haben klar gesehen, dass alle wahrgenommenen Bilder aus Elementen resultieren, die nicht fassbar sind, und die keine Materialien darstellen, welche an und für sich existieren. Ebenso sind alle fixierten Bilder, die uns bekannt sind und mithilfe welcher wir eben Stoffe definieren, unbeständig und existieren nicht von allein aus eigener Kraft. Ihre Formen sind lediglich Derivate von Einflüssen wie Wärme und Kälte.

Folglich ist die Basis der Materie die „Kraft“, die in ihr eingeschlossen ist. Allerdings können wir diese Kräfte noch nicht unterscheiden, wie wir es bei chemischen Elementen können. Wahrscheinlich wird sich uns irgendwann auch ihr eigentliches Wesen offenbaren, so wie auch die chemischen Elemente erst in letzter Zeit entdeckt wurden.

Eine Kraft, die im Spirituellen und im Materiellen gleicht
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Mit einem Wort: alle Bezeichnungen, die wir der Materie zuschreiben, sind vollkommen erdacht. Sie sind ausgehend von der sinnlichen Wahrnehmung in unseren fünf Sinnesorganen gegeben worden, unbeständig und von allein nicht existent. Andererseits wäre aber auch jede Definition, die wir einer reinen Kraft gäben und mit der wir ihre Verbindung zur Materie verneinten, ebenso erdacht. Auch wenn sich die Wissenschaft bis zu ihrer perfekten Form entwickeln würde, dürften wir nur die konkrete Wirklichkeit in Betracht ziehen. Mit anderen Worten: alle physischen Handlungen, die wir sehen und empfinden, müssen in Verbindung mit dem sie Vollziehenden gesehen werden, der ebenfalls eine Substanz ist, genauso wie die Handlung selbst. Zwischen ihnen besteht eine Verbindung, ohne die nichts wird.

Und man muss wissen, dass diese fälschliche Trennung des Ausführenden von seiner Handlung aus der formellen Philosophie stammt, die darauf bestand, nachzuweisen, dass eine spirituelle Handlung die körperliche beeinflusst. Daher gelangte man zu irrtümlichen Annahmen wie oben beschriebenen, während die Kabbala all das nicht braucht.

Körper und Seele bei den Höheren

Die Meinung der Kabbala in dieser Hinsicht ist klar und exakt, ohne jegliche Beimischung von Philosophie. Denn auch die spirituellen, verstandesbegabten, zusammengesetzten Wesen, denen die Philosophie jede Körperlichkeit abspricht, bestehen, obwohl sie tatsächlich spirituell, erhabener und abstrakt sind, dennoch aus Körper und Seele, genauso wie ein Mensch.

Und wundere dich nicht darüber, wie man zweimal den gleichen Wechsel einlösen könne, indem man sagt, dass er ein zusammengesetzter sei. Und noch etwas: Nach Meinung der Philosophie hat jede Verbindung irgendwann ein Ende und zerfällt, also stirbt. Und wenn dem so ist, wie kann man dann sagen, dass sie zusammengesetzt und zur selben Zeit ewig sei?

Lichter und Kelim

Deshalb sind ihre Gedanken nicht die unseren, da der Weg der Weisen der Kabbala darin besteht, wirkliche Beweise der Erkenntnisse zu finden, welches eine Widerlegung durch intellektuelles Nachdenken unmöglich macht. Ich werde alle diese Behauptungen erläutern, damit sie jedem verständlich werden.

Zu Beginn sollte man wissen, dass der Unterschied zwischen den Lichtern und den Kelim sich bereits im ersten Geschöpf offenbart, welches sich von Ejn Sof (Unendlichkeit) abtrennt. Natürlich ist das erste Geschöpf auch erfüllter und feiner als jedes darauf folgende. Und zweifellos empfängt es all die Vollkommenheit und Wonne vom Wesen des Schöpfers, Der es mit der ganzen Wonne und dem ganzen Genuss zu füllen wünscht.

Es ist bekannt, dass der Wille zu empfangen das Maß für den Genuss ist. Denn alles, was unser Wille am liebsten empfangen möchte, wird in uns als größter Genuss verspürt. Deswegen müssen wir in der ersten Erschaffung zwei Kategorien unterscheiden: den Willen zu empfangen, jenes empfangende Wesen, sowie das Wesen des eigentlich Empfangenen.

Dabei muss man wissen, dass der Wille zu empfangen bei uns als der Körper des Geschöpfes gilt, das heißt sein Urwesen, welches das Kli zum empfangen Seiner Güte ist. Und das Zweite ist die Essenz, das Wesen, dieser empfangenen Güte, das Licht des Schöpfers, welches stets nach außen an das Geschöpf ausgeströmt wird.

Und man muss unbedingt zwei Eigenschaften unterscheiden, die ineinander eindringen, sogar auf den höheren Niveaus des Spirituellen als jene, über welche man nachdenken und Überlegungen anstellen kann. Das widerspricht dem, was die Philosophie für sich ausgedacht hat, die glaubt, dass von der Materie abgetrennte Wesen nicht zusammengesetzt seien. Denn den „Willen zu empfangen“, der sich unbedingt im Geschöpf befindet (und ohne welchen es keinen Genuss, sondern nur Zwang gibt, ohne irgendeine Andeutung eines Genusses), gab es im Wesen des Schöpfers nicht. Daher wurde er als Geschöpf bezeichnet, etwas, was es im Schöpfer nicht gibt, denn von wem könnte Er empfangen?

Während die empfangene Fülle unbedingt Teil des Wesens des Schöpfers ist, und im Bezug darauf sollte es nichts Neues geben. Und wenn dem so ist, sehen wir eine riesige Entfernung zwischen dem neu erschaffenen Körper und der empfangenen Fülle, welche dem Wesen des Schöpfers gleicht.

Wie kann das Spirituelle Materie erzeugen?

Doch auf den ersten Blick fällt es schwer zu verstehen, wie das Spirituelle etwas Materielles erzeugen und unterhalten kann. Diese Frage ist eine uralte philosophische, und es wurde viel Tinte zu deren Erklärung vergossen.

Doch ist dies eigentlich nur für die Philosophen eine schwierige Frage, weil sie dem Spirituellen eine Definition ohne jeglichen Bezug zum Materiellen gaben. Daraus folgt tatsächlich eine schwierige Frage: Wie kann das Spirituelle etwas Materielles erzeugen, oder wie kann aus ihm etwas Materielles resultieren?

Doch für Kabbalisten stellt diese Frage keinerlei Schwierigkeiten dar, weil das, was sie erkennen, ein vollkommener Gegensatz zu den Vorstellungen der Philosophen ist. Ihrer Meinung nach gleicht jede Eigenschaft des Spirituellen vollkommen einer Eigenschaft des Materiellen – wie zwei Wassertropfen. Und wenn dem so ist, dann ist die Beziehung zwischen ihnen sehr nahe, und zwischen ihnen bestehen keine Unterschiede, außer im Baustoff – das Spirituelle besitzt natürlich die spirituelle Materie, und das Materielle die körperliche Materie.

Doch alle Eigenschaften, die im spirituellen Baustoff wirken, wirken ebenfalls im materiellen Baustoff, wie dies im Artikel „Das Wesen der Wissenschaft Kabbala“ verdeutlicht wurde.

Doch drei Behauptungen der alten Philosophie stellen mir Hindernisse auf dem Wege der Erklärungen. Als Erstes – die Behauptung, dass die Kraft des vernünftigen Denkens im Menschen die unsterbliche Seele, das Wesen des Menschen sei; zweitens – die Behauptung, dass der Körper die Fortsetzung und das Ergebnis der Seele sei; und drittens – die Behauptung, dass spirituelle Wesen einfach und nicht zusammengesetzt seien.

Materialistische Psychologie

Und hier ist kein Platz für Streitereien mit ihnen über diese erdachten Vermutungen, weil ihre Zeit bereits vorbei ist und die Macht jener, die sich an diese Vermutungen halten, zu Ende ist. Dafür sollte man den materialistischen Psychologen danken, die ihre Lehre auf der Zerstörung der Philosophie aufbauten und auf diese Weise die Gesellschaft eroberten. Alle wissen bereits von der Nichtigkeit der Philosophie, da sie keine reale Basis hat.

Dabei wurde diese alte Doktrin zum Stolperstein und ein tödlicher Splitter für die Weisen der Kabbala, da man, anstatt sich der Wissenschaft der Kabbala zu fügen und auf sich Absonderung und Vorsicht, Heiligkeit und Reinheit zu nehmen, noch bevor die Weisen begannen, ihnen etwas von Spirituellen zu enthüllen, von der formellen Philosophie kostenlos das bekam, worum man bat, und maßlos von der Quelle ihrer [der Philosophen] Weisheit trank; dadurch schloss man die Möglichkeit aus, sich mit der Wissenschaft der Kabbala zu bemühen, sodass diese Wissenschaft im Volk Israel fast in Vergessenheit geriet. Daher sind wir der materialistischen Psychologie dankbar, welche der Philosophie den niederschmetternden Schlag verpasste.

Ich bin Salomon

Das gleicht einem Gleichnis der Weisen: „Aschmodai vertrieb Shlomo (den König Salomon) aus Jerusalem auf Entfernung von 400 Parssaot, ohne Geld und ohne Sachen, und setzte sich auf seinen Thron in Gestalt von Salomon. Salomon aber ging von Tür zu Tür und sagte überall, wohin er auch kam: „Ich bin Kohelet.“ Doch man glaubte ihm nicht. So ging er von Stadt zu Stadt und erklärte: „Ich bin Shlomo!“ Und als er zum Sanhedrin kam, sagten die Weisen: „Ein Verrückter wiederholt nicht ständig den gleichen Schwachsinn und sagt: „Ich war König.“

Es ist klar, dass nicht der Name wichtig ist, sondern derjenige, der ihn trägt. Doch wenn dem so ist, wie kann es sein, dass man in ihm nicht Salomon erkannte? Überdies hätte ein Mensch, der seinen Namen respektiert, ihnen seine Weisheit zeigen müssen.

Drei Hindernisse

Es gibt drei Hindernisse beim Erkennen des Namensträgers.

    Das erste– Infolge ihrer Wahrhaftigkeit eröffnet sich diese Weisheit erst, wenn alle Teile zusammen erscheinen. Und wenn dem so ist, dann wirst du nichts in der Wissenschaft sehen können, bevor du sie nicht ganz studiert hast. In diesem Fall ist die Verbreitung der Botschaft über ihre Wahrhaftigkeit erforderlich, und damit man von Anfang an an sie glauben kann, muss man dies in ausreichendem Maße tun.

    Das zweite Hindernis besteht darin, dass der Dämon Aschmodai sich in die Kleider des Königs Salomon kleidete und seinen Thron erbte. So setzte sich auch die Philosophie auf den Thron der Kabbala, denn ihre Behauptungen sind einfacher zu verstehen, da die Lüge schneller aufgenommen wird. Dementsprechend vermehrt sich das Problem. Erstens ist die Wissenschaft der Kabbala tiefgründig und bedarf einer Bemühung, und die Philosophie ist lügnerisch und einfach anzueignen. Und zweitens „besteht keine Notwendigkeit an Kabbala“, weil eine volle Befriedigung durch Philosophie vorhanden ist.


    Drittens
    – wie der Dämon behauptete, König Salomon sei ein Verrückter, so lacht auch die Philosophie die Wissenschaft der Kabbala aus und versucht, sie zu stürzen.

Doch solange sich die Kabbala im Erhabenen aufhält, ist sie dem Volk fern. Und da Salomon klüger als alle war, stand er auch höher als alle, und all diese Weisen konnten ihn nicht bis zum Ende verstehen. Und nur die Weisen des Sanhedrin, welche er viele Jahre lang lehrte, verstanden ihn und verbreiteten diese Botschaft, sodass sein Name ihm durch die ganze Welt vorauseilte.

Ein kleines Wissen offenbart sich in fünf Sekunden und ist daher jedem Menschen zugänglich und kann sich schnell verbreiten. Ein großes Wissen dagegen bekommt man nicht in einigen Stunden, dazu sind einige Tage oder Jahre erforderlich, entsprechend geistigen Fähigkeiten. Und jeden großen Weisen wird keiner außer Einzelnen in seiner Generation verstehen, weil der Verstand tiefgründig ist und sich auf zahlreichen vorausgehenden Kenntnissen gründet.

Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass ein größter Weiser an einen Ort angelangt, wo man ihn nicht kennt, keinerlei Möglichkeit und Fähigkeit hat, seine Weisheit zu offenbaren oder ihnen irgendein Verständnis davon zu vermitteln, bevor man ihm nicht glaubt, dass er berühmt ist.

So geschah es zu jener Zeit auch mit der Wissenschaft der Kabbala, als die Sorgen und das Exil, die uns zuteil wurden, zu deren Vergessen führten (und wenn es noch Menschen gibt, die sich mit der Kabbala beschäftigen, so schadet das mehr als dass es nutzen würde, weil sie sie nicht von einem Kabbalisten empfingen). Und daher befindet sie sich in dieser Generation wie König Salomon, im Exil, und behauptet: „Ich bin die Weisheit! In mir liegen alle Geschmäcke der Religion und der Tora!“ – doch man glaubt ihr nicht.

Dies ist jedoch erstaunlich, denn wenn sie eine echte Weisheit ist, kann sie sich nicht dann wie alle anderen Wissenschaften zeigen? Nein, unmöglich. So wie König Salomon seine Weisheit den Weisen an den Orten seines Exils nicht offenbaren konnte und gezwungen war, nach Jerusalem, an den Ort des Sanhedrin zu kommen, zu denjenigen, die bei ihm lernten und ihn kannten. Sie bezeugten die Tiefe seiner Weisheit. So steht es auch um die Wissenschaft der Kabbala. Sie bedarf großer Weiser, Forscher des Herzens, die sie zwanzig, dreißig Jahre studieren werden, und erst dann über sie Zeugnis ablegen können.

Und so wie König Salomon nicht verhindern konnte, dass Aschmodai seinen Thron einnahm und vorgab, er zu sein bevor er in Jerusalem ankam, betrachteten die Weisen der Kabbala die philosophische Theologie und beklagten sich, dass diese die äußere Hülle aus ihrer Weisheit gestohlen hätte, welche sich auch Plato und die griechischen Vorfahren angeeignet hatten, während sie mit den Anhängern der Propheten in Israel studierten.

Sie stahlen die wichtigsten Sätze der Weisheit Israels und schmückten sich mit Federn, die ihnen nicht gehörten. Und bis zum heutigen Tage sitzt die philosophische Theologie auf dem Thron der Kabbala, als Erbin ihrer Herrin.

Und wer wird den Weisen der Kabbala glauben, während andere auf ihrem Thron sitzen? So glaubte man auch nicht König Salomon in den Tagen seines Exils, da alle wussten, dass König Salomon auf seinem Thron saß, der Teufel Aschmodai. Und so wie bei Salomon besteht nicht die geringste Hoffnung auf die Offenbarung der Wahrheit, da die Weisheit tief ist und keine Möglichkeit hat, sich mittels eines Zeugnisses oder eines Experimentes zu zeigen, welches sie prüfen würde. Das können nur diejenigen tun, die sich ihr mit allen Kräften und ihrem ganzen Wesen widmen.

So wie der Sanhedrin König Salomon nicht erkannte, solange sich der Betrug Aschmodais nicht enthüllte – so wird auch die Kabbala ihre Natur und Wahrhaftigkeit nicht beweisen können. Und keine Enthüllungen werden der Welt ausreichen sie kennen zu lernen, bevor nicht die Nichtigkeit und die Lüge der philosophischen Theologie aufgedeckt wird, die den Thron erbte.

Somit gab es keine Rettung für Israel, bis sich die materialistische Psychologie offenbarte und dem Wesen der philosophischen Theologie einen tödlichen Schlag versetzte. Seitdem ist jeder, der den Schöpfer sucht, verpflichtet, die Kabbala auf ihren Thron und die Krone auf ihren ehemaligen Platz zurückzubringen.

 

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