Ich hörte am 18. Januar 1948, in Tel Aviv
Der Gedanke ist das Ergebnis des Wunsches. Ein Mensch denkt an etwas, was er sich wünscht, nicht aber an etwas, das er sich nicht wünscht. So wird er zum Beispiel niemals über seinen Todestag nachdenken. Er wird sich im Gegenteil immer seine Unvergänglichkeit vorstellen, weil das nun mal sein Wunsch ist. Folglich denkt er immer über das nach, was für ihn wünschenswert ist.
Der Gedanke hat allerdings eine besondere Aufgabe: Er vergrößert den Wunsch. Der Wunsch bleibt an seiner Stelle; er hat keine Kraft, sich zu verbreiten und eine Handlung zu vollziehen. Doch weil der Mensch an eine Sache denkt, darüber nachsinnt und der Wunsch den Gedanken um Ratschläge bittet, damit sich der Wunsch verwirkliche, so wächst und verbreitet sich dadurch der Wunsch und entfaltet aktiv seine Wirkung.
Daraus folgt, dass der Gedanke dem Wunsch dient, und der Wunsch das „Selbst“ des Menschen darstellt. Dabei gibt es ein großes und kleines „Selbst.“ Das große „Selbst“ beherrscht die kleinen „Selbste“.
Für jenen, der ein kleines „Selbst“ ist und keinerlei Macht besitzt, gibt es den Rat, das „Selbst“ zu vergrößern – und zwar durch die Beständigkeit des Gedanken an diesen Wunsch, da sich der Gedanke in dem Maße vergrößert, indem man über ihn nachsinnt.
Und daher „sinnet er über Seine Tora Tag und Nacht“, denn dann wächst der Gedanke zu einem großen „Selbst“ heran, bis er schließlich zum Herrschenden wird.