Verbrecher Israels
1984/85
Rabbi Schimon Ben Lakish sagte: „Das Licht der Hölle herrscht nicht über die Verbrecher Israels". Das sieht man an dem goldenen Altar. Die Verbrecher Israels, die voll mit Geboten, wie ein Granatapfel sind.
Der Heilige Schrift sagt: "Wie ein Granatstück ist deine Schläfe" Man sollte nicht "deine Schläfe" lesen, sondern "Umso mehr, sind die Leerstellen in dir (Leere) voll mit Geboten" (Talmud, Traktat Chagiga). Und man muss verstehen mit Bezug auf wen sie "Verbrecher Israels" genannt werden.
1) in Bezug auf die Tora
2) in Bezug auf ganz Israel
3) in Bezug auf den Menschen selbst. Wenn er selbst erkennt und fühlt,
dass er ein Verbrecher Israels ist.
Denn [...] es ist schwierig zu verstehen, wie kann es sein, dass sie voll von Geboten wie ein Granatapfel sind und trotzdem Verbrecher Israels genannt werden.
Und wenn wir das in Bezug auf den Menschen selbst erklären, können wir sagen und erklären, dass es geschrieben steht "obwohl der Mensch voll von Geboten wie ein Granatapfel ist", sieht er (mikol makom) dass er ein Verbrecher Israels ist. Es gibt einen Kommentar, dass Granatapfel (Rimon) von Betrüger (Ramaut) kommt. Also sieht er, dass er sich selbst betrügt, obwohl er voller Gebote ist. "Also sieht er dass er nichts zu seiner Menge hinzufügen kann, und natürlich hätte er entsprechend der Menge seiner Anstrengung, der Stufe Israel erreichen".
Stufe Israel heißt eine solche Stufe, wenn der Mensch alles um des Schöpfers willen tut. Aber wenn er sich kritisch betrachtet, versteht der Mensch, dass er sich selbst betrügt und der einzige Grund, warum er Gebote ausführt, ist aus Eigenliebe und nicht das Verlangen, dem Schöpfer Freude zu bereiten.
Aber nur ein solches Verlangen heißt "Yashar El", denn die ganze Arbeit, die der Mensch verrichtet, geht direkt zum Schöpfer. Und wenn er sieht, dass er seine ganze Arbeit aus Eigenliebe macht, versteht der Mensch, dass er ein Verbrecher in Bezug auf Israel ist. Denn er will doch gar nicht, dass seine Arbeit "um dem Schöpfer zu geben" ist, "nach oben" gerichtet ist, sondern er möchte, dass seine Arbeit unten in der Eigenschaft des Empfangens verrichtet wird.
Also wenn der Mensch aus Eigenliebe arbeitet, sagt man, dass er möchte, dass seine Anstrengungen für Tora und Gebote, unten in der Eigenschaft des Empfangens bleiben. So ein Mensch wird Verbrecher Israels genannt.
Denn anstatt dem Schöpfer zu dienen und um Seiner willen arbeiten zu wollen, will der Mensch dass der Schöpfer dem Menschen dient. Und wie unsere Weisen sagten, dass nichts umsonst gegeben wird und die Belohnung wie auch in der materiellen Welt, vom Ausmaß der Anstrengungen abhängig ist. So ist auch dieser Mensch bereit sich anzustrengen unter der Bedingung, dass seine Bemühungen vom Schöpfer bezahlt werden. Sonst, ohne Belohnung, hat er keine Kraft, auch nur noch die kleinste Bewegung zu machen.
Und darüber steht es geschrieben: "Es ist unmöglich die Wahrheit zu sehen, bevor der Mensch des Lichtes gewürdigt wird." Ein Mensch, der sieht, wie viele Gebote er ausführt und wie er von rechtschaffenen Taten erfüllt ist, sieht keine Möglichkeit, noch etwas zu machen, das ihn zur Stufe "Israel" führen wird. "Israel" heißt ein Zustand, wo er nur um des Schöpfers willen arbeiten möchte und nichts für sich selbst braucht. Aber er sieht nicht, wie er dies selbständig, ohne Hilfe von
oben, erreichen könnte.
Wir sehen, also, dass dank der Gebote, die der Mensch ausführt, er die Wahrheit sehen konnte. Wenn er sich vorher betrügen konnte und dachte, dass er selbst dazu in der Lage ist, die Kräfte um des Gebens willen zu arbeiten zu erlangen, sieht er jetzt deutlich, dass dies nicht so ist. Und was Rabbi Schimon Lakish sagte ("Die Leerstellen in dir sind erfüllt mit Geboten, wie ein Granatapfel"), können wir folgendermaßen deuten.
Obwohl sie von Geboten erfüllt sind, fühlen sie sich doch leer, denn
sie ähneln einem Granatapfel, wie geschrieben steht: "Ich rief meine liebenden Freunde, aber sie ließen mich im Stich". (Klagelieder, 1:19) Das heißt sie sehen, dass sie zu der Eigenschaft "Lüge" (Granatapfel, "Rimon", Lügende "Merame") gehören und verstehen, dass sie ihre ganze Arbeit nur aus Eigenliebe machen und nicht für den Schöpfer. Was kann den Menschen aber zu diesem Schluss führen?
Und man muss sagen, dass gerade die Tatsache, dass er mit Geboten erfüllt ist, ihm hilft, die Illusionen loszuwerden und sich der Tatsache bewusst werden, dass er nicht zu der Eigenschaft Israel gelangen kann, sondern ein Verbrecher Israel ist. So kann der Mensch seine spirituelle Stufe nicht wahrhaft einschätzen, bevor er sich mit Geboten auffüllt.
Und hier sieht er, dass er bisher von Lügen umgeben war und sich erst jetzt auf der Stufe der Verbrecher Israels befindet. Aber ohne Gebote bedeutet ohne Licht, und ohne Licht kann der Mensch nicht die Wahrheit sehen, nämlich, dass er die Hilfe des Schöpfers benötigt, um die Stufe Israel zu erreichen,.
Aber man muss Folgendes beachten. Es steht geschrieben: "Ein Mensch, der mit Geboten erfüllt ist, sieht, dass er einem Granatapfel ähnelt". Aber wir haben hier eine Bedingung, und zwar handelt es sich nur um jemanden, der nach der Wahrheit sucht. Und von ihm steht es geschrieben, dass ein Mensch, der nach die Wahrheit sucht, sie nicht sehen kann, bevor er sich mit Geboten auffüllt. Hier brauchen wir eine zweifache Vorgehensweise.
Einerseits, muss der Mensch Tora und Gebote aus aller Kraft erfüllen, ohne dabei nachzudenken, ob er hier den Weg der Wahrheit geht. Und erst danach kann man eine Analyse anstellen, aber auf keinen Fall während der Ausführung der Gebote. Denn während der Ausführung von Tora und der Gebote, muss man eine Vollkommenheit spüren.
Wie die Weisen gesagt haben (Talmud, Traktat Psachim, 50): " Der Mensch wird sich immer mit Tora und Geboten beschäftigen, denn von "für sich" (Lo Lishma) kommt man zu "um des Schöpfers willen" (Lishma). Deshalb ist es in diesen Moment unwichtig, wie er die Tora und die Gebote ausführt, denn in jedem Fall, tut er, was die Weisen vorgeschrieben haben.
Aber danach muss der Mensch seine Taten prüfen, ob er um des Schöpfers willen handelte oder ob sich noch eine andere Motivation dazu eingeschlichen hat. Mit diesen zwei Regeln, kann ein Mensch zur Stufe "wie Granatapfel" gelangen.
Im Lichte des Gesagten betrachten wir folgende Worte unserer Weisen (Talmud, Awoda Zara, S. 17): "Als Rabbi Elasar ben Parta und Rabbi Chanina ben Teradion sündigten, sagte Rabbi Chanina : "Weh mir, dass ich in etwas gesündigt und mich nicht gerettet habe, denn du hast dich mit Tora und Wohltätigkeit beschäftigt, und ich nur mit der Tora".
Und wie es bei Rabbi Chuna geschrieben steht: "Jeder, der sich nur mit der Tora beschäftigt, als ob er keinen Gott hätte, wie es geschrieben steht (Dibrej Yamin,15): "Lang waren die Tagen von Israel ohne den wahren Gott und ohne den anweisenden Priester und ohne die Tora". Was heißt "ohne den wahren Gott? Jeder, der sich nur mit der Tora beschäftigt, als hätte er keinen Schöpfer".
Wir sollen verstehen, was bedeutet: "Wenn er sich mit der Wohltätigkeit nicht beschäftigt, als ob er keinen Schöpfer hätte?" Es bleibt noch unklar, warum das Gebot der Wohltätigkeit so hervorgehoben wird? Gibt es denn nicht viele andere Gebote, die man ebenfalls ausführen sollte? Warum wurde geschrieben, "ohne Wohltätigkeit", "hat er keinen wahren Gott?" Als ob man nach dem Maß der Wohltätigkeit entscheiden könnte, ob die Tora, die man lernt, der wahre Gott ist! Wir lernen, dass unsere Arbeit auf die Angleichung von Eigenschaften mit dem Schöpfer und auf Erlangung des Zustandes, der heißt: "Wie Er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig" gerichtet werden muss. Deshalb darf der Mensch während seiner Arbeit nicht analysieren, wessen Tora er lernt. Dann kann er auch in dem Fall Tora lernen, wenn er sie nur "für sich" (Lo Lishma) lernt. Denn sogar ein Studium der Tora "für sich", ist doch eine Erfüllung des Gebotes, wie unsere Weisen gesagt haben: "Ewig wird der Mensch Tora und Gebote lernen, sogar "für sich", denn von "für sich" kommt man zu "um des Schöpfers willen".
Wenn der Mensch aber seinen Zustand aus der Sicht der Angleichung der Eigenschaften mit dem Schöpfer analysiert, indem er prüft, wie weit er sich vom Egoismus entfernt hat und inwieweit er sich der Nächstenliebe angenähert hat, muss es ihm klar sein, dass vor allem er seine Barmherzigkeit (Chessed) prüfen muss. Wie viel Zeit widmet er der Barmherzigkeit, in wieweit strengt er sich dafür an? Wieviel denkt er an verschiedene Methoden, wie er zur Gleichheit der Eigenschaften kommen kann? Und er hat keine andere Methode, den Weg der Wahrheit zu betreten.
Deshalb ziehen wir daraus den Schluss, dass er keinen wahren Gott hat, denn, wie es in "Talmud Esser Sefirot" geschrieben steht, ist die Wahrheit die siebte der dreizehn Korrekturen von Dikna. Baal HaSulam erklärt im "Or Pnimi" Kommentar, dass sich dann (in der Zeit der siebten Korrektur der Dikna), die Eigenschaft des Schöpfers enthüllt, der die Welt geschaffen hat, um den Geschöpfen Freude zu bereiten. Denn das Licht Chochma, das Licht des Schöpfungsziel offenbart sich, und alle Geschöpfe beginnen das Gute und den Genuss zu spüren. Und alle Geschöpfe erkennen deutlich, dass das Wesen des Zieles die Wahrheit ist.
So stellt es sich heraus, dass, wenn sich der Mensch nicht mit der Barmherzigkeit (gmilut Chassadim) beschäftigt, durch welcher man zur Nächstenliebe kommt, er keine gebende Kelim (Kelim de Ashpa'a) in welche er das höhere Licht empfängt, erhalten kann. Dann kann er den Genuss und das Gute erhalten, die das Ziel der Schöpfung ausmachen, wie es geschrieben steht: "Der Schöpfer hat die Schöpfung geschaffen um ihr Freude zu bereiten".
Und über diesen Zustand des Menschen steht es geschrieben, dass er "keinen wahren Gott hat", das heißt die Wahrhaftigkeit der Lenkung des Schöpfers um den Geschöpfen Genuss zu bereiten, ist für ihn keine Wahrheit. So kann man die Wahrheit nur durch die Beschäftigung mit der Wohltätigkeit erreichen, aber ohne Tora weiß der Mensch nicht, in welchem Zustand er sich befindet, denn ohne Licht sieht man nichts.
Damit er sehen kann, dass er zu den Verbrechern Israels gehört, muss der Mensch von Geboten erfüllt sein: so wie von dem Gebot des Studiums der Tora als auch von den anderen.
Und der Mensch darf sich erst dann analysieren, nachdem er eine bestimmte Zeit der Ausführung der Tora und der Gebote gewidmet hat. Denn während seiner Arbeit darf er sich nicht mit Analyse beschäftigen, sondern erst, nachdem die Arbeit abgeschlossen ist.