Ich hörte von meinem Vater am 31. Januar 1941
Es steht geschrieben[1]: „Und sie bauten armselige Städte für den Pharao[2]: Pitom und Ramses.“ Und es stellt sich die Frage: Pitom und Ramses bedeutet doch, dass es schöne Städte waren. Und „armselige Städte“ bedeutet doch, dass sie Städte von Armut und Elend waren, worauf auch das Wort „Gefahr“ hinweist (auf Hebräisch haben die Worte „armselig“ (misken) und „Gefahr“ (Sakana) die gleiche Wurzel). Hier muss man verstehen, was unser Vater Abraham erfragte. „Und er sagte: ‚Woran werde ich wissen, dass ich es erben werde?‘“[3] Und was antwortete ihm der Schöpfer? Es steht geschrieben: „Und Er sagte zu Abraham: ‚Das sollst du wissen, dass ein Fremdling wird sein dein Samen in einem Lande, das nicht das ihre ist und ihnen dienen wird; und sie werden sie knechten und plagen vierhundert Jahre lang.‘“
Die wörtliche Auslegung ist schwer zu verstehen. Denn die Frage war nach der Garantie für die Erbschaft, und in der Antwort des Schöpfers „Dein Samen wird im Exil sein“ sieht man keine offensichtliche Garantie. Und was bedeutet, dass diese Antwort ihm genügte?
Überdies sehen wir, dass Abraham, als er mit dem Schöpfer einen Streit über die Bewohner von Sodom führte, eine lange Diskussion mit dem Schöpfer hatte und jedes Mal „vielleicht" sagte. Und nun, da der Schöpfer sagte, dass sein Samen im Exil sein würde, nahm er das als eine ausreichende Antwort an und widersprach nicht und sagte „vielleicht“. Hingegen nahm er dies als Garantie für das Erbe des Landes.
Und daher ist es notwendig, diese Antwort zu verstehen. Man muss auch verstehen, was die Bedeutung ist von dem, was der Sohar interpretiert: „Und Pharao ikriv (opferte/brachte näher)[4]...“ Und es wird erklärt, dass er sie der Reue näherbrachte. Kann es sein, dass der böse Pharao sie der Reue annähern wollte?
Um all dies zu verstehen, müssen wir verstehen, was unsere Weisen sagten: „Rabbi Jehuda sagt: ‚In der Zukunft wird der Schöpfer den Bösen Trieb heranführen und ihn vor den Augen der Gerechten und der Sünder schlachten. Den Gerechten erscheint er als ein hoher Berg, und den Sündern als ein haardünner Faden. Und es weinen sowohl die einen als auch die anderen. Die Gerechten weinen und sagen: ‚Wie konnten wir solch einen hohen Berg überwinden!‘, und die Sünder weinen und sagen: ‚Wie konnten wir nur solch einen dünnen Faden nicht überwinden?!‘.‘“[5]
Und dieser Ausspruch ist schwer verständlich:
- Wenn er den Bösen Trieb bereits geschlachtet hat – woher kommen dann noch die Sünder?
- Warum weinen die Gerechten? Im Gegenteil – sie sollten sich doch freuen!
- Wie können in Wirklichkeit zwei gegensätzliche Meinungen existieren, wenn beide bereits einen Zustand von Wahrheit erreicht haben? Dieser Ausspruch spricht vom Ende der Tage, welcher gewiss ein Zustand der Wahrheit ist. Wie kann dann also in der Wirklichkeit solch ein riesiger Unterschied zwischen einem haardünnen Faden und einem hohen Berg existieren?
Er erklärte dies mit den Worten der Weisen (dort): „Rabbi Assi sagte: ‚Anfänglich gleicht der Böse Trieb einem Spinnennetz, und am Ende scheint er wie Zugseile, denn es steht geschrieben: ‚Wehe denen, die Vergehen mit den Seilen des Trugs ziehen und die Sünde als wäre es mit Zugseilen.‘“[6]
Es gibt eine wichtige Regel, die wir kennen müssen. Unsere Arbeit, die uns gegeben war, auf dass sie auf der Grundlage „Glaube über dem Verstand“ aufbaue, ist nicht etwa deshalb, weil wir einer hohen Stufe nicht würdig sind, sondern sie wurde uns gegeben, damit wir alles im Gefäß des Glaubens empfangen. Das scheint uns niederträchtig und minderwertig, und der Mensch wartet, wann er endlich dieses Joch abwerfen darf, welches „Glaube über dem Verstand“ heißt. In Wirklichkeit ist es jedoch eine hohe und sehr wichtige Stufe, deren Erhabenheit grenzenlos und unendlich ist.
Und was uns niederträchtig erscheint, ist nur aufgrund unseres Willens zu empfangen. Und im Willen zu empfangen muss man Rosh (Kopf) und Guf (Körper) unterscheiden. Rosh wird „Wissen“ genannt und Guf „das Empfangen“. Und daher wird alles, was dem Wissen widerspricht, als niederträchtig, dem Tierischen nah wahrgenommen.
Und so kann erklärt werden, was unser Vater Abraham den Schöpfer fragte: „Woran werde ich wissen, dass ich es erben werde?“ Denn wie soll es für sie möglich sein, die Bürde des Glaubens auf sich zu nehmen, da dies doch gegen den Verstand ist? Und wer kann schon gegen den Verstand angehen? Wie werden sie daher das Licht des Glaubens erlangen können, da doch die Vollkommenheit allein davon abhängt?
Und darauf antwortete ihm der Schöpfer: „Du sollst wissen ..., dass sie im Exil sein werden“, was bedeutet, dass Er eine Klipa vorbereitet hat – den Bösen Trieb des Menschen und zwar Pharao, den ägyptischen König. Die Buchstaben „Pharao“ (פרעה) sind gleich den Buchstaben des Wortes „Nacken“ (Oref = עֹרֶף). Ari schrieb in Shaar haKavanot lePessach, dass Pharao der Nacken Ägyptens ist, welcher die Fülle aufsaugt, die zu den Unteren hinabsteigt und zwar durch eben jene Frage, wenn er kommt und fragt: „Wer ist (denn) der Herr, dass ich auf ihn hören sollte?“ Und unmittelbar bei dieser Frage geraten wir in die Macht der Klipot, wie der RAMBAM sagte (Hilchot Deot): „Wendet Euch nicht anderen Göttern zu.“ Allein durch diese Zuwendung, das heißt allein durch die Frage verstoßen wir bereits gegen die Anweisung: „Wendet Euch nicht ... zu ...“
Der Böse Trieb (Sitra Achra) möchte die Fülle der Kedusha (Heiligkeit) aufsaugen ... Was tut sie daher, um Fülle von der Heiligkeit saugen zu können? Geschrieben steht: „Und Pharao näherte/opferte.“ Der Sohar interpretiert, dass er sie der Reue nahebrachte. Er stellt die Frage: Wie kann man sagen, der Pharao habe sie der Reue nähergebracht, wenn die Art der Klipot ist, den Menschen vom Schöpfer zu entfernen?
Wir müssen dies aufgrund dessen verstehen, was im Sohar[7] geschrieben steht: „Das Vergehen ist in dir verborgen wie die Schlange, die zuschlägt und ihren Kopf in seinem Körper versteckt.“ Auch steht im Sulam: „Da das Vergehen verborgen ist, ist die Kraft der Schlange, die die Menschen angreift und Tod in die Welt bringt, noch voller Schlagkraft und kann nicht widerrufen werden. Sie ist wie eine Schlange, die einen Menschen beißt und sofort ihren Kopf in seinen Körper steckt, und dann ist es unmöglich, sie zu töten.“
Und es gibt noch einen weiteren Text im Sohar, dass „die Schlange ihren Kopf beugt und mit ihrem Schwanz zuschlägt“. Das bedeutet, dass sie es manchmal zulässt, dass der Mensch die Bürde des Glaubens auf sich nimmt, was Glaube über dem Verstand ist, was „beugt ihren Kopf“ entspricht. Aber „sie schlägt mit ihrem Schwanz zu“. „Mit ihrem Schwanz“ kann mit „am Ende“ interpretiert werden: dass sie ihren Kopf nur beugt, um am Ende um des Empfangens willen zu empfangen. Das bedeutet: Sie ließ zunächst zu, dass er den Glauben auf sich nahm, nur um schließlich alles an sich reißen zu können. Denn die Klipa (Schale) weiß, dass es keinen Weg gibt Fülle zu empfangen, außer durch die Kedusha (Heiligkeit).
Dies ist die Bedeutung von „Pharao brachte sie näher“. Erklärt wird, dass er das Volk Israel der Reue näherbrachte. Dies geschah mit Absicht, damit er ihnen anschließend alles wegnehmen und sich aneignen konnte. Daher schrieb der ARI, dass der Pharao die ganze Fülle, die zu den Unteren hinabstieg, sowohl von der Seite des Nackens (Oref) als auch von der Seite des Halses (Garon) aufsog, was der Kopf des Körpers ist, um alles in seine Gefäße des Empfangens zu nehmen.
Dies ist die Erklärung von: „Und sie bauten Arei Miskenot (armselige Städte)“, das heißt, dies war für Israel so. Dies bedeutet, dass der Pharao sich ihre gesamte Arbeit während des Exils aneignete und das Volk Israel daher arm blieb. Es ist außerdem notwendig zu erörtern, dass das Wort Miskenot (armselig) vom Wort Sakanna (Gefahr) kommt, das heißt, sie waren in großer Gefahr, bis ans Ende ihrer Tage in diesem Zustand zu verbleiben; für den Pharao jedoch war die Arbeit des Volkes Israel Pitom und Ramses, gemeint sind sehr schöne Städte.
Dementsprechend folgt die Erklärung: „Und sie errichteten Arei Miskenot – für Israel; und Pitom und Ramses für den Pharao.“ Denn alle Arbeit Israels fiel in die Klipot, und sie sahen keinerlei Segen in ihrer Arbeit.
Und wenn sie in der Arbeit des Glaubens und im Geben die Oberhand gewannen, dann sahen sie Früchte und Fruchtbarkeit; und in dem Moment, in dem sie ins Wissen und Empfangen verfielen, fielen sie sofort in die Herrschaft der Klipa des Pharaos. Und so kamen sie zu der endgültigen Entscheidung, dass die Arbeit nur im Glauben über dem Verstand und im Aspekt des Gebens sein muss.
Doch sie sahen, dass es ihnen an eigenen Kräften fehlte, um aus der Herrschaft des Pharaos auszutreten Daher steht geschrieben: „Und die Söhne Israels ächzten unter ihrer Arbeit“, da sie fürchteten, auf ewig im Exil zu bleiben. Dann „gelangte ihr Schrei zu Gott“ und sie wurden des Auszuges aus dem ägyptischen Exil würdig.
Dies bedeutet, dass es, bevor sie sahen, dass sie sich in der Macht der Klipot befinden, und sie litten und befürchteten, für immer in dieser zu verbleiben, es keine Notwendigkeit für sie gab, dass der Schöpfer ihnen aus den Gefäßen des Empfangens heraushelfe – wenn sie den darin liegenden Mangel und das darin liegende Leid nicht fühlten – da dies alles ist, was der Anhaftung an den Schöpfer im Wege steht. Da der Mensch ansonsten mehr Wert auf seine Arbeit in der Form von Wissen und Empfangen legt, und der Glaube gilt (für ihn) als Minderwertigkeit. Und man wählt mehr das Wissen und das Empfangen, da es dieses ist, wozu der äußere Verstand des Menschen verpflichtet.
Und daher wurde ihnen das Exil bereitet, damit sie fühlen, dass sie keinerlei Fortschritt in der Annäherung an den Schöpfer machen und dass ihre ganze Arbeit in der Klipa Ägyptens versinkt. Und dann sahen sie, dass sie keine andere Wahl hatten, als die Arbeit der Minderwertigkeit auf sich zu nehmen, welche Glauben über dem Wissen ist, und zum Geben zu streben, denn sonst würden sie fühlen, dass sie sich in der Macht von Sitra Achra befinden.
Hieraus folgt, dass sie den Glauben nur deshalb auf sich nahmen, da sie sahen, dass es sonst keinen anderen Rat gäbe, und nur deswegen willigten sie in die minderwertige Arbeit ein. Und das wird als Arbeit bezeichnet, die an eine Bedingung geknüpft ist, wenn sie diesen Dienst akzeptierten, um nicht in die Macht der Klipot zu gelangen. Darum luden sie diese Arbeit auf sich.
Wenn jedoch die Bedingung aufgehoben wird, wird auch die Liebe zu dieser Arbeit aufgehoben. Das heißt, wenn der Böse Trieb aufgehoben wird und es niemanden mehr gibt, der bei ihnen den Gedanken hervorrufen könnte „Wendet euch nicht an andere Götter“, dann wird auch die Liebe zur Arbeit in Schmach verschwinden.
Und darin verstehen wir, was die Weisen sagten: „Der Böse Trieb gleicht zu Beginn einem Spinnfaden, und am Ende scheint er wie Abschleppseile zu sein.“ Bekanntlich gibt es den Aspekt „Zwang“, „Irrtum“ und „absichtlich“. Der Wille zu empfangen, der im Menschen eingeprägt ist, stellt „Zwang“ dar, da er keine Möglichkeit hat, ihn zu annullieren. Daher wird dies nicht als Sünde betrachtet, sondern als Vergehen, wie geschrieben steht: „Wehe denen, die Vergehen mit den Seilen des Trugs ziehen.“[8] Es ist unmöglich, ihn abzustoßen oder zu hassen, weil er nicht fühlt, dass es eine Sünde werden wird.
Doch später entsteht daraus „die Sünde, als wäre es mit Zugseilen“.[9] Und aus diesem Willen zu empfangen werden später die Klipot erschaffen, die eine vollkommene Struktur haben nach Art von „Gott erschuf das Eine gegenüber dem Anderen“[10]. Und von dort stammt der Böse Trieb, was bedeutet, dass alles aus jenem haardünnen Faden stammt.
Da es sich jedoch bereits als Sünde offenbarte, wissen sie bereits, wie sie sich vor diesem haardünnen Faden hüten müssen, und sie verstehen, dass es keinen anderen Rat gibt, wenn sie in die Kedusha (Heiligkeit) eintreten möchten, als die Arbeit der Niedrigkeit auf sich zu nehmen, also den Glauben und das Geben. Sonst sehen sie, dass sie in der Macht der Klipot des Pharaos stehen, des Königs von Ägypten.
Hieraus folgt, dass der Nutzen des Exils darin bestand, dass sie fühlten, dass der Wille zu empfangen eine Sünde ist, und dies ist der Grund für ihre Entscheidung, dass es keinen anderen Rat gibt, als sich zu bemühen, Gefäße des Gebens zu erlangen. Und das ist es, was der Schöpfer unserem Vater Abraham auf seine Bitte nach Sicherheiten für das Erbe des Landes antwortete: „Wisse, dass deine Nachkommen Fremde sein werden ... und man wird sie quälen.“[11] Denn durch das Exil werden sie zur Enthüllung gelangen, dass der haardünne Faden eine Sünde darstellt. Und dann werden sie die wahre Arbeit annehmen, um sich von der Sünde zu entfernen.
Dies ist die Bedeutung dessen, dass Rabbi Jehuda sagte, dass in der Zukunft „der Tod … für immer verschlungen werde, das heißt, der Schöpfer wird den Bösen Trieb schlachten, da sowieso nichts außer einem haardünnen Faden von ihm übrigbleibt, welcher nicht als Sünde wahrgenommen wird (da es unmöglich ist, einen Faden mit der Breite eines Haares mit bloßem Auge zu sehen).“
Doch in jedem Fall bleiben noch die Bösen und die Gerechten, und sie wollen alle an den Schöpfer anhaften. Und die Bösen, die ihren haardünnen Faden noch nicht korrigiert haben, als der Böse Trieb noch existierte und sie einst die Möglichkeit hatten zu spüren, dass es eine Sünde ist – nun, da kein Böser Trieb mehr existiert und nichts außer einem haardünnen Faden übriggeblieben ist, haben sie keinen Grund, der sie zwingen würde, vom Kli (Gefäß) des Empfangens zum Kli des Gebens überzugehen, da ein haaresbreiter Faden nicht gefühlt wird. Dennoch können sie nicht an den Schöpfer anhaften, da es einen Unterschied in der Form gibt, und [es im Namen des Schöpfers heißt] „er und Ich können nicht am selben Ort weilen“.
Und ihre Korrektur besteht darin, Staub unter den Füßen der Gerechten zu sein. Dies bedeutet, da der Böse Trieb zunichte gemacht wurde, haben die Gerechten keinen Grund, mit dem Glauben über dem Verstand gehen zu müssen. Wenn sie daher keinen Grund haben – wer zwingt sie dann?
Die Gerechten sehen die Bösen, dass sie mit dem haardünnen Faden geblieben sind und ihn nicht korrigiert haben, als noch der Böse Trieb existierte, als es möglich gewesen wäre, ihn tatsächlich zu korrigieren, weil damals der Wille zu empfangen offensichtlich als Sünde galt, wohingegen er nun nicht als Sünde erscheint, sondern als feines Haar. Und wenn es daher keinen Grund gibt, so gibt es nichts zu korrigieren.
Gleichzeitig ist jedoch kein Raum für die Anhaftung, da ein Unterschied in der Form bleibt. Und die ganze Korrektur der Bösen besteht darin, dass die Gerechten auf ihnen gehen, das heißt, wenn sie sehen, dass es keine Angst mehr vor dem Netz der Klipot gibt, da der Böse Trieb vernichtet wurde.
Wenn dem so ist, warum müssen die Gerechten nun im Glauben über dem Verstand arbeiten? Doch als sie sehen, dass die Bösen keine Anhaftung erreichen können, weil sie nun keinen Grund haben, das heißt, den Bösen Trieb, in dem sie eine Sünde sehen, und sie daher draußen bleiben, da schlussendlich ein Unterschied in der Form geblieben ist – wenn daher die Gerechten dies sehen, verstehen sie, wie gut es für sie war, als sie einen Grund hatten, im Geben zu arbeiten
Sie dachten, dass sie sich mit dem Geben nur wegen des Bösen Triebes beschäftigen. Doch sie sehen, dass die Sünde, die sie damals sahen, zu ihrem Wohl war. Mit anderen Worten: Diese Arbeit ist die hauptsächliche Arbeit, und sie tun diese Arbeit nicht aus Angst, dass sie in die Macht der Klipot gelangen könnten. Den Beweis dafür sehen sie bei den Sündern, die den haardünnen Faden nicht korrigiert haben und nun keinen Grund dazu haben und draußen geblieben sind und nicht an den Schöpfer anhaften können.
Hieraus folgt, dass die Gerechten die Kraft, von einer Stärke zur anderen fortzuschreiten, von den Bösen erhalten. Und die Bösen wurden zum Staub unter den Füßen der Gerechten, wobei die Gerechten auf den Unterscheidungen gehen, die in dem Aspekt der Bösen geblieben sind.
Rückblickend ist daher diese Arbeit besonders wichtig. Und nicht aus der Notwendigkeit heraus, wie es ihnen zunächst erschien, als es den Bösen Trieb gab. Nun sehen sie, dass es sich auch ohne den Bösen Trieb lohnt, im Geben und im Glauben zu arbeiten.
Hinsichtlich der Tatsache „sowohl die Einen weinen als auch die Anderen weinen“ gehört das Weinen bekanntlich zum Zustand von Katnut (Kleinsein), also WaK. Es gibt eine Unterscheidung zwischen GaR und WaK. Mochin de WaK leuchten aus der Vergangenheit, das heißt, sie bekommen Lebenskräfte und Licht von dem, was mit ihnen geschah, während Mochin de GaR in der Gegenwart leuchten, indem sie den Siwug (Paarung) vereinen.
Das ist die Deutung dessen, dass die Weisen weinen und sagen: „Wie konnten wir einen so hohen Berg erklimmen?“ Denn nun sehen sie, was vor der Schlachtung des Bösen Triebes war, als seine Macht sehr groß war, wie es geschrieben steht: „Gott erschuf das Eine gegenüber dem Anderen.“ Vom Schöpfer wurde ihnen große Barmherzigkeit entgegen gebracht, als Er ihnen die Kraft gab, im Kampf gegen den egoistischen Trieb zu siegen. Und nun erfahren sie Glück und Freude über das Wunder, das ihnen damals geschah, also in der Vergangenheit. Dies wird Mochin de Katnut genannt
Und die Bösen weinen, da sie jetzt keinen Rat haben, wie sie dem Schöpfer anhaften können, obwohl sie nun sehen, dass es nichts als ein haardünner Faden ist. Doch da es jetzt keinen Bösen Trieb gibt, haben sie keinen Grund, die Gefäße des Empfangens zum Geben umzudrehen. Sie können nur sehen, dass sie draußen sind, und deswegen weinen sie.
Ihre Korrektur besteht jedoch darin, Staub unter den Füßen der Gerechten zu werden. Aus dem Obigen folgt, dass die Gerechten sehen, dass es nun keinen Bösen Trieb gibt. Dennoch können die Bösen immer noch keine Anhaftung [an den Schöpfer] erlangen. Daher sagen sie dann über ihre Gedanken, dass sie dachten, sie müssten nur wegen des Bösen Triebes den Weg des Gebens gehen, doch sie sehen, dass dies das wahre Gefäß ist. Dies bedeutet, selbst wenn es keinen Bösen Trieb gäbe, so stellt dieser Weg trotzdem die Wahrheit dar, dass der Weg des Glaubens ein wunderbarer Weg ist.
Nun können wir verstehen, warum nach der Vernichtung des Bösen Triebes Bösewichte übrigbleiben. Das ist deshalb, damit sie zu Staub unter den Füßen der Gerechten werden. Und wenn keine Bösewichte verblieben wären, gäbe es niemanden, der die ganze Größe dieser Sache enthüllen könnte, dass der Weg des Glaubens keine an eine Bedingung geknüpfte Liebe darstellt. Nicht wegen des Bösen Triebes soll man also den Weg des Glaubens gehen, sondern dies ist bedingungslose Liebe, da es nun keinen Bösen Trieb mehr gibt – doch nur mittels des Glaubens kann man die Anhaftung an den Schöpfer erlangen.
Bei einer anderen Gelegenheit habe ich gehört: Der Grund, warum wir besonders den Glauben benötigen, liegt in unserem Stolz. Genau dann fällt es uns schwer, den Glauben anzunehmen. Das heißt, obwohl der Glaube ein erhabener Aspekt und eine wunderbare Stufe ist, deren Kostbarkeit und Erhabenheit der Untere nicht erkennen und erfassen kann, ist es nur aufgrund des Stolzes, den es in uns gibt, also des Willens zu empfangen. Er erscheint uns minderwertig und tierisch, und aus diesem Grund wurde uns der üble Mensch gegeben.
Ein anderes Mal habe ich gehört: Wir sehen, dass dann, wenn wir den Glauben nicht annehmen wollen, wir von unserer Stufe fallen. Und immer wieder erheben wir uns und fallen, bis wir schließlich begreifen, dass es kein anderes Mittel gibt, als den Glauben fest zu verankern. Dies geschah, um den Glauben anzunehmen. Und dies bedeutet: „Und sie bauten armselige Städte (für Israel), für den Pharao.“