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1985-86 Komm zum Pharao - 2

1985-86 Komm zum Pharao - 2

Komm zum Pharao - 2
249 - Art. Nr. 13 1985-86

Das Buch Sohar fragt, warum geschrieben steht: "Komm zum Pharao", obwohl es scheinbar heißen müsste: "Geh zum Pharao". Doch der Schöpfer sah, dass Moses gottesfürchtig war, während die anderen hohen Gesandten es nicht geschafft haben, das Volk an Ihn näher zu bringen, und so sagte der Schöpfer: "Siehe, ich werde dich zu Pharao führen, dem ägyptischen König, dem großen Krokodil, das in seinem Nil sitzt". Obwohl doch scheinbar der Schöpfer Selbst mit ihm Krieg führen sollte, wie es geschrieben steht: "Ich - Gott", also "Ich, und kein anderer", und kein Gesandter (Siehe Beginn des Kapitels Bo).


Der Unterschied zwischen den Worten "Komm" und "Geh" besteht darin, dass "Komm" bedeutet, dass wir zusammen gehen werden (wie ein Mensch zu seinem Freund sagt: "Komm").


Und das müssen wir nachvollziehen. Das Buch Sohar fragt: wozu musste der Schöpfer mit Moses gehen, und antwortet, dass Moses nicht allein gegen den Pharao ankämpfen konnte, sondern nur mit dem Schöpfer, und mit niemand Anderem. Wozu musste aber dann Moses mit dem Schöpfer gehen? Steht nicht etwa geschrieben: "Ich, und kein Gesandter"? Wozu sollte dann der Schöpfer gemeinsam mit Moses zum Pharao gehen, der als ein Krokodil bezeichnet wird? Konnte Er nicht allein zu Pharao gehen, ohne Moses?

Außerdem müssen wir noch die Worte unserer Weisen begreifen (Talmud, Traktat Kidushin, L.30, S.2). Resch Lakisch sagte: "Das Böse im Menschen kämpft jeden Tag mit ihm und will ihn ins Verderben führen, wie es geschrieben steht: "Der Übeltäter bewacht den Gerechten". Und wenn der Schöpfer dem Menschen nicht helfen würde, würde der Mensch nicht standhalten - wie es geschrieben steht: "die Hand des Schöpfers wird uns nicht im Stich lassen".
Hier  entsteht noch eine Frage: wenn der Mensch nicht selbst in der Lage ist, diesen Kampf ohne die Hilfe des Schöpfers auszustehen, wozu ist dann diese doppelte Aktion überhaupt notwendig? Man würde meinen, der Schöpfer soll den Menschen entweder allein damit zurecht kommen lassen, oder alles selbst tun. Wozu aber sind hier zwei Kräfte nötig: zunächst die Kraft des Menschen, und dann auch noch die Kraft des Schöpfers? Als könnte man nur mithilfe von zwei Kräften die Kraft des Bösen überwinden und eine Kraft wäre unzureichend.

Bekanntlich erreicht der Mensch Perfektion, sobald er das Schöpfungsziel erreicht. D.h. er muss jenes Ziel erreichen, für welches die Welt erschaffen wurde, ein Ziel, welches da heißt: "Seinen Geschöpfen Gutes zu schenken". Anders gesprochen müssen die Geschöpfe zum Empfang aller Vergnügen und Güter gelangen, die der Schöpfer für sie plante.
Und bis dahin kann man das Geschöpf nicht als seinem Schöpfer gemäß bezeichnen. Denn bekanntlich müssen von einer vollkommenen Ursache nur vollkommene Folgen ausgehen. Und folglich müssen alle die Schönheit dieses Geschöpfes fühlen, sodass jeder es preisen und sich darüber entzücken kann, und damit jeder dem Schöpfer für das Geschöpf, welches Er schuf, danken und preisen kann, und damit jeder sagen kann: "Gesegnet sei Er, nach dessen Wort die Welt entstand". D.h. alle sollen dem Schöpfer dafür danken, dass Er eine wundervolle Welt voller Genüsse schuf, und sie alle sollen zufrieden und glücklich sein und Freude an allen Genüssen haben, die in der Welt empfangen werden.


Doch wenn der Mensch beginnt, darüber nachzudenken, ob er tatsächlich mit seinem Leben zufrieden ist, ob er an sich selbst und an seiner Umgebung viel Freude hat, dann sieht er, dass im Gegenteil alle um ihn herum leiden, und zwar jeder auf seine Weise. Und wenn er sagen muss: "Gesegnet sei Er, nach dessen Wort die Welt entstand", dann sieht er, dass er das unaufrichtig sagt.
Doch bekanntlich können sich Genüsse und Güter in der Welt nicht offenbaren bevor wir den "Willen zu geben" haben. Denn unsere "Verlangen zu empfangen" sind immer noch unrein wegen unserer egoistischen Empfangsweise ("für sich selbst"), die nicht nur begrenzt ist, sondern uns auch noch vom Schöpfer trennt. (Das ist die Folge der Tatsache, dass in den Gefäßen des Empfangens das Gesetz der Ersten Einschränkung gültig ist, welches es nicht erlaubt, Licht in ihnen zu empfangen. Siehe "Vorwort zum Buch Sohar", Sulam S.138.)


Doch das Streben, "Verlangen zu geben" zu erhalten, führt zu Krieg und Hader, denn diese Verlangen widersprechen unserer Natur. Damit wir die Stufe des "Gebens" erreichen können, wurden uns daher die Tora und die Gebote gegeben - wie es geschrieben steht: "Ich schuf den Bösen Trieb, und Ich schuf die Tora zu seiner Korrektur" (Talmud, Kidushin, S.30).


Außerdem wurde uns das Gebot gegeben: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", von dem Rabbi Akiwa sagte, dass es ein großes Gebot der Tora ist. D.h. indem man seine Liebe zu Freunden zur Perfektion führt, gewöhnt sich der Mensch an, die Schranken der reinen Selbstliebe zu verlassen, indem er versucht, Liebe zum Nächsten zu erreichen.


Wie soll man es aber verstehen, wie Menschen (wir sehen sie mit eigenen Augen), die alle ihre Kräfte in die Liebe zu Freunden investieren, sich nicht auch nicht im mindesten der Liebe zu Freunden genähert haben, also einem solchen Zustand, wenn sie Tora und die Gebote nur aus Liebe zu Ihm ausführen können. Genauer gesagt sagen diese Menschen, dass sie in der Liebe zu Freunden ein wenig vorankommen, jedoch keinerlei Fortschritt in der Liebe zum Schöpfer beobachten. Doch auch in der Liebe zu Freunden gibt es unterschiedliche Stufen, die ebenfalls notwendig sind.
Das kann man mit einem zweistöckigen Gebäude vergleichen, wo im zweiten Stock der König wohnt. Denjenigen, wer zum König eintreten möchte, also demjenigen, dessen einziger Wunsch es ist, von Angesicht zu Angesicht mit dem König zu sprechen, wird gesagt, dass er zuvor zum ersten Stockwerk steigen muss, denn es ist unmöglich, zum zweiten Stockwerk zu gelangenn, ohne zuvor auf dem ersten gewesen zu sein.


Und natürlich versteht jeder, dass es so ist. Doch es gibt eine besondere Ursache dafür, dass man zuvor das erste Stockwerk erklimmen muss, genannt "Korrekturen". Denn, nachdem der Mensch ins erste Stockwerk steigt, kann er es lernen, von Angesicht zu Angesicht mit dem König zu sprechen. Und dann kann er den König um alles bitten, was seiner Seele beliebt.

Ein Mensch, der gehört hat, dass man zuvor das erste Stockwerk erklimmen muss und erst dann zum zweiten Stockwerk steigen kann, versteht das gänzlich, doch da sein einziger Wunsch darin besteht, den König zu sehen, und ihn nichts weiter interessiert, so ist es für ihn eine schwere Bürde, in das zweite Stockwerk steigen zu müssen.


Doch er hat keine Wahl, und nun steigt er in den ersten Stock, und es interessiert ihn nicht im Geringsten, was es dort gibt, obwohl er gehört hat, dass man im ersten Stockwerk die Menschen lehrt, mit dem König zu kommunizieren. Doch darauf achtet er nicht, denn das ist nicht sein Ziel; sein Ziel ist es, zum König vorzudringen, und nicht etwas im zweiten Stock zu lernen, denn sein Ziel ist nicht das Studium, sondern ein Treffen mit dem König von Angesicht zu Angesicht. Und wozu sollte er Zeit für sinnlose Dinge verschwenden, denn im Vergleich zum König ist doch alles nichtig. Und wenn dem so ist, wozu sollte er sich für das interessieren, was man im ersten Stockwerk lehrt?


Sobald er also dorthin aufsteigt, hat er keinerlei Verlangen, sich dort aufzuhalten, sondern will sofort in den zweiten Stock, dorthin, wo sich der König Selbst befindet, denn das ist sein einziger Wunsch. Doch hier sagt man ihm, dass, wenn er die Gesetze nicht lernt, die im ersten Stockwerk gelten, er bestimmt die Würde des Königs verletzen wird. Und daher hat er noch keine Hoffnung, in den zweiten Stock aufzusteigen, solange er nicht alles lernt, was man im ersten lehrt.


So verhält sich das auch mit der Nächstenliebe: es ist unmöglich, der Liebe zum Schöpfer würdig zu werden, solange man nicht der Liebe zu Freunden würdig wird. Wie Rabbi Akiwa sagte: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" ist eine große Regel der Tora". Doch wenn der Mensch sich in der Liebe zu Freunden übt, dann betrachtet er diese nicht als einen selbstständigen Wert, da er sie lediglich als etwas Zusätzliches, Unverbindliches sieht.


Und so führt er dieses Gebot aus, weil er keine Wahl hat, doch dabei denkt er ständig: "Wann werde ich endlich der Liebe zum Schöpfer würdig werden und mich von der Liebe zu Freunden befreien können, die eine solch schwere Bürde für mich ist? Denn es fällt mir so schwer, meine Freunde zu erdulden, da, wie ich sehe, die Eigenschaften eines jeden von ihnen sich von den meinigen unterscheiden, und wir uns in nichts gleichen. Und ich sitze ich nur mit ihnen zusammen, weil ich keine andere Wahl habe, da man mir sagte, dass ich ohne eine Liebe zu Freunden keine Liebe zum Schöpfer erreichen kann.


Doch ich kann mir selbst sagen, dass ich nur eines davon habe, dass ich mit ihnen zusammen sitze und ihre Reden ertrage, die überhaupt nicht nach meinem Geschmack oder nach meinem Geist sind - und zwar Korrektur durch Leiden. Und da ist nichts zu machen, da man mir sagt, dass ich Leiden in dieser Welt erdulden muss, und so leide ich, und sitze, und warte, bis die Stunde kommt, wenn ich von ihnen weglaufen kann und nicht mehr die Niedertracht schauen muss, die ich in ihnen sehe.


Natürlich entnimmt ein solcher Mensch der Liebe zu Freunden nicht das Heilmittel, welches da heißt: "Liebe zum Nächsten". Er handelt nur davon ausgehend, dass man ihm sagte, dass er keinen Ausweg hat, denn sonst wird er nicht die Liebe zum Schöpfer erreichen können. Also erfüllt er nun das Gebot der Liebe zu Freunden, indem er alle Verpflichtungen erfüllt, die Freunden vorgeschrieben werden. Doch das, was er eigentlich lernen muss, geht an ihm vorbei. D.h. er kann nicht aus der Selbstliebe austreten, aus seinem Egoismus, und erreicht keine Nächstenliebe. Und dieses Gebot erfüllt er nicht aus Liebe, sondern aus Angst, denn es ist unmöglich, Liebe zum Schöpfer zu erreichen, bevor man nicht die Liebe zu Freunden erreicht. Daher fürchtet er sich, das Gebot der Liebe zu Freunden nicht zu erfüllen, da er sonst die Liebe zum Schöpfer nicht erreichen wird.


Ähnlich kann in unserem Beispiel der Mensch nicht in den zweiten Stock steigen, wo sich der König befindet, bevor er nicht das erste Stockwerk erklimmt. Und der Sinn besteht hier darin, dass er es lernen muss, die Würde des Königs nicht zu verletzen. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass ein Mensch, der in den zweiten Stockwerk stieg, sich freuen soll, denn jetzt lernt er, sich in Anwesenheit des Königs richtig zu verhalten, und wenn er sodann den königlichen Palast betritt, dann wird er die Würde des Königs nicht verletzen. Während er daher im zweiten Stockwerk ist, muss er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Gesetze richten, die hier gelten, und sich darin üben, denn er will zum König eintreten, um ihm zu dienen, und nicht, um seine Würde zu verletzen.


Das bezieht sich jedoch nur auf diejenigen, die beim König eintreten wollen, um Ihm Genuss zu bereiten. Wer aber beim König eintreten möchte, um etwas für sich zu bekommen, betrachtet seine Anwesenheit im ersten Stock als überflüssig und uninteressant. Und in den ersten Stock steigt er nur aus Angst auf, weil er weiß, dass man ihn sonst nicht in den zweiten Stock lassen wird. Doch er fühlt keinerlei Bedürfnis, Verhaltensregeln im Beisein des Königs zu studieren, die man dort lehrt. Denn sein ganzer Wunsch, vor dem König zu erscheinen, ist nur auf der Selbstliebe basiert, also auf dem Egoismus.

Daher müssen wir uns bewusst machen, dass uns das Gebot der Liebe zu Freunden gegeben ist, um durch dieses zu lernen, die Würde des Königs nicht zu verletzen. Anders gesagt, wenn "dem Schöpfer Genuss zu bereiten" nicht der einzige Wunsch des Menschen ist, dann wird dieser Mensch unbedingt die Würde des Königs verletzen. Daher dürfen wir nicht die Liebe zu Freunden vernachlässigen, denn dadurch wird der Mensch lernen, aus seinem Egoismus auszutreten, und sich auf den Weg der Nächstenliebe zu begeben. Und sobald der Mensch seine ganze spirituelle Arbeit abschließt, die mit der Nächstenliebe verbunden ist, dann wird er der Liebe zum Schöpfer würdigt.


Und man muss wissen, dass die Liebe zu Freunden über eine Besonderheit verfügt, dass nämlich der Mensch sich nicht selbst betrügen kann, indem er sagt, dass er seine Freunde liebt, während er sie in Wirklichkeit nicht liebt. Denn hier kann sich der Mensch selbst prüfen - ob er tatsächlich seine Freunde liebt oder nicht. Und in der Liebe zum Schöpfer kann sich der Mensch nicht prüfen: ob die Liebe zum Schöpfer tatsächlich seine Absicht darstellt, d.h. ob er tatsächlich nur dem Schöpfer geben möchte, oder ob sein Wunsch im Empfangen für sich besteht.


Doch man muss wissen, dass nach all den Korrekturen, die der Mensch ohne die Hilfe des Schöpfers durchzuführen vermag, er dennoch nicht um im Geringsten in der spirituellen Arbeit vorankommt. Und hier entsteht die Frage. Wozu denn der Mensch all das tun soll, wenn er danach dennoch der Hilfe des Schöpfers würdig werden muss. Kann der Schöpfer nicht etwa ohne Tätigkeit vonseiten des Geschöpfes Hilfe leisten? Denn in jedem Fall werden ihm die Handlungen des Schöpfers nicht beim spirituellen Fortschritt behilflich sein.
Und die Sache ist hier, dass solange der Mensch nicht seine spirituelle Arbeit beginnt, er nicht weiß, dass er nicht in der Lage ist, seinen Egoismus zu besiegen. Sobald jedoch der Mensch seine spirituelle Arbeit beginnt und alles tut, was er nur kann, kann er ein wahres Gebet zum Schöpfer sprechen und Ihn um Hilfe bitten.


Wozu will aber der Schöpfer, dass der Mensch ein wahres Gebet an Ihn richtet? Man würde meinen, dass nur die Menschen wollen können, dass man sich mit einer richtigen Bitte an sie wendet. Denn wenn ein Mensch seinen Freund ordentlich um etwas bittet, dann bedeutet das, dass er ihm später ordentlich dankbar sein wird. Und   bekanntlich sind den Menschen Respekt und Anerkennung der Umgebung sehr wichtig, und da die Dankbarkeit den Menschen sozusagen vor seinem Freund erniedrigt, hat der Letztere Genuss daran. Wenn jedoch die Rede vom Schöpfer ist - braucht etwa auch Er die Ehrungen, welche die Menschen ihm entgegenbringen können? Wozu will der Schöpfer, dass der Mensch ein wahres Gebet aus der Tiefe des Herzen an ihn richtet?


Und die Sache ist die, dass bekanntlich kein Licht ohne das Verlangen danach sein kann, es also unmöglich ist, dem Menschen etwas zu geben, was keinen riesigen Wert für ihn hat. Denn ein Mensch, der kein richtiges Verlangen hat, irgendeine Sache zu besitzen, wird sie nicht schätzen und nicht bewahren, und schließlich wird sie verschwinden. Und das, weil das menschliche Bedürfnis nach einer Sache in jenem Maß ist, wie sehr ihm dieser Gegenstand fehlt. Und nur das Bedürfnis verleiht ihm die Empfindung der Wichtigkeit des gegebenen Gegenstands. Und in dem Maß der Wichtigkeit des Gegenstandes wird der Mensch aufpassen, damit der Gegenstand nicht verloren geht, denn sonst geht alles an die "Kräfte des Bösen" (Klipot).


Und dieser Zustand, wenn alles in die egoistischen Wünsche fließt, die all das "reine" (Keduscha) in sich aufnehmen, was der Mensch vernachlässigt, wird als "Saugen der Klipot" bezeichnet. Daraus verstehen wir, warum der Mensch die spirituelle Arbeit beginnen soll. Doch warum verlieh der Schöpfer dem Menschen nicht die Kräfte, um die spirituelle Arbeit selbst, und ohne Seine Hilfe, abzuschließen?
Und die Antwort liegt im Folgenden. Es ist bekannt, was im Buch Sohar hinsichtlich der Worte der Weisen steht: "Wer kam, um sich zu reinigen, dem hilft man". Daraufhin fragt der Sohar: "Wie?". Und antwortet: "Durch eine neue reine Seele" (Neshmata Kadischa), d.h. dieser Mensch bekommt eine Erleuchtung von oben, welche eben als die "Seele" bezeichnet wird, genannt "Erkenntnis der Göttlichkeit", die einen Teil des Schöpfungsplanes darstellt, allen Seinen Geschöpfen Genuss zu schenken.


Dank dem also, dass der Mensch das Streben und den Wunsch hat, Handlungen um des Gebens willen auszuführen, kann er anschließend Licht darin empfangen, welches als Seele bezeichnet wird. Somit sind beide Faktoren notwendig. Dadurch, dass der Mensch mit der spirituellen Arbeit beginnt, erhält er ein Gefäß. Und da er nicht in der Lage ist, die selbstständig abzuschließen, und gezwungen ist, zum Schöpfer um Hilfe zu rufen, erhält er das Licht.


Und nun können wir die Worte verstehen: "Komm zum Pharao, denn Ich habe sein Herz verhärtet, sowie das Herz seiner Sklaven, um all diese Meinen Zeichen an ihnen zu vollbringen". Warum verhärtete aber der Schöpfer sein Herz? Die Schrift erklärt: "Um Meine Zeichen an ihnen zu vollbringen". Doch der wahre Sinn dieser Frage ist: wozu verhärtete der Schöpfer das Herz des Menschen so sehr, dass er das Böse in sich nicht selbstständig bekämpfen kann?


Die Antwort besteht darin, dass der Mensch zum Schöpfer schreien soll. Und dadurch wird er ein Gefäß, das Kli erhalten. Und dann wird der Schöpfer innerhalb dieses Gefäßes Buchstaben der Tora platzieren können. Und das wird als die Seele bezeichnet, die der Schöpfer dem Menschen als Hilfe gibt. Dieser Zustand heißt: "Die Tora und der Schöpfer sind ein Ganzes", denn "Meine Zeichen" bedeutet "Buchstaben der Thora" (ein Wortspiel im Hebräischen, Anm. Ü.), also die Namen des Schöpfers. Das bedeutet, "Seinen Geschöpfen Genuss zu schenken", was einen Teil des Schöpfungsplanes darstellt. Und das kann nur mit einem geschehen, der einen dazu geeigneten Wunsch (Willen) hat. Und dieser Wunsch entsteht durch die Verhärtung des Herzen, die bewirkt, dass der Mensch zum Schöpfer um Hilfe schreit. Und Seine Hilfe besteht, wie oben gesagt wurde, in der Schenkung einer "neuen reinen Seele".


Nun muss man die Worte verstehen: "Komm zum Pharao" ("Lass und zum Pharao ziehen"), d.h. "Lass uns zu zweit gehen". Der Mensch muss die Arbeit beginnen, um zu sehen, dass er nicht in der Lage ist, es allein zu schaffen. Das ist daraus ersichtlich, wie Moses sich fürchtete, zu ihm zu gehen, und dem Schöpfer ihm sagte: "Siehe, ich werde dich zu Pharao führen….", und das war eine Hilfe vom Schöpfer. Und worin bestand diese Hilfe? In einer "neuen reinen Seele", wie es im Buch Sohar heißt.


Somit fand die Verhärtung des Herzens, wie geschrieben steht: "Ich verhärtete sein Herz" zu dem Zweck statt, dass beim Menschen ein Bedürfnis nach einem gebet entsteht. Und zwar ist dieses Gefäß nicht das, was es bei den Menschen gibt, die nach dem Respekt der Umgebung streben, und diesen Respekt von denjenigen erhalten, die mit Bitten kommen. Hier besteht der Sinn des Gebetes darin, dass beim Menschen ein Gefäß (Kli) entsteht, damit er die Hilfe des Schöpfers nötig hat. Denn "es gibt kein Licht ohne Gefäß". Und wenn der Mensch sieht, dass er nicht in der Lage ist, allein zurecht zu kommen, dann entsteht bei ihm ein Bedürfnis nach der Hilfe des Schöpfers.
Und darüber sagten unsere Weisen: "der Schöpfer dürstet nach dem Gebet der Gerechten". Braucht es in etwa der Schöpfer, dass der Mensch aufgibt und Ihn um Hilfe anfleht? Wie wir bereits sagten, besteht der Wille des Schöpfers darin, Seinen Geschöpfen Vergnügen zu schenken, und da es kein Licht ohne Gefäß gibt, dürstet er danach, das Gebet der Gerechten zu erhören, mit dessen Hilfe sie ihre Gefäße eröffnen werden, und der Schöpfer Sein Licht in sie geben können wird. Daraus folgt, dass der Moment, in welchem der Mensch sieht, dass er nicht in der Lage ist, sein Böses zu bekämpfen, den richtigen Zeitpunkt darstellt, um den Schöpfer um Hilfe zu bitten.

 

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