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1985-86, Über dem Verstand betreffend

Artikel Nr. 21, 1985-86

Was „Über dem Verstand“ betrifft, so sollten wir diese Methode sowohl zwischen dem Menschen und seinem Freund als auch zwischen dem Menschen und dem Schöpfer anwenden. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen ihnen. Zwischen einem Menschen und dem Schöpfer muss diese Methode für immer bestehen bleiben. Mit anderen Worten, man darf diese Methode, genannt „Glaube über dem Verstand“ niemals geringschätzen. Und zwischen Freunden, wenn er den Vorteil seines Freundes innerhalb seines Verstandes sehen kann, ist es umso besser.

Jedoch ist die Natur des Körpers dem entgegengesetzt - man sieht immer den Fehler des Freundes und nicht seine gute Seite. Deshalb sagten unsere Weisen: „Richte jeden Menschen wohlwollend“. Mit anderen Worten, obwohl er innerhalb seines Verstandes sieht, dass sein Freund Unrecht hat, sollte er dennoch versuchen, über ihn wohlwollend zu richten. Und dies kann über dem Verstand sein. Das heißt, dass er, obwohl er ihn innerhalb seines Verstandes nicht rechtfertigen kann, er ihn trotzdem über dem Verstand rechtfertigt.

Wenn er ihn jedoch innerhalb des Verstandes rechtfertigen kann, dann ist dies eindeutig besser. Wenn er zum Beispiel sieht, dass die Freunde auf einer höheren Stufe stehen als er selbst und er innerhalb des Verstandes sieht, dass er sich im Vergleich zu seinen Freunden in tiefster Niedrigkeit befindet, dass all seine Freunde pünktlich den Zeitplan ihres Kommens zum Versammlungshaus einhalten und größeres Interesse haben an allem, was unter den Freunden passiert und jedem auf jegliche Art helfen und sofort jeden Ratschlag des Lehrers für die Arbeit in die Tat umsetzen usw. beeinflusst ihn das sicherlich und gibt ihm die Kraft, seine Faulheit zu überwinden und vor dem Morgengrauen aufzustehen, um die Zeit, zu der sie ihn wecken.

Und während des Unterrichtes ist sein Körper mehr an der Lektion interessiert, da er ansonsten hinter seinen Freunden zurückbleibt. Ebenso muss er alles, was die Kedusha (Heiligkeit) betrifft, in größerer Ernsthaftigkeit aufnehmen, weil der Körper keine Niedrigkeit tolerieren kann. Wenn sich sein Körper überdies die Freunde ansieht, versteht er, dass sie alle für den Schöpfer arbeiten, und dann lässt sein Körper auch ihn für den Schöpfer arbeiten.

Und der Grund, warum ihm der Körper dabei hilft, für den Himmel zu wirken, ist wie bereits oben erwähnt, dass der Körper nicht die Niedrigkeit ertragen will. Im Gegenteil, jeder hat seinen Stolz und will nicht akzeptieren, dass sein Freund größer ist als er selbst. Wenn er daher sieht, dass die Freunde sich auf einer höheren Stufe befinden als er, dann verursacht dies ihm in jedem Fall einen Aufstieg.

Dies ist die Bedeutung von dem, was die Weisen sagten: „Der Neid derjenigen, die zählen, vermehrt die Weisheit“. Mit anderen Worten, wenn all die Freunde die Gemeinschaft auf einer hohen Stufe sehen, ist es sowohl was die Gedanken als auch was die Handlungen betrifft natürlich, dass jeder Einzelne seine Stufe auf eine höhere Stufe erheben muss; höher als jene, auf der er sich dank seiner eigenen Eigenschaften befindet.

Das bedeutet, dass selbst, wenn er von sich aus kein Bedürfnis nach großen Verlangen hat und nicht nach Ehre strebt, er in jedem Fall zusätzliche Kräfte erlangen kann, die er von Natur aus nicht besitzt. Im Gegenteil, das Maß seines Neides, gebiert neue Kräfte in ihm, die in der Gemeinschaft existieren. Und durch sie empfängt er diese neuen Eigenschaften – es sind Kräfte, die er nicht von seinen Eltern geerbt hat. Daher besitzt er nun neue Eigenschaften, welche die Gemeinschaft in ihm erschaffen hat.

Es zeigt sich, dass ein Mensch von den Eltern vererbte Eigenschaften hat und solche, die er von der Gemeinschaft bekommt, welche neu erworben sind. Und diese erhält er nur, indem er sich an die Gemeinschaft bindet und durch den Neid, den er gegenüber seinen Freunden empfindet, wenn er sieht, dass sie bessere Eigenschaften haben als er. Das motiviert ihn nun, ihre guten Eigenschaften zu übernehmen, welche er nicht besitzt und auf die er neidisch ist.

Daher erhält er durch die Gemeinschaft  neue Eigenschaften, die er annimmt, indem er sieht, dass die Freunde sich auf einer höheren Stufe befinden als er und um die er sie beneidet. Dies ist der Grund, warum er nun größer sein kann, als wenn er diese Gemeinschaft nicht hätte, da er durch die Gemeinschaft neue Kräfte bekommt.

Dies kann man nun behaupten, wenn er die Freunde wirklich auf einer höheren Stufe als sich selbst sieht. Aber zur selben Zeit zeigt ihm der Böse Trieb die Niedrigkeit der Gemeinschaft und lässt ihn denken: „Im Gegenteil, diese Gemeinschaft, an die du dich binden willst, ist nichts für dich. Sie sind viele Stufen unter dir. Von einer solchen Gemeinschaft wirst du   nichts bekommen, da zwar deine dir angeborenen Kräfte klein sind, aber die Kräfte dieser Gemeinschaft noch kleiner sind als deine. Daher entferne dich von ihnen. Und wenn du dich mit ihnen verbinden willst, dann solltest du zumindest dafür sorgen, dass sie auf deine Stimme hören werden, das bedeutet, dass sie deiner Meinung darüber folgen werden, wie sich die Gemeinschaft benehmen sollte: wie sie sitzt, wenn sie sich versammelt, wie sie studiert und wie sie betet. Mit anderen Worten werden sie entweder alle ernsthaft sein und Gott behüte, dass sie auch nur lächeln sollten, und niemals werden sie die materielle Existenz der Freunde diskutieren – ob und wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, einfach oder unter Schwierigkeiten. Ob er einen Arbeitsplatz hat, unter dem er nicht leidet oder ob er schwierige Hausbesitzer hat, die ihm das Leben schwer machen, oder ob seine Mitarbeiter ihn nicht bedauern, weil er religiös ist, usw.

Darüber nachzudenken ist unwichtig und reine Zeitverschwendung, denn dies sind nur materielle Angelegenheiten. Er kam jedoch, um an einer Versammlung Israels teilzunehmen mit dem erhabenen Ziel, ein wahrer Diener des Schöpfers zu sein.

Daraus folgt, dass wenn er seine materielle Existenz vergessen will - wobei die Sorge um diese ihm tatsächlich bis ans Herz reicht und er sie trotz allem aufgibt und sich nicht an sie erinnern will - die Freunde kommen und beginnen, über das materielle Leben der Freunde zu sprechen. Und er kümmert sich nicht um die Körperlichkeit seiner Freunde, da er nun Spiritualität will: „Also warum verwirren mich meine Freunde mit weltlichen Angelegenheiten, die mich überhaupt nicht betreffen? Soll ich meine Körperlichkeit vergessen, um über die Körperlichkeit der Freunde nachzudenken, kann das sein?“ Wenn es so ist, sagt ihm der Körper, ‚Es ist besser, du hörst auf mich und hältst dich von ihnen fern. Und du wirst sicherlich erfolgreicher sein. Also warum lässt du dich durch solchen Unsinn durcheinander bringen?’

Wenn der Körper ihm somit die Niedrigkeit der Freunde zeigt, was kann er seinem Körper antworten, wenn der mit Argumenten eines Gerechten kommt? Das bedeutet, dass der Körper  ihm nicht etwa rät sich von der Gemeinschaft zu entfernen, damit er, Gott behüte, zum Frevler wird. Im Gegenteil, der Körper sagt ihm: „Indem du dich von der Gemeinschaft entfernst, wirst du ein Gerechter sein, und du wirst nur an Spiritualität denken, und nur wenn nötig, auch an die Körperlichkeit“.

Und wenn ein Mensch trotzdem glaubt, dass es ohne eine Gemeinschaft unmöglich ist, voranzukommen und zur Schöpferliebe zu gelangen, da dies das Sprungbrett für das Verlassen der Selbstliebe und das Eintreten in die Schöpferliebe ist, dann gibt es keinen anderen Ratschlag für ihn außer, über den Verstand zu gehen. Das heißt, er sollte seinem Körper sagen: „Die Tatsache, dass du siehst, dass sie nicht wirklich auf der Stufe sind, wo sie sich nach der Schöpferliebe sehnen, so wie du es verlangst – und weil du mein Körper bist, sehe ich in dir, dass du heiliger bist als all die Körper der Freunde, da du ein Diener des Schöpfers sein willst.

Ich sehe, dass du mir rätst, die Freunde zu verlassen, weil ihre Körper bereits von außen ihre  Niederträchtigkeit erkennen lassen und sie nicht die Kraft haben, ihre anstößigen Eigenschaften zu verdecken, wie es üblicherweise geschieht, nämlich dass jeder das Böse in sich vor dem anderen verbirgt, damit der andere ihn für seine hervorragenden Eigenschaften respektiert. Aber hier ist das Böse in ihnen so groß, dass sie unfähig sind, es zu bezwingen und vor den anderen zu verbergen. Aus meiner Sicht sind sie daher auf jeden Fall unehrenhaft.

Jedoch ohne die Gemeinschaft gewinne ich nichts, trotz all meiner guten Eigenschaften. Daher werde ich über dem Verstand einhalten, was unsere Weisen sagten (Awot, Kapitel 4): „Sei sehr, sehr demütig. Also muss ich über den Verstand gehen und glauben, dass sie auf einer höheren Stufe stehen als ich. Und dann ist es mir entsprechend meines Glaubens möglich, Ermutigung und Stärkung von der Gemeinschaft zu empfangen und von ihnen zu erhalten was die Gemeinschaft geben kann.“

Daraus folgt, dass die Annahme der Freundesliebe über dem Verstand eine Notwendigkeit darstellt, da er keine andere Wahl hat, wobei er innerhalb des Verstandes erkennt, dass er Recht hat.

Bezüglich der Freunde ist innerhalb des Verstandes wichtiger als über dem Verstand. Denn wenn sich ein Mensch an Dwekut (Anheftung an den Schöpfer) mittels seiner Arbeit annähern will, bei der er nur in der Ausrichtung zu geben sein will, beginnt er, das Böse zu enthüllen. Und was die Erkenntnis des Bösen betrifft, so ist das keine intellektuelle Sache, sondern vielmehr eine Empfindung im Herzen.

Dies bedeutet, dass er selbst fühlen muss, dass er schlechter und niedriger als die ganze Welt ist. Und wenn er dieses Gefühl noch nicht erreicht hat, sondern meint, es gäbe immer noch jemanden, der schlechter als er selbst ist, dann hat er sicherlich die Erkenntnis des Bösen noch nicht erlangt. Mit anderen Worten, das Böse ist noch immer in seinem Herzen verborgen und hat sich ihm noch nicht enthüllt.

Denn es ist nicht möglich, das Böse zu sehen, es sei denn, er hat auch ein bisschen Gutes. Zum Beispiel ist es unmöglich, in einem dunklen Haus Schmutz zu finden. Aber wenn man das Licht anmacht, kann man den Schmutz sehen. Genauso ist es, wenn jemand keine guten Taten ausführt, wenn er sich nicht mit Tora und Mizwot beschäftigt und wünscht, dem Schöpfer nahezukommen, denn dann hat er kein Licht, um sein Herz zu erleuchten, was ihm ermöglichen würde, das Böse in seinem Herzen zu sehen. Und deswegen erkennt er noch immer nicht, dass es in seinem Herzen mehr Böses gibt als in all seinen Freunden – weil es ihm an Gutem mangelt. Aus diesem Grund hält er sich für tugendhafter als seine Freunde.

Aus dem Gesagten folgt, dass er all dies sieht, nämlich dass die Freunde schlechter als er sind, weil es ihm an Licht fehlt, das für ihn leuchten wird, so dass er das Böse in sich erkennen wird. Folglich ist die Sache des sich im Menschen befindlichen Bösen nicht an sich böse, da alle dieses Böse haben, genannt „Wille zu empfangen um zu empfangen“ – welcher die Selbstliebe ist; der ganze Unterschied liegt nur in der Enthüllung des Bösen. Mit anderen Worten sieht und fühlt nicht jeder Mensch, dass Selbstliebe schlecht und schädlich ist, und dass es ihm Schaden zufügen wird, sich damit zu befassen, seinen Willens zu empfangen zu füllen, die Maschine der Selbstliebe.

Jedoch wenn er die heilige Arbeit auf dem Weg der Wahrheit beginnt und wenn er Dwekut (Anheftung) mit dem Schöpfer erreichen will, alle seine Handlungen für den Schöpfer ausführen zu können, so empfängt er dadurch jedes mal ein bisschen Licht, welches für ihn scheint, so dass er spürt, dass die Selbstliebe etwas Schlechtes ist. Dies ist ein Vorgang, der Schritt für Schritt vor sich geht. Jedes Mal, wenn er sieht, wie er von Dwekut an den Schöpfer abgehalten wird, erkennt er im Willen zu empfangen seinen wirklichen Feind, so wie König Salomon den Bösen Trieb als „Feind“ bezeichnete. Es steht darüber geschrieben: „Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm Brot, denn du wirst brennende Kohlen auf seinem Kopf anhäufen.“

Wir sehen daher, dass in Wahrheit ein Mensch fühlen sollte, dass er schlechter ist als die anderen, weil dies tatsächlich der Wahrheit entspricht. Und wir sollten auch verstehen, was unsere Weisen sagten: „Der Neid derjenigen, die zählen, vermehrt die Weisheit“. Dies ist gerade so innerhalb des Verstandes. Aber über dem Verstand ist der Verdienst seines Freundes nicht offenkundig genug, als dass er sagen könnte, dass er Neid auf seinen Freund  empfindet, der ihn zu Arbeit und großer Anstrengung  veranlasst, weil sein Freund ihn aufgrund seines Neids dazu treibt.

Baal HaSulam interpretierte einen Satz von Rabbi Yohanan: „Der Schöpfer sah, dass es wenige Gerechte gibt. Er stand und pflanzte sie in jede Generation“, so wie gesagt wird: „denn die Säulen der Erde gehören dem Herrn, und Er hat die Welt darauf aufgebaut.“ RASHI interpretiert: „Verteile sie auf alle Generationen, um die Grundlage, Lebensunterhalt und ein Fundament für die Existenz der Welt (Yoma 78b) zu sein. „Wenige“ bedeutet, dass es weniger werden und sie verschwinden. Was machte Er daher? „Er stand und pflanzte sie in jede Generation“. Indem er sie in jede Generation pflanzte, werden sie sich vermehren.

Wir sollten verstehen, wie sie sich vervielfachen werden, wenn Er sie in jede Generation pflanzt. Man muss begreifen, inwiefern es einen Unterschied darin gibt, dass sich alle Gerechten in einer einzigen Generation befinden oder sie über alle Generationen verstreut sind, wie es aus dem Kommentar von RASHI hervorgeht, dass sich die Gerechten dadurch, dass sie über alle Generationen verstreut sind, vermehren werden.

Er, Baal HaSulam sagte: „Indem man Gerechte in jeder Generation hat, gibt es Platz für Menschen, die nicht die angeborenen Eigenschaften haben, Dwekut mit dem Schöpfer zu erreichen. Wenn sie sich jedoch mit den Gerechten jeder Generation verbinden, werden sie durch Anheftung an diese von deren Handlungen lernen und dadurch fähig sein, neue Eigenschaften durch die Gerechten zu erlangen, die es in jeder Generation gibt. Deshalb verstreute Er die Gerechten in jeder Generation, damit sich die Gerechten sich auf diesem Wege vermehren würden“.

Und wie bekannt ist, kann dasselbe durch die Anheftung an die Freunde erreicht werden - neue Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, Dwekut mit dem Schöpfer zu erreichen. Und all das stimmt, wenn er die Vorteile der Freunde sieht. Man muss sagen, dass er von ihren Handlungen lernen sollte. Wenn er jedoch sieht, dass er begabter als sie ist, dann gibt es nichts, was er von den Freunden empfangen könnte.

Deshalb sagten sie, dass er, wenn der Böse Trieb kommt und ihm die Niedrigkeit der Freunde zeigt, über den Verstand gehen muss. Es wäre jedoch sicherlich besser und er wäre erfolgreicher, könnte er innerhalb des Verstandes sehen, dass sich die Freunde auf einer höheren Stufe befinden als er. Und so können wir das Gebet verstehen, das Rabbi Elimelech für uns geschrieben hat: „Möge unser Herz die Tugenden unserer Freunde sehen, und nicht ihre Fehler“.

Zwischen dem Menschen und dem Schöpfer ist das jedoch eine ganz andere Sache. Mit anderen Worten, über dem Verstand ist besser, das bedeutet, wenn er mit Glauben über dem Verstand handelt, dann arbeitet er in richtiger Weise. Ebenso verhält es sich innerhalb des Verstandes, auch wenn der Intellekt eines Menschen es in anderer Weise begreift. Mit anderen Worten, jeder Mensch weiß und versteht, dass, wenn er nicht glauben müsste, sondern Seine Vorsehung der ganzen Welt enthüllt wäre (allen Geschöpfen), sich die ganze Welt sicherlich mit Tora und Mizwot beschäftigen würde, und es gäbe keinen Platz für säkulare Menschen. Vielmehr wären alle religiös.

Aber den unteren ist Seine Vorsehung nicht enthüllt, sondern sie müssen glauben. Der Glaube ist jedoch eine schwierige Sache, da uns der Schöpfer Intellekt und Verstand gab, um jede Sache mit unseren eigenen Augen zu betrachten. Und alle Angelegenheiten zwischen einem Menschen und seinem Freund beurteilen wir nur gemäß der Sichtweise unseres Intellekts, und wir haben außer dem Verstand nichts, was uns eine Unterscheidung erlauben würde, so wie unsere Weisen sagten: „Ein Richter hat nur das, was seine Augen sehen“ (Baba Batra 131). Daraus folgt, dass wir bei all unseren Angelegenheiten mit Verstand vorgehen, innerhalb des Verstandes und nicht über dem Verstand.

Und aus diesem Grund denkt ein Mensch, wenn er mit der Arbeit des Schöpfers beginnt und man ihm sagt, dass er Glauben über dem Verstand akzeptieren muss: „Ich sehe jedoch, dass uns der Schöpfer den Verstand gab, damit wir alles so verstehen, wie es unser Intellekt erfasst. Wie kann ich daher etwas annehmen, was gegen unseren Verstand ist?“ Es ist für den Körper eine sehr komplizierte Sache zu verstehen, dass es sich lohnt, die Arbeit der Heiligkeit über dem Verstand auszuführen.

Was über dem Verstand betrifft, so wird es sowohl auf das Herz als auch auf den Verstand angewandt. Daher kann nicht jeder Mensch die Arbeit der Heiligkeit in Form des Gebens durchführen, welche die Arbeit über dem Verstand ist. Wenn man die Gesamtheit der Welt die Arbeit des Schöpfers lehrt, ist die Reihenfolge so, wie Maimonides es sagte: Man beginnt in Lo Lishma [nicht für Ihren Namen], bis sie Wissen und noch mehr Weisheit erwerben, und dann enthüllt man ihnen, dass die Essenz der Arbeit im Geben liegt, und dies wird „Arbeit für den Schöpfer“ genannt.

Wir sollten jedoch verstehen, warum über dem Verstand besser ist. Denn die Vernunft zeigt uns das Gegenteil. Wäre die Arbeit für den Schöpfer in den Verstand gekleidet, würden mehr Menschen Diener des Schöpfers sein wollen. Darüber sagte Baal HaSulam, dass der Mensch nicht denken sollte,  dass die Arbeit, die der Schöpfer uns in der Form von über dem Verstand gab, eine niedrige Stufe darstellt. Vielmehr sollten wir glauben, dass es eine sehr hohe Stufe ist, denn gerade dadurch hat der Mensch die Möglichkeit, um des Gebens willen zu arbeiten. Ansonsten müsste er arbeiten, um zu empfangen.

Obwohl sicherlich mehr Menschen dienen würden, wenn die Arbeit innerhalb des Verstandes wäre, würden sie niemals fähig sein, Dwekut mit dem Schöpfer zu erlangen, welche die Arbeit um des Gebens willen ist. Auch wenn die Menge anwachsen würde, gäbe es unter dem Gesichtspunkt der Qualität für den Menschen keinerlei Möglichkeit, das Gute und den Genuss zu empfangen, die der Schöpfer den Geschöpfen bereiten will, da wie bekannt ist, der Wille des Schöpfers darin besteht, Seinen Geschöpfen Gutes zu tun.

Damit der Genuss und die Freude, die die Geschöpfe empfangen werden ohne jeglichen Mangel sein werden, das bedeutet, dass es nicht in der Form des Brotes der Scham sein wird, gab es die Korrektur des Zimzum (Einschränkung) - dass die obere Fülle nur bei Gleichheit der Form gegeben würde. Das bedeutet, dass die Geschöpfe die Fülle in den Gefäßen des Gebens empfangen. Und wenn es in den Geschöpfen keine Gefäße des Gebens gibt, müssen sie im Dunkeln verharren und dies wird „sie werden ohne Weisheit sterben“ genannt.

Wir sollten jedoch wissen, dass es das Licht der Tora ebenfalls in Lo Lishma
gibt, wie unsere Weisen sagten: „Der Mensch sollte sich stets mit Tora und Mizwot in Lo Lishma beschäftigen, weil wir von Lo Lishma zu Lishma kommen, da das Licht darin ihn verändert“. Aber anschließend muss der Mensch Lishma erreichen. Mit anderen Worten, er sollte in Herz und Verstand zur Arbeit über dem Verstand gelangen.

Zwischen einem Menschen und seinem Freund jedoch ist es sicherlich besser, wenn er in der Freundesliebe innerhalb des Verstandes arbeiten kann, sich also bemüht, den Freund auf einer höheren Stufe der Heiligkeit als sich selbst zu sehen. Das bedeutet, dass er innerhalb des Verstandes sieht, dass die Freunde der Anheftung an den Schöpfer näher sind als er. Natürlich ist das besser, als wenn er über dem Verstand glauben müsste.

Doch in Wahrheit sieht er, dass er sich auf einer höheren Stufe befindet als seine Freunde. Und innerhalb des Verstandes sieht er stets, dass die Freunde sich in Niedrigkeit befinden, während er über dem Verstand glaubt, dass es, da es eine Mizwa ist, nicht so ist, wie er es sieht. Sicherlich ist es besser, wenn er innerhalb des Verstandes sehen kann, dass die Freunde auf einer Stufe der Heiligkeit sind.

Ähnlich können wir die Verse (Samuel, 16:7) interpretieren: „Aber der Herr sagte zu Samuel: ‚Schaue nicht auf seine Erscheinung und auf seine Größe, denn Ich habe ihn zurückgewiesen; weil es nicht so ist, wie der Mensch es sieht, denn der Mensch sieht mit den Augen, jedoch der Herr sieht mit dem Herzen‘.“

Als der Schöpfer Samuel sandte, um einen der Söhne von Jishai zu salben, verstand Samuel durch das, was er mit seinen Augen sah, dass Eliav, Sohn von Jishai, besser als König Israels geeignet ist als König Saul, jedoch der Schöpfer war mit seiner Wahrnehmung nicht einverstanden. Am Ende brachten sie David, der das Vieh hütete, und David hatte rote Haare, helle Augen und war von schöner Erscheinung, „Und der Herr sagte: ‚Erhebe dich, salbe ihn: denn dies ist er.‘“

Was lehrt uns das? Wir sehen hier zwei Dinge:

1) Aus der Perspektive von Samuel, der nach dem Abwägen von Eliavs Tugenden diesen für geeignet hielt, König über Israel zu sein. Jedoch der Schöpfer sagte ihm: „Nein, folge nicht deinem eigenen Verstand“, denn was den Schöpfer betrifft, ist der Verstand wertlos. Da der Schöpfer einen König einsetzen wollte, wird dies viel mehr „zwischen dem Menschen  und dem Schöpfer" genannt, wo es keinen Platz für den Verstand gibt: „Denn Meine Gedanken sind nicht deine Gedanken, noch sind Meine Wege deine Wege“. Also, was wollte ihm der Schöpfer sagen? „Denn es ist nicht, wie es der Mensch sieht, denn der Mensch sieht mit den Augen, und der Ewige sieht mit dem Herzen“.

Basierend auf dem Obigen können wir interpretieren, dass „Denn der Mensch sieht mit den Augen“ geeignet ist zwischen einem Menschen und seinem Freund. In diesem Fall ist es gut, dass wir innerhalb des Verstandes in Übereinstimmung mit dem handeln können, was wir sehen.

Dies ist nicht so mit „Und der Ewige sieht ins Herz“. Was also den Schöpfer betrifft, so ist dies eine Sache über dem Verstand und der Mensch darf sich nicht danach richten, was er mit den eigenen Augen sieht, sondern: über dem Verstand. Daraus folgt, dass man zwei Dinge unterscheiden muss: 1) Über dem Verstand ist besser zwischen einem Menschen und dem Schöpfer 2) Innerhalb des Verstandes ist besser  zwischen einem Menschen und seinem Freund.

Deshalb sagte der Schöpfer zu ihm: „Schau nicht auf seine Erscheinung“, denn wenn es darum geht, was man mit den Augen wahrnimmt, so ist diese Sache gut zwischen dem Menschen und seinem Freund. Wenn du die Vorteile des Freundes innerhalb des Verstandes erkennen kannst, ist es umso besser. Jedoch hier ist das nicht so, wenn ich ihn als König einsetzen will. Diese Handlung gehört zu mir, ich will ihn als König. Dies wird genannt „zwischen einem Menschen und dem Schöpfer“. Gerade hier ist über dem Verstand die richtige Art zu arbeiten, denn genau auf diese Weise können wir zum Empfangen um zu geben gelangen. Ansonsten wird er ins Empfangen um zu empfangen fallen, welches eine Trennung und Entfernung von der Kedusha (Heiligkeit) bewirkt.

Es erhebt sich hier jedoch die Frage, nachdem ein Mensch sich entschieden hat, über dem Verstand zu handeln und nicht auf all die Fragen zu achten, die der Körper stellt; wenn er mit der Arbeit auf dem Weg des Gebens und des Glaubens über dem Verstand beginnt und alle Hindernisse überwindet, die der Körper an ihn in Form von Fragen aus der ganzen Welt  heranträgt; wenn er seine Augen schließt und nichts sehen will, was dem Verstand und dem Herzen widerspricht, sondern sich entschieden hat, nur über dem Verstand zu handeln - nach dieser Entscheidung, kommt er manchmal mit großen Ausreden, welchen der Körper zustimmen muss. Daher erkennt er, dass er nun innerhalb des Verstandes handelt.

Was kann er jedoch machen, wenn er nun durch die Ausreden, die er von Oben empfangen hat, sich selbst sagt: „Was kann ich nun machen, da ich jetzt keinen Ort habe, um über dem Verstand zu arbeiten? Ich sehe nun, dass alles, was ich mache, nur um zu geben ist, wie es sein sollte“. Daher hat er keinerlei Fragen mehr über den Dienst für den Schöpfer, durch die er gezwungen wäre, über dem Verstand zu arbeiten. Da aber die hauptsächliche Arbeit über dem Verstand ist, was kann er machen, wenn er sich in einem solchen Zustand befindet?

Baal HaSulam sagte, dass, wenn ein Mensch mit einer Enthüllung von Oben belohnt wird und nun fühlt, dass es sich auszahlt, ein Diener des Schöpfers zu sein, es sich also zeigt, dass er bis jetzt seine Arbeit über dem Verstand verrichten musste, welcher der Körper nicht zustimmt und er sich die ganze Zeit überwinden musste und darauf angewiesen war, dass der Schöpfer ihm Kraft geben würde, sich über dem Verstand zu überwinden. Nun jedoch bedarf er nicht länger der Hilfe des Schöpfers, da er jetzt fühlt, dass er eine Grundlage hat, auf der er sein Bauwerk errichten kann. Mit anderen Worten, er hat bereits Unterstützung, auf die er sich verlassen kann.

Es zeigt sich, dass er jetzt seinen Glauben befleckt, den er zuvor hatte, da er nun bereits sagen kann: „Gott sei dank bin ich nun die Bürde des Glaubens los, welche eine Bürde und eine Last für mich war. Aber jetzt habe ich bereits ein Fundament innerhalb des Verstandes, denn ich habe eine Erweckung von Oben empfangen, so dass der Körper zustimmt, dass es wert ist, sich mit Tora und Mizwot zu beschäftigen.“ In der Tat beschädigt er dadurch seinen Glauben.

Und Baal HaSulam sagte, dass man zu dieser Zeit sagen muss: „Nun sehe ich, dass der wahre Weg jener über dem Verstand ist. Und der Beweis dafür ist die Tatsache, dass ich nun mit einem Leuchten von Oben belohnt wurde, allein weil ich es auf mich genommen habe, über dem Verstand zu handeln. Deshalb wurde ich vom Schöpfer belohnt, indem er mich Ihm etwas annäherte und mir ein gewisses Erwachen von Oben gab“.

Und dieses Leuchten, das er nun empfing, gibt ihm die Antwort auf all seine Fragen. Es zeigt sich, dass dies auf die Arbeit über dem Verstand hinweist. Was soll ich nun tun, damit ich über dem Verstand weitermache? Es gilt lediglich, sich zu überwinden und nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, wie er seine Arbeit in über dem Verstand einkleiden kann.

Es zeigt sich, dass er dadurch seinen Glauben überhaupt nicht beschädigt hat, da er bereits wandelte, bevor er mit einem Leuchten von Oben belohnt wurde. Denn auch jetzt erhält er kein Leuchten für sein Fundament, um darauf die Struktur seiner Arbeit zu begründen. Er ist vielmehr davon überzeugt, dass er auf dem richtigen Weg geht, welcher der Glaube über dem Verstand ist. Nur in dieser Form der Arbeit bringt ihn der Schöpfer näher an Sich heran und gibt ihm Platz, sich Ihm anzunähern, da diese Annäherung ihn nicht in die Gefäße des Empfangens fallen lässt, welche „innerhalb des Verstandes“ genannt werden, da der Schöpfer sieht, dass er sich bemüht, nur über dem Verstand zu handeln.

Aus dem Obigen folgt, dass es betreffend über dem Verstand einen Unterschied zwischen einem Menschen und dem Schöpfer und einem Menschen und seinem Freund gibt. Zwischen einem Menschen und seinem Freund - wenn er die Tugenden seiner Freunde innerhalb des Verstandes sehen kann, ist das besser. Sieht er innerhalb des Verstandes jedoch nur die Fehler der Freunde, dann hat er keine Wahl, außer über den Verstand zu gehen und zu sagen: „Was ich sehe, höre und fühle, ist alles falsch und unwahr. Es ist unmöglich, dass ich mich in den Freunden geirrt habe, die ich ausgewählt habe, um mich mit ihnen zu verbinden, das bedeutet, dass ich mich verkalkuliert habe. Das heißt, ich dachte, dass ich durch sie spirituell reicher würde, da sie Besitztümer haben, die mir fehlen. Wenn ich mich daher mit ihnen verbinden würde, könnte ich mich auf eine höhere Stufe erheben, als ich dachte. Und jetzt sehe ich den Ratschlag, aber nun sehe ich es anders. Und ich hörte, dass Baal HaSulam sagte, dass das einzige, das einem Menschen helfen kann, aus der Selbstliebe herauszukommen, um mit der Schöpferliebe belohnt zu werden, die Liebe zu Freunden ist. Daher habe ich keine andere Wahl, außer mich mit diesen Freunden zu verbinden, obwohl ich mich gemäß meiner Sichtweise lieber von ihnen fernhalten und mich nicht mit ihnen verbinden sollte.

Ich habe jedoch keine Wahl und muss über dem Verstand glauben, dass in Wirklichkeit alle Freunde sich auf einer hohen Stufe befinden, ich jedoch mit meinen Augen ihre Tugenden nicht sehen kann.“ Dies ist der Grund, warum er über dem Verstand glauben muss. Wenn er jedoch den Wert der Freunde innerhalb des Verstandes erkennt, könnte er von den Freunden  sicherlich einen großen Vorteil für sich ableiten. Aber was kann er tun? Er hat keine Wahl.

Jedoch zwischen dem Menschen und dem Schöpfer verhält es sich anders. Denn wenn er über dem Verstand handeln kann, so ist das besser. Aus diesem Grund kann ein Mensch, wenn er mit etwas Leuchten von Oben belohnt wurde und Unterstützung innerhalb des Verstandes erhalten hat, sagen: „Nun sehe ich, dass es sich lohnt, ein Diener des Schöpfers zu sein, weil ich Sinn in der Arbeit empfinde.

Daraus folgt, dass er dieses Gefühl, dass er Bedeutung in der Arbeit spürt, als Basis und Grundlage nahm, auf denen er seinen Judaismus aufbaut. Und da er nun mit seinem Verstand versteht, dass es wert ist, sich mit Tora und Mizwot zu beschäftigen, beruht sein gesamtes Fundament auf dieser Bedingung. Sobald er also Sinn in der Arbeit empfindet, ist er würdig, auf die Stimme des Schöpfers zu hören. Daraus verstehen wir, dass er ohne Sinn in der Arbeit zu empfinden, die Mizwot des Schöpfers nicht einhalten kann.

Es ist bekannt, dass die Annahme des Königreichs des Himmels „mit deiner ganzen Seele und deinem ganzen Vermögen“ erfolgen muss. Also sogar, wenn ihm die Seele genommen wird. Und auch wenn er keinerlei Lebenskraft hat, nicht einmal Nefesh, ist er noch immer verpflichtet, ein Diener des Schöpfers zu sein. Man darf dem Schöpfer keine Bedingungen stellen, indem man Ihm sagt: „Wenn Du meine Wünsche erfüllst, also die Sache, in der ich einen Chissaron (einen Mangel) fühle, wenn Du also diesen Chissaron füllst, verspreche ich Dir, ein Diener des Schöpfers zu sein. Aber wenn Du meine Wünsche nicht erfüllst - Dinge, die ich glaube zu brauchen - kann ich nicht alles auf mich nehmen, was Du mir durch Mose befohlen hast.“

Aber der Mensch sollte die Bürde des Königreichs des Himmels ohne irgendwelche Bedingungen auf sich nehmen, das heißt sogar über dem Verstand. Und mehr noch als das - der Mensch muss sagen: „Dass wir über dem Verstand arbeiten müssen, folgt nicht etwa daraus, dass uns der Schöpfer keinen Verstand geben kann, sondern wir müssen glauben, dass all dies zu unserem Vorteil ist. Es zeigt sich also, dass wir uns gerade bezüglich zwischen dem Menschen und dem Schöpfer bemühen sollen, dass es über dem Verstand sei. Und wenn er etwas Verstand erhält, dann sollte er so handeln, wie oben erwähnt.

 

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