10) Wir sehen, dass Nefesh, welches das Licht des Lebens (Or ha Chajim) ist, eingekleidet in den Körper (Guf), unmittelbar aus dem Wesen des Schöpfers, Azmuto Itbarach als Existierendes aus dem Existierenden (Jesh mi Jesh) kommt. Indem dieses Licht seinen Weg durch die vier Welten ABYA geht, entfernt es sich stufenweise vom Schöpfer Itbarach, bis es ein Gefäß erwirbt, genannt Körper (Guf), welches ihm zugewiesen ist. Erst dann wird dieses Gefäß (Kli) als vollständig entwickelt definiert. Obwohl auf dieser Entwicklungsstufe das im Gefäß (Kli) innewohnende Licht (Or) so gering ist, dass seine Wurzel (Shoresh) nicht einmal erkannt werden kann, ist es jedoch imstande mit Hilfe der Tora und der Gebote (Tora u Mizwot) sein Gefäß (Kli) zu reinigen, mit der Absicht dem Schöpfer Freude zu bereiten. Auf diese Weise wird das Gefäß (Kli), genannt Körper (Guf), immer klarer und feiner, bis es tauglich und geeignet wird, die gesamte Lichtfülle (Shefa) in vollem Maße zu empfangen, welche der Schöpfer im Schöpfungsgedanken Machshewet ha Brija für das Gefäß vorgesehen hat. Genau das meinte Rabbi Chanania Ben Akaschia als er sagte: “Der Schöpfer wollte Israel belohnen, also gab Er ihnen die Tora und die Gebote - Tora u Mizwot.”
11) Jetzt können wir den wahren Unterschied zwischen dem Spirituellen und dem Materiellen verstehen. Wenn das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) seine volle Entwicklung in allen Stufen erreicht hat (wobei der Aspekt Bchina Dalet erreicht wurde), so heißt so ein Verlangen “materiell” und befindet sich in allen Einzelheiten der Wirklichkeit unserer Welt (Olam Ha Se). Alles, was über diesem hohen Grad des Verlangens zu Empfangen (Razon lekabel) liegt, (wenn dieses Verlangen noch nicht seine letzte Entwicklungsstufe erreicht hat), wird als spirituell bezeichnet und ein derartiges Verlangen bezieht sich auf die vier Welten ABYA (mit ihrer ganzen Wirklichkeit), die sich über der Stufe unserer Welt befinden.
Und nun kann man verstehen, dass alle Auf- und Abstiege, die sich in den Höheren Welten abspielen, unter keinen Umständen Bewegungen in einem Scheinraum darstellen, sondern sie sind einfach Änderungen vom Ausmaß des Verlangens zu Empfangen (Razon lekabel) innerhalb der vier Entwicklungsstufen. Das am weitesten von Bchina Dalet entfernte Objekt liegt im höchsten Punkt. Je näher ein Objekt an Bchina Dalet herankommt, desto tiefer ist seine Stufe.
12) Es ist wichtig zu begreifen, dass die Essenz eines jeden Gefäßes und der gesamten Schöpfung einzig und lediglich das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) ist. Alles außerhalb dieses Rahmens hat nichts mit der Schöpfung zu tun, sondern bezieht sich auf das Wesen des Schöpfers (Azmuto Itbarach). Weshalb betrachten wir dann das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) als etwas grobes, abscheulich schlechtes und der Korrektur bedürfend? Wir sind angehalten, es zu “reinigen” (lesakot) mit Hilfe der Tora und der Gebote; tun wir das nicht, sind wir nicht in der Lage, das letztendliche und oberste Edelziel, den Plan der Schöpfung, zu erreichen.
13) So wie materielle Objekte durch Abstand im Raum voneinander entfernt werden, so sind spirituelle Objekte (Parzufim) durch unterschiedliche innere Eigenschaften voneinander entfernt. Etwas Vergleichbares existiert so auch in unserer Welt. Wenn beispielsweise zwei Menschen ähnliche Ansichten vertreten und sich sympathisch sind, dann kann keine räumliche Entfernung die Sympathie füreinander beeinträchtigen. Und umgekehrt, wenn ihre Ansichten völlig voneinander abweichen, hassen sie sich und die räumliche Nähe kann diese beiden nicht im Geringsten vereinigen.
Also trennen und entfernen die Meinungsverschiedenheiten die Menschen voneinander und ähnliche Ansichten bringen sie zusammen. Und wenn zum Beispiel die Menschennatur des einen absolut diametral der eines anderen entgegensteht, fühlen sich diese Menschen voneinander so entfernt, wie Ost von West.
Dasselbe gilt auch in den spirituellen Welten: gegenseitige Entfernung, Annäherung, Verschmelzung und Einheit - diese Prozesse ereignen sich ausschließlich gemäß unterschiedlicher bzw. ähnlicher innerer Eigenschaften der spirituellen Objekte (Parzufim). So trennen sie sich je nach der Abweichung in den Eigenschaften, während ihre Ähnlichkeit sie aneinander annähert und verschmelzen lässt.
Dadurch muss man verstehen, dass das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) das Hauptelement und das unverbrüchliche Gesetz der Schöpfung ist, denn es ist der wesentliche Kern eines Geschöpfes. Es ist gerade das Gefäß (Kli), das notwendig und geeignet ist, den Zweck zu verwirklichen, der im Schöpfungsgedanken beinhaltet ist. Das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) der Schöpfung ist darum vom Schöpfer völlig getrennt geworden, da der Unterschied der Eigenschaften zwischen der Schöpfung und dem Schöpfer bis zu ihrem Gegensatz gelangt. Denn der Schöpfer ist das absolute Verlangen zu Schenken (Razon Lehashpia) und in Ihm steckt nicht einmal eine Spur des Verlangens zu Empfangen (Razon lekabel). Und die Schöpfung ist das absolute Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) und in ihr steckt nicht einmal eine Spur des Verlangens zu Schenken (Razon Lehashpia). Es ist unmöglich, sich einen größeren Kontrast vorzustellen als den zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung, zwischen dem Verlangen zu Schenken (Razon Lehashpia) und dem Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel). Daher ist es unumgänglich, dass diese Entgegengesetztheit der Eigenschaften die Schöpfung vom Schöpfer trennt.
14) Damit die Schöpfung aus so weiter Entfernung vom Schöpfer errettet werde, fand Zimzum Alef (die Erste Einschränkung/Kontraktion) statt und trennte Bchina Dalet von allen spirituellen Objekten (Parzufim). Das geschah auf solche Art und Weise, dass das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) zu einem leeren Raum wurde, ohne jegliches Licht. Nach Zimzum Alef haben alle spirituellen Objekte (Parzufim) einen korrigierenden Schirm (Massach) für ihr Gefäß (Kli Malchut), um zu vermeiden, dass Bchina Dalet in sich das Licht empfängt.
Im dem Moment, wenn sich das Höhere Licht (Or Elijon) bis zur Schöpfung erstreckt und versucht, sich ins Innere zu verbreiten, stößt der Schirm (Massach) das Licht zurück. Dieser Prozess heißt Zusammenstoß (Haka’a) zwischen Höherem Licht und dem Schirm (Massach). Als Ergebnis dieses Schlags steigt das Reflektierte Licht (Or Choser) von unten nach oben auf und kleidet sich in zehn Sfirot des Höheren Lichts (Or Elijon).
Der zurückgestoßene Teil des Lichts heißt das Reflektierte Licht (Or Choser) und indem es sich in das Höhere Licht (Or Elijon) kleidet, wird es nachher zum Gefäß des Empfangens (Kli Kabbalah) des Höheren Lichts (Or Choser), anstatt Bchina Dalet. Danach dehnt sich Malchut in Übereinstimmung mit der Höhe des Reflektierten Lichts (das zurückgestoßen war, von unten nach oben stieg und sich in das Höhere Licht einkleidete) aus, und breitet sich auch von oben nach unten hin aus; so dass sich auf diese Weise die Lichter in die Gefäße kleiden, das heißt in dieses Reflektierte Licht (Or Choser) hinein. Man sagt, dass das Höhere Licht (Or Elijon) sich in das Reflektierte Licht (Or Choser) kleidet.
Das nennt man Rosh (Kopf) und Guf (Körper) einer jeden Stufe. Der Zusammenstoß (Siwug de Haka’a) des Höheren Lichts (Or Elijon) mit dem Schirm (Massach) verursacht einen Aufstieg des Reflektierten Lichts (Or Choser) von unten nach oben und kleidet die zehn Sfirot des Höheren Lichts (Or Elijon) in die zehn Sfirot de Rosh (Kopf) - das bedeutet die Wurzeln der Gefäße (Kelim). Denn es ist da noch keine richtige Einkleidung möglich. Diese 10 Sefirot de Rosh sind noch nicht die wirklichen Gefäße; sie geben nur ihre Wurzeln weiter. Erst nachdem sich Malchut mit dem Reflektierten Licht von oben nach unten ausbreitet, ist das Reflektierte Licht (Or Choser) zu Ende und es wird zu den Gefäßen für das Höhere Licht (Or Elijon). Und nun kleiden sich die Lichter in die Gefäße, genannt “der Körper” (Guf) dieser bestimmten Stufe. Und die Bedeutung dieses Begriffs (“der Körper”) betrifft die echten, vollendeten Gefäße (Kelim).
15) Die neuen Gefäße (Kelim) in den spirituellen Objekten (Parzufim) anstelle von Bchina Dalet sind also nach der Ersten Einschränkung (Zimzum Alef) erschienen. Sie werden durch das Reflektierte Licht (Or Choser) als Ergebnis des Zusammenstoßes (Siwug de Haka’a) zwischen dem Licht (Or) und Schirm (Massach) gebildet. Wir müssen allerdings noch verstehen, wie dieses Reflektierte Licht (Or Choser) zu einem Gefäß für den Empfang (Kli Kabbalah) wird, nachdem es nur noch vom Empfangsgefäß reflektiert wurde. Es funktioniert in der Weise, dass das Licht zu einem Gefäß wird, also eine entgegengesetzte Rolle zu spielen beginnt.
Wir wollen zur Verdeutlichung ein Beispiel aus unserer Welt geben. Der Mensch achtet ganz natürlich das Verlangen zu geben; gleichzeitig hütet man sich zu empfangen, ohne gleichzeitig etwas zurückzugeben. Nehmen wir an, dass jemand zu einem Freund nach Hause kommt und zum Essen eingeladen wird. Natürlich will er alles zurückweisen, egal wie hungrig er auch sein mag, da ihm die Rolle eines Empfängers, der ein Geschenk empfängt, ohne zurückzugeben, unangenehm (verhasst) ist.
Sein Gastgeber fängt jedoch an, in zu überzeugen, indem er ihm klar macht, dass ein essender Gast seinem Gastgeber ungeheure Freude bereitet. Wenn der Gast dies als wahr empfindet, stimmt er dem Essen zu, da er sich dann nicht mehr als Empfangender und den Gastgeber als Schenkenden empfindet. Im Gegenteil empfindet sich der Gast als derjenige, der dem Gastgeber gibt und ihn durch seine Bereitschaft zu essen erfreut.
Es wird deutlich, dass trotz des Hungergefühls und Appetits – wobei gerade Hunger und Appetit das ursprüngliche Sondergefäß (Essen zu erhalten) ist – konnte der Gast wegen seines Schamgefühls keine Köstlichkeit anfassen. Erst durch die Überzeugungskünste des Gastgebers wurde es aufgelöst, und erst dann tauchten in ihm die Keime der neuen Empfangsgefässe für das Essen auf. Wir haben nun gesehen, wie ein neues Essen empfangendes Gefäß erschaffen wurde. Die wachsende Überredungskunst des Gastgebers und die sinkende Widerstandskraft des Gastes erreichen allmählich den genügenden Grad, um Empfangen (Kabbalah) in Schenken (Hashpa´a) umzuwandeln. Bis der Gast feststellen kann, dass er dem Gastgeber große Freude und Gefallen durch sein Essen bereitet. Denn nun sind bei ihm die Gefäße des Empfangens (Kli Kabbalah) für das Essen des Gastgebers geboren. Und nun sieht man, dass die Widerstandskraft des Gastes zur Grundlage seiner Empfangensgefäße für das Essen wurde. Die Tatsache des Empfangens blieb davon unberührt, einzig die Ausrichtung dieser Handlung – die Absicht/Intention (Kawana) - wurde umgewandelt. Genauso wie die Widerstandskraft und nicht Hunger und Appetit (die wahren Gefäße zu empfangen) Anlass wurde, das Essen zu empfangen.
16) Mit Hilfe dieses Beispiels vom Gastgeber und Gast können wir jetzt verstehen, was Siwug de Haka’a (Zusammenstoß) und das daraus resultierende Reflektierte Licht (Or Choser) ist, welches seinerseits zu einem neuen Gefäß (Kli) wird, das anstelle von Bchina Dalet das Höhere Licht (Or Elijon) empfängt. Die Wechselwirkung findet statt, da das Licht mit der Absicht auf den Schirm (Massach) trifft, in Bchina Dalet einzudringen. Das ähnelt einem Gastgeber, der den Gast zum Essen zu überzeugen versucht. In dem Maße wie der Gastgeber wünscht, dass sein Gast den von ihm zubereiteten Speisen zustimmt, so sehr möchte auch das Höhere Licht (Or Elijon) sich auf den Empfangenden verbreiten. Und der Schirm (Massach), der gegen das kommende Licht gerichtet ist und es zurückstößt, ähnelt der Widerstandskraft des Gasts und seiner Absage, Speise und Trank zu akzeptieren. So stößt er das Gute weg.
In diesem Beispiel findet man, dass gerade die Abweisung zu essen zu einem neuen, richtigen Empfangsgefäß (Kli Kabbalah) für das Essen wurde; auf diese Weise kann man sich vorstellen, dass das Reflektierte Licht (Or Choser) ein Empfangsgefäß (Kli Kabbalah) anstelle von Bchina Dalet wird, das diese Rolle vor der Ersten Einschränkung/Kontraktion (Zimzum Alef) spielte.
Wir müssen uns jedoch immer daran erinnern, dass dies nur in spirituellen Objekten (Parzufim) der Welten ABYA geschieht, während in Objekten (Parzufim), die sich auf die unreinen Kräfte (Klipot) und unsere Welt (Olam Ha Se) beziehen, weiterhin Bchina Dalet ein Empfangsgefäß (Kli Kabbalah) darstellt. Deswegen werden sie vom Höheren Licht (Or Elijon) getrennt. Daher gibt es weder in den unreinen Kräften (Klipot) noch in unserer Welt auch nur einen Funken Licht – wegen des Unterschieds zwischen den Eigenschaften von Bchina Dalet und denen des Schöpfers. Daher werden Klipot (unreine Kräfte: ein Verlangen, das Licht ohne Schirm, Massach, zu empfangen) und Sünder für tot gehalten, da das Verlangen, das Licht (Or) ohne Schirm (Massach) zu empfangen sie vom Licht allen Lebens - dem Licht des Schöpfers - trennt.
Fünf Stufen von Massach
17) Bisher haben wir die drei Basisdefinitionen in dieser Weisheit geklärt:
1. Das sind nun Licht und Gefäß (Or und Kli), wobei Or unmittelbar aus dem Wesen des Schöpfers (Azmuto Itbarach – des Schöpfers Licht) ausströmt und Kli das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) darstellt, das im Licht unbedingt enthalten ist und durch das Licht geschaffen wird. Je nach Ausmaß dieses Verlangens wurde aus dem Ganzen (dem Schöpfer) die Schöpfung ausgesondert. Das Licht enthält anfangs ein unterentwickeltes Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel), das sich mit zunehmender Entwicklung des Verlangens als Gefäß (Malchut) von ihm trennt. Malchut heißt daher “Sein Name” (Schmo) (Huh we Shmo Echad “Er und Sein Name sind Eins”). Der Zahlenwert des Worts Schmo stimmt mit dem von Razon (Verlangen) überein.
2. 10 Sfirot oder die vier Welten ABYA entsprechen den vier Bchinot (vier aufeinanderfolgenden Stufen/Phasen). Diese müssen in jedem Geschöpf vorkommen. Das Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel), oder Kli, steigt von der Stufe des Schöpfers herab durch diese vier Welten hindurch und gelangt in unserer Welt zu seiner vollen Ausreifung, zum vollkommenen Kli.
3. Die Erste Einschränkung/Kontraktion (Zimzum Alef) und der Schirm (Massach) für dieses Empfangsgefäß – Bchina Dalet – bringen ein neues Gefäß (Kli) in den 10 Sfirot anstelle von Bchina Dalet hervor. Das Gefäß ist die Absicht, dem Schöpfer zu geben und heißt “Or Choser” (reflektiertes Licht). Die Menge des erhaltenen Lichts hängt von der Intensität des Verlangens ab.
Diese drei Basisdefinitionen, wie sie hier erörtert wurden, muss man sich bestens aneignen und behalten, da man ohne sie nicht ein einziges Wort dieser Weisheit verstehen kann.
18) Wir werden nun den Sachverhalt der fünf Bchinot (Stufen) des Schirms (des Massach) klären, der die Größe des Kli während des Zusammenstoßes (Siwug de Haka’a) mit dem Höheren Licht (Or Elijon) ändert.
Es ist zunächst unbedingt zu verstehen, dass nach der Ersten Einschränkung/Kontraktion (Zimzum Alef) Bchina Dalet aufhört, ein Gefäß der 10 Sfirot zu sein, das auf Empfangen (Kli Kabbalah) ausgerichtet ist. Das Reflektierte Licht (Or Choser), das über den Schirm (Massach) als Ergebnis des Zusammenstoßes (Siwug de Haka’a) aufsteigt, spielt stattdessen diese Rolle. Jedoch muss Bchina Dalet mit ihrem mächtigen Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel) Or Choser begleiten. Ohne Bchina Dalet ist Or Choser völlig unfähig, ein Empfangsgefäß (Kli Kabbalah) zu sein.
Erinnerst Du Dich an die Situation zwischen dem Gastgeber und dem Gast (s. P.15)? Denn wir haben da bewiesen, dass die Widerstandskraft des Gastes und seine Absage, Speise und Trank zu akzeptieren, zum Empfangsgefäß (Kli Kabbalah) wurden und die Rolle des Hungers und des Appetits übernahmen. Da der Hunger und der Appetit – die üblichen Empfangsgefäße (Kli Kabbalah) – diese Funktion des Empfangens aufgrund ihres Scham- und Schmachgefühls, vom Gastgeber empfangen zu können, aufgaben. Indem der Gast ablehnt und absagt, wird aus Empfangen (Kabbalah) tatsächlich eine Tat des Gebens (Hashpa’a). Und dadurch werden die wahren Empfangsgefäße (Kli Kabbalah) erworben, tauglich und geeignet, das Essen des Gastgebers zu empfangen.
Man kann jedoch nicht sagen, dass der Gast kein Bedürfnis mehr nach den üblichen Gefäßen zum Empfangen (Kli Kabbalah), und zwar Hunger und Appetit, hat. Denn es versteht sich von selbst, dass er ohne Appetit nach Essen nicht in der Lage ist, das Verlangen (Razon) des Gastgebers zu erfüllen und ihn durch das Essen seiner Köstlichkeiten zu erfreuen. Es geht darum, dass der Hunger und der Appetit, die ihre übliche Funktion (Verlangen zu Empfangen, Razon lekabel) aufgaben, nun wegen der Ablehnung und der Absage in einer neuen Form vorkommen, nämlich das Empfangen um des Schenkens willen (Kabbalah Al´menat Lehaspi’a), um dem Gastgeber, dem Schöpfer, Freude zu bereiten. Schamgefühl hat dadurch zu Ehre, einem Vorzug, geführt.
Auf diese Weise behalten die üblichen Empfangsgefäße ihre vorhergehende Funktion, aber sie eignen sich eine neue Form/Ausrichtung an: Empfangen um des Schöpfers willen. Und man muss hier besonders beachten, dass die Grobheit (Awiut) von Bchina Dalet, dem Zustand gegensätzlich zum Schöpfer zu sein, nun verhindert, dass es ein Gefäß für den Empfang (Kli Kabbalah) von 10 Sfirot ist. Jedoch hat sich durch die Korrektur (Tikun) des Schirms (Massach) in Bchina Dalet (das Anprallen gegen das Höhere Licht, und sein Zurückstoßen) die vorherige untaugliche Form aufgedeckt und erhält eine neue Form, die Or Choser (Reflektiertes Licht) heißt, während Empfangen (Kabbalah) zu Schenken (Hashpa’a) wird, ähnlich wie wir es am Beispiel des Gastgebers und des Gastes gesehen haben.
Dennoch bleibt die Essenz der Anfangsform dieselbe, da der Gast, ohne Appetit zu haben, nicht essen kann. Doch ist die gesamte Kraft (Awiut) des Verlangens zu Empfangen von Bchina Dalet in Or Choser eingeschlossen. Auf diese Weise ist nun Or Choser zu einem korrigierten Empfangsgefäss (Kli Kabbalah) geworden.
Dementsprechend sind im Schirm (Massach) immer zwei Kräfte anwesend:
Die erste ist Kashiut, die Widerstandskraft, damit das Höhere Licht (Or Elijon) nicht empfangen wird;
Die zweite ist Awiut, die Kraft des Verlangens zu Empfangen (Razon lekabel) von Bchina Dalet, die im Schirm miteinbezogen ist. Als Ergebnis eines Zusammenpralls von Kashiut mit dem Licht (Siwug de Haka’a), ändert Awiut (Grobheit, Dicke) ganz und gar ihre Eigenschaften und wird zu Sakut (Feinheit, Dünne), das heißt das Empfangen (Kabbalah) entwickelt sich zum Schenken/Geben (Hashpa’a).
Diese zwei Kräfte wirken in allen fünf Teilen des Schirms (Massach): vier (Dalet) Bchinot – Chochma und Bina, Tiferet und Malchut (CHuB TuM), und in ihrer Wurzel (Shoresh), die Keter heißt.
19) Wie wir schon oben sagten, gelten die ersten drei Bchinot (Gimel Bchinot) noch nicht als ein Gefäß (Kli), sondern nur Bchina Dalet ist ein wahres Gefäß (Kli) (s. S.5). Da diese ersten drei Bchinot (Gimel Bchinot) die Ursache und Voraussetzung sind, die Phasen, die der Schöpfung von Bchina Dalet und ihrer Vollendung vorangehen, übernahm Bchina Dalet deren Eigenschaften und vervollständigte ihre eigene Entwicklung. Diese (Gimel Bchinot) waren sozusagen darin eingeprägt und schufen innerhalb Bchina Dalet ihre eigenen vier Stufen, je nach Ausmaß des Verlangens zu Empfangen (Razon lekabel).
Alles beginnt mit Bchina Alef, dem “reinsten”, geringfügigsten Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel), gefolgt von Bchina Bet, die merklich “gröber” als Bchina Alef ist, der eine grössere Awiut (Grobheit, Dicke) innewohnt als in Bchina Alef, eine höhere Stufe des Verlangens zu Empfangen (Razon lekabel).
Bchina Gimel hat Awiut, die noch größer ist als die von Bchina Bet. Schließlich entwickelt sich Bchina Dalet, die die dickste Awiut unter allen enthält, das entspricht dem größten, vollendeten Verlangen zu Empfangen (Razon lekabel), das die höchste, vollkommene und endgültige Stufe erreichte.
Es muss betont werden, dass die Wurzel (Shoresh), Keter, all dieser vier Bchinot ebenfalls ihr Gepräge in Bchina Dalet hinterlassen hat (Keter ist bekannt als die höchste Stufe von allen, die dem Schöpfer am nächsten steht und am reinsten, also sach, ist).
Also haben wir all fünf Stufen (Bchinot) des Verlangens zu Empfangen (Razon lekabel) genannt, die in Bchina Dalet eingeschlossen sind. Sie werden auch durch die Namen der 10 Sfirot KaCHaB TuM benannt, die in Bchina Dalet eingeschlossen sind, denn Dalet (vier) Bchinot sind: CHuB TuM (Chochma und Bina, Tiferet und Malchut), und die fünfte Stufe ist Shoresh (Wurzel), die Keter heißt.